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    nemo · angelegt
     

    AFFEKTVERSCHIEBUNG

    Hallo GeertV, hallo Doro, hier einige Gedanken von mir zu PEGIDA. Ich kann bei PEGIDA keine konkreten politischen Forderungen erkennen, die die Grundlage einer breiten gesellschaftlichen Diskussion sein könnten. Stattdessen schlägt mir überall die Semantik des Faschismus entgegen. Ersetzt die „Lügenpresse“ durch „Judenpresse“ und die angebliche „Islamisierung“ durch den Begriff “Verjudung“ und schon sind wir beim Thema.

    Die einzige konkrete politische Forderung der PEGIDA-Anhänger, die den ich ausmachen kann ist folgende: Die deutsche (Leit)Kultur, die sich bei ihnen hinter dem Begriff „christlich-jüdisches Abendland“ versteckt soll deutsch bleiben, in ihrer deutschen Reinheit nicht verwässert (beschmutzt?) werden. Integration wird als Forderung zur Unterordnung wahrgenommen und ist damit natürlich immer zum Scheitern verurteilt. So verstanden impliziert sie zudem, dass die Kultur desjenigen, der sich unterordnen muss minderwertig ist.

    Offenbar ist es, wie am Ende der Weimarer Republik durch die Nationalsozialisten, gelungen in Teilen der Bevölkerung so eine Art kollektiver Affektverschiebung zu organisieren. In Zeiten großer politischer und gesellschaftlicher Veränderungen, dem Ende jeder Gewissheit des einzelnen über seine Rolle in der Gesellschaft und die Sicherheit seiner eigenen materiellen Lebensgrundlage, wurde damals „der Jude“ als Schuldiger ausgemacht. Heute mutiert dieser politische Wiedergänger mit dem „Islam“ zum neuen Schuldigen.

    Ich muss gestehen, dass ich die breite Zustimmung – ich schätze bei bis zu 25% der bundesdeutschen Bevölkerung – für eine so unverhohlene Wiederkehr rassistischen und faschistischen Gedankenguts nicht für möglich gehalten habe und frage mich, was ich mit solchen Menschen diskutieren soll. Vielleicht ja die Frage was in dieser Republik noch christlich oder nach der Shoa gar jüdisch ist.

    Bleibt die Forderung an die etablierte Politik sich der Diskussion zu stellen. Sie hat das bisher tunlichst vermieden und auch die Kanzlerin hat mit ihrer Neujahrsansprache wieder einmal erst in letzter Sekunde die Kurve gekriegt. Was soll sie den diffusen Ängsten der PEGIDA-Anhänger auch entgegensetzen? Etwa dass sie mit CETA,TTIP und TISA auch die letzten Bereiche staatlicher Daseinsfürsorge dem neoliberalen Markt opfert? Oder dass sie fleißig mitgezündelt hat in der islamischen Welt und sich heute wundert, dass diejenigen denen sprichwörtlich das Dach über dem Kopf angezündet wurde auf einmal bei uns vor der Tür stehen und Unterkunft begehren? Nein sie wird das definitiv nicht tun.

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    nemo · angelegt
     

    AFFEKTVERSCHIEBUNG

    Hallo GeertV, hallo Doro, hier einige Gedanken von mir zu PEGIDA. Ich kann bei PEGIDA keine konkreten politischen Forderungen erkennen, die die Grundlage einer breiten gesellschaftlichen Diskussion sein könnten. Stattdessen schlägt mir überall die Semantik des Faschismus entgegen. Ersetzt die „Lügenpresse“ durch „Judenpresse“ und die angebliche „Islamisierung“ durch den Begriff “Verjudung“ und schon sind wir beim Thema.

    Die einzige konkrete politische Forderung der PEGIDA-Anhänger, den ich ausmachen kann ist folgende: Die deutsche (Leit)Kultur, die sich bei ihnen hinter dem Begriff „christlich-jüdisches Abendland“ versteckt soll deutsch bleiben, in ihrer deutschen Reinheit nicht verwässert (beschmutzt?) werden. Integration wird als Forderung zur Unterordnung wahrgenommen und ist damit natürlich immer zum Scheitern verurteilt. So verstanden impliziert sie zudem, dass die Kultur desjenigen, der sich unterordnen muss minderwertig ist.

    Offenbar ist es, wie am Ende der Weimarer Republik durch die Nationalsozialisten, gelungen in Teilen der Bevölkerung so eine Art kollektiver Affektverschiebung zu organisieren. In Zeiten großer politischer und gesellschaftlicher Veränderungen, dem Ende jeder Gewissheit des einzelnen über seine Rolle in der Gesellschaft und die Sicherheit seiner eigenen materiellen Lebensgrundlage, wurde damals „der Jude“ als Schuldiger ausgemacht. Heute mutiert dieser politische Wiedergänger mit dem „Islam“ zum neuen Schuldigen.

    Ich muss gestehen, dass ich die breite Zustimmung – ich schätze bei bis zu 25% der bundesdeutschen Bevölkerung – für eine so unverhohlene Wiederkehr rassistischen und faschistischen Gedankenguts nicht für möglich gehalten habe und frage mich, was ich mit solchen Menschen diskutieren soll. Vielleicht ja die Frage was in dieser Republik noch christlich oder nach der Shoa gar jüdisch ist.

    Bleibt die Forderung an die etablierte Politik sich der Diskussion zu stellen. Sie hat das bisher tunlichst vermieden und auch die Kanzlerin hat mit ihrer Neujahrsansprache wieder einmal erst in letzter Sekunde die Kurve gekriegt. Was soll sie den diffusen Ängsten der PEGIDA-Anhänger auch entgegensetzen? Etwa dass sie mit CETA,TTIP und TISA auch die letzten Bereiche staatlicher Daseinsfürsorge dem neoliberalen Markt opfert? Oder dass sie fleißig mitgezündelt hat in der islamischen Welt und sich heute wundert, dass diejenigen denen sprichwörtlich das Dach über dem Kopf angezündet wurde auf einmal bei uns vor der Tür stehen und Unterkunft begehren? Nein sie wird das definitiv nicht tun.

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    nemo · angelegt
     

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    Hallo GeertV, hallo Doro, hier einige Gedanken von mir zu PEGIDA. Ich kann bei PEGIDA keine konkreten politischen Forderungen erkennen, die die Grundlage einer breiten gesellschaftlichen Diskussion sein könnten. Stattdessen schlägt mir überall die Semantik des Faschismus entgegen. Ersetzt die „Lügenpresse“ durch „Judenpresse“ und die angebliche „Islamisierung“ durch den Begriff “Verjudung“ und schon sind wir beim Thema. Die einzige konkrete politische Forderung der PEGIDA-Anhänger, den ich ausmachen kann ist folgende: Die deutsche (Leit)Kultur, die sich bei ihnen hinter dem Begriff „christlich-jüdisches Abendland“ versteckt soll deutsch bleiben, in ihrer deutschen Reinheit nicht verwässert (beschmutzt?) werden. Integration wird als Forderung zur Unterordnung wahrgenommen und ist damit natürlich immer zum Scheitern verurteilt. So verstanden impliziert sie zudem, dass die Kultur desjenigen, der sich unterordnen muss minderwertig ist. Offenbar ist es, wie am Ende der Weimarer Republik durch die Nationalsozialisten, gelungen in Teilen der Bevölkerung so eine Art kollektiver Affektverschiebung zu organisieren. In Zeiten großer politischer und gesellschaftlicher Veränderungen, dem Ende jeder Gewissheit des einzelnen über seine Rolle in der Gesellschaft und die Sicherheit seiner eigenen materiellen Lebensgrundlage, wurde damals „der Jude“ als Schuldiger ausgemacht. Heute mutiert dieser politische Wiedergänger mit dem „Islam“ zum neuen Schuldigen. Ich muss gestehen, dass ich die breite Zustimmung – ich schätze bei bis zu 25% der bundesdeutschen Bevölkerung – für eine so unverhohlene Wiederkehr rassistischen und faschistischen Gedankenguts nicht für möglich gehalten habe und frage mich, was ich mit solchen Menschen diskutieren soll. Vielleicht ja die Frage was in dieser Republik noch christlich oder nach der Shoa gar jüdisch ist. Bleibt die Forderung an die etablierte Politik sich der Diskussion zu stellen. Sie hat das bisher tunlichst vermieden und auch die Kanzlerin hat mit ihrer Neujahrsansprache wieder einmal erst in letzter Sekunde die Kurve gekriegt. Was soll sie den diffusen Ängsten der PEGIDA-Anhänger auch entgegensetzen? Etwa dass sie mit CETA,TTIP und TISA auch die letzten Bereiche staatlicher Daseinsfürsorge dem neoliberalen Markt opfert? Oder dass sie fleißig mitgezündelt hat in der islamischen Welt und sich heute wundert, dass diejenigen denen sprichwörtlich das Dach über dem Kopf angezündet wurde auf einmal bei uns vor der Tür stehen und Unterkunft begehren? Nein sie wird das definitiv nicht tun.