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Politischer Aktivismus im Zeichen der Tragödie von Charlie Hebdo


picture alliance / dpa

Nach Polizeiangaben versammelten sich schätzungsweise 10000 Menschen am Brandenburger Tor in Berlin, um gegen Gewalt im Namen von Religion zu demonstrieren und der Opfer der Terroranschläge zwischen 07. und 09. Januar zu gedenken - Mahnwache der Muslime in Berlin - Foto: dpa


Ein Beitrag von larifari000

Die Offenheit unserer Gesellschaft spiegelt sich in den Demonstrationen gegen Pegida, den Mahnwachen zum Gedenken an die Opfer Charlie Hebdo's (u.a. initiiert durch den Zentralrat der Muslime) und Online-Aktivismus für ein Multikulturelles Deutschland und Europa.

Bei der Mahnwache am Brandenburger Tor in Berlin am 13. Januar zeigte sich ein regelrechtes Flaggenmeer. Eine EU-Flagge, ein dutzend türkische, mehrere syrische und Flaggen von Qatar und Israel waren zu sehen. Sind die Flaggen als Solidaritätsbekundung verschiedener Nationalitäten zu den Opfern der Anschläge zu verstehen? Oder zeugt eben dieses "Flagge zeigen" nicht von einer Abgrenzung zum kollektiven Bekenntnis? Oder von einer Nutzung der schrecklichen Vorfälle für politischen Aktivismus? Hierzu sind mir die Worte des Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Erinnerung geblieben, welcher in seiner Rede zum Großteil über den Terror der Hamas im Nahen Osten referierte.

Wie seht Ihr das?

Ps.: Dass Tragödien politisch genutzt werden ist wohl nichts neues und hat sich auch bei der Selbsteinladung Netanjahu's zum Trauermarsch in Paris deutlich gezeigt, wobei die Französische Regierung meiner Ansicht nach vernünftig reagiert hat.


Kommentare

  • Hallo larifari000,

    ob politische Reaktion oder Instrumentalisierung, die Liste der Trittbrettfahrer ist beeindruckend: - die CSU will härtere Strafen gegen Gotteslästerung, wie böse ist das? - David Cameron will verschlüsselte Chats abhören lassen, also alle Bürger überwachen, ausgenommen die Terroristen, die künftig aufs Chatten über ihre Anschlagspläne verzichten - die Vorratsdatenspeicherung ist auch wieder am Leben - Frankreich investiert noch mehr Geld in den Kampf gegen den IS, vielleicht wären Programme für identitätsgestörte und extremismus-gefährdete Jugendliche sinnvoller? - ....

    Die Einzigen, die gerade richtig Haltung beweisen, sind für mich die überlebenden Charlie Hebdo-RedakteurInnen.

    • Hallo jkippenberg, ich habe die Signifikanz dieses Mordanschlags an anderer Stelle auf publixphere schon mit 9/11 verglichen. Folgerichtig setzt Frankreich auf militärische Stärke und schickt einen Flugzeugträger in den Golf, statt sich um das Elend in den Banlieues seiner großen Städte zu kümmern.

  • Hallo larifari000,

    "...im Zeichen der Tragödie von Charlie Hebdo" - müßte es nicht besser heißen " im Zeichen des An-schlags" oder "im Zeichen des Attentats" ?

    • Hi Doro, Ich wollte mit der Überschrift die politische Instrumentalisierung von Emotionen im Hinblick auf das Attentat in den Vordergrund rücken und hielt daher den Begriff der Tragödie für angebrachter! Falls dein Vorschlag auf etwas anderes abzielte bin ich ganz Ohr!

      • Hallo larifari000,

        danke für Deine Erklärung. Mir schien es so, als hättest Du mit dem Wort "Tragödie" die Täter der grausamen Taten (wozu ja nicht nur das Attentat auf Charlie Hebdo, sondern auch der Überfall auf den jüdischen Supermarkt gehört) entlasten wollen, weil ein schicksalhafter Zusammenhang zwischen Tätern und Opfern bestanden habe. Deshalb vielen Dank für Deine Richtigstellung

        Deine Fragen sind m.E. sehr berechtigt. Ich empfinde in diesen Tagen viel Aufgeregtheit, Nervosität, Unüberlegtheit und Aktionismus unserer Politiker. Die alles beherrschende Angst scheint zu sein, dass Pegida und ihre Ableger Profit aus dem schrecklichen Geschehen in Paris schlagen könnten.

        Angetreten war Pegida m.E. im Oktober 2014 mit vernünftigen, gar nicht ausländerfeindlichen Forderungen für praktikable Lösungen für Flüchtlinge, Asylsuchende und arbeitssuchende Zuwanderer in Deutschland. Was bei Wikipedia über die Anfänge von Pegida steht, liest sich ganz vernünftig.

        Inzwischen scheinen tatsächlich rechtsradikale Anführer die Oberhand gewonnen zu haben, wozu m.E. auch das "Schießen aus allen Rohren" unserer Politiker und Medien beigetragen haben. Das Feindbild "das sind alles Nazis" wurde anfänglich zu schnell aufgebaut. M.E. ist es zu spät, noch mit gemäßigten Stimmen der Pegida - Bewegung ins Gespräch kommen zu können. Die Fronten sind zu verhärtet.

        Die Hysterie auf Seiten der "anständigen Deutschen" trägt eine Mitschuld, meine ich.

        • Hallo Doro,

          erst mal finde ich es mutig von Dir, angesichts der Hysterie in den Raum zu stellen, die anfaenglichen Forderungen von Pegida koennten 'vernuenftig' gewesen sein.

          Tatsaechlich liest sich der Grossteil des Forderungskatalogs wie ein ganz normales 'buergeliches' Programm, ein Punktesystem fuer die Einwanderung ist in Laendern wie Kanada ganz normal.Ich lese in den humanen Forderungen wie "bessere Betreuung von Flüchtlingen durch Sozialarbeiter" auch den Versuch, sich von Rechtsextremen abzugrenzen.

          Doch nun kommt das Problem: diese Abgrenzung ist nicht gelungen. Daran sind zuallerst die Organisatoren schuld, und nicht die Medien. Sobald die NPD mitmarschiert, ist einfach Schluss. Da hoert mein Verstaendnis auf. Wer es ernst meint mit 'Europaeischem Patriotismus" und "Christlichen Werten", bricht eine Demo sofort ab, wenn Nazis sie kapern.

          In den Aeusserungen der Demo-Teilnehmer, nicht in der medialen Vermittlung (!), wird zudem offenbar, dass PEGIDA ein Sammelbecken ist, das weit ueber die moderat wirkenden Forderungen hinaus radikale, rechtsextreme, fremdenfeindliche Stimmungen transportiert. Es geht in vielen Kommentaren eben nicht nur um gewaltbereite Salafisten, eine Minderheit in der Minderheit im Islam. Es geht um den Islam als solches, Muslime werden bewusst aus der "christlich-jüdisch geprägten Abendlandkultur" ausgegrenzt.

          Die Dresdner verhindern aktuell ein Fluechtlingsheim und beweisen damit, wie wenig sie von Humanitaet und "christlichem Abendland" begriffen haben. Muesste PEGIDA sich nicht offensiv gegen die Fluchtlingsheim-Gegner wenden, wenn sie es mit ihren eigenen Forderung "Aufnahme von Kriegsflüchtlingen und politisch oder religiös Verfolgten als Menschenpflicht" ernst meinen?

          Hinzu kommt der Anti-Eliten, Anti-System, Anti-Gender, Antie-Medien-Diskurs. Mittlerweile bin ich richtig sauer, wie wenig manche Menschen das historische Geschenk unserer Demokratie verstanden haben. Die PEGIDA-Anhaenger koennen Parteien wie der CDU oder der AFD beitreten oder eine eigene gruenden. Sie koennen bei den Waehlern fuer eine Forderung wie "gesamteuropäischer Verteilungsschlüssel für Flüchtlinge" werben. Wenn sie keine Mehrheit fuer ihre politischen Forderungen finden, dann haben sie das zu akzeptieren, so wie alle anderen auch in einer Demokratie.

          Aber anstatt sich ersnthaft politisch zu engagieren, tun viele PEGIDAS so, als lebten sie in einer Diktatur aus Polit-Elite und Luegenpresse. Sie schreien "Wir sind das Volk", so als lebten sie in der DDR, wobei dann auch noch mitschwingt 'Ihr Muslime seid nicht das Volk'. Jeder Mensch auf der Welt, der sich nach Demokratie sehnt, der fuer Demokratie kaempft und leidet, muss da das Kotzen bekommen (ich hatte bisher versucht, sachlich zu bleiben, aber das musste sein).

          Also warum diese grundbeleidigte Haltung bei PEGIDA? Aus Faulheit? Aus Unwissenheit? Aus fehlendem Mumm, Demokratie zu leben? Wer sich - teilweise zurecht - ueber dumpfes PEGIDA-Bashing aufregt, sollte sein eigenes Politiker-, Medien- und Islam-Bashing mal schonungslos ueberdenken.

          • 1000 Peitschenhiebe für die

            Pressefreiheit

            Bevor wir hier uns hier durch eine PEGIDA-Debatte vom Thema dieses Threads allzu weit entfernen, noch der Hinweis darauf, dass in Paris solche Luminarien der Pressefreiheit und Menschenrechte wie der Botschafter Saudi-Arabiens(wo die Pressefreiheit gerade mit 1000 Peitschenhieben durchgesetzt wird) und der ungarische Ministerpräsident Victor Orban in der ersten Reihe mitmarschiert sind. Ganz abgesehen von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah. Der ist jetzt irgendwie auch Charlie Hebdo. Soviel zum Thema Instrumentalisierung.

            • Hallo nemo,

              ich fand das Bild der solidarischen Staats- und Regierungschefs im ersten Augenblick sehr bewegend und beruhigend. Wir sind alle Menschen und haben das Herz dann doch am rechten Fleck, wenn es darauf ankommt. Das klingt jetzt kitschig ich weiss.

              Aber dieses Gefuehl waehrte nur kurz. Erst die Geschichte mit der Inszenierung des Mitmarschierens, die gar nicht so schlimm gewesen waere, waere sie von Anfang an transparent gewesen. Dann die Erkenntnis, wer da alles mitgelaufen ist. Wenn Saudi-Arabien seine eingekerkterten Journalisten für frei erklaert, und es ansonsten zu einer schweren diplomatischen Krise zwischen dem Westen und Saudi-Arabien kommt, bin ich damit einverstanden. Sonst bleibt der Eindruck unverschaemtester "Solidaritaet".

              Die Verstoerung haelt an. Sie verschwindet nicht so leicht.

          • Hallo GeertV,

            hier ein Text zum Dresdner Politikverständnis:

            „Politik“ als das „Öffentliche“ ist das „Schmutzige“, das Unvermeidbare, mit dem man fremdelt.

            Warum gerade Dresden? 14. Jan. 2015 von Dietrich Herrmann

          • Hallo GeertV,

            Ich bleibe an Deinem Satz hängen: "Die PEGIDA-Anhänger können Parteien wie der CDU oder der AFD beitreten oder eine eigene gründen." Der AFD - meinst Du das wirklich? Dann schon besser eine eigene Partei gründen. Vielleicht wird wirklich eine neue Partei gebraucht.

            Was ich nicht so gut finde, ist, dass fast unsere ganze Regierung dem Aufruf des "Zentralrats der Muslime" (ZMD) zur Mahnwache am Brandenburger Tor gefolgt ist, obwohl der ZMD nur der kleinste muslimische Verband in Deutschland ist, aber, so weit ich weiß, noch kein hochrangiges Regierungsmitglied nach Dresden gefahren ist und sich den Fragen der PEGIDA-Bewegung gestellt hat. Um ihnen zu sagen, Eure Forderungen rennen offene Türen ein: Wir arbeiten an einer Einwanderungsgesetzgebung und bemühen uns um eine gerechte Flüchtlingspolitik.

            Es geht um den Zusammenhalt der Gesellschaft. Muslime bei uns nicht vor den Kopf zu stoßen ist nur das Eine. Menschen bei uns, ob ohne oder mit Migrationshintergrund zu zeigen, der Islamismus hat bei uns keine Chance, ist das Andere.

            M.E. ist es unbedingt nötig, dass Politiker, Kirchenleute usw. sich den Montagsdemonstranten in Dresden zum Gespräch stellen. Um eine Radikalisierung zu verhindern - wenn es nicht schon zu spät ist.

            "Wir sind das Volk" - es ist m.E. nicht nur ein DDR-Reflex, sondern eine trotzige Auflehnung dagegen, dass unsere etablierten Parteien und Gutmenschen aus Kirche und Gesellschaft so arrogant alles besser wissen und nicht das Gespräch heraus fordern.

            • Hallo Doro, - zur AFD: ich bin maximum weit davon entfernt, AFD-Waehler zu sein, darum geht es nicht. Aber trotz teilweise furchtbarer Aeusserungen aus der Mitgliederschaft dieser Partei (Beispiel - sie ist eine Partei. Sie strebt ins Parlament. Sie nutzt die Wege der Demokratie. Soll sie all die Stimmungen aufsagen und sehen, wie weit sie im Streit der Argumente kommt. Das ist mir immer noch lieber als "Wir sind das Volk" zu rufen, so als wuerde das Volk nie waehlen gehen, nicht seine eigenen Vertreter waehlen, aber ich will hier nicht arrogant irgendwelche Selbstverstaendlichkeiten wiederholen, die jedes Kind in der Schule lernt.

              • Deinen Vorschlag, dass Politiker nach Dresden fahren finde ich gut. Vielleicht nicht gleich Frau Merkel - sie faehrt auch nicht ueberall hin wo Kurden, Autonome, Gewerkschaften, Gentrifizierungs-Gegner (...) demonstrieren - das waere der Bevorteilung zu viel, aber die Verantwortlichen fuer Fluechtlings- und Innenpolitik sollten sich allen Pegida-Forderungen Punkt fuer Punkt stellen. Das sehe ich genauso. Auch EU-Vertreter koennten erklaeren, wie das bisherige Fluechtlingsystem funktioniert.

              • fuer alle Pegida-Gegner waere es wichtig, ein Ziel zu definieren. Wollen sie die Pegida-Anhaenger von ihren Argumenten ueberzeugen. oder wollen sie sich nur von Pegida abgrenzen, sich ueber sie lustig machen, sich im heroischen Anti-Faschismus via Twitter ueben, was sehr leicht, allzu leicht zu haben ist, und was Pegida noch mehr Zulauf beschert. Auch da bin ich bei Dir, glaub ich.

              • AFFEKTVERSCHIEBUNG

                Hallo GeertV, hallo Doro, hier einige Gedanken von mir zu PEGIDA. Ich kann bei PEGIDA keine konkreten politischen Forderungen erkennen, die die Grundlage einer breiten gesellschaftlichen Diskussion sein könnten. Stattdessen schlägt mir überall die Semantik des Faschismus entgegen. Ersetzt die „Lügenpresse“ durch „Judenpresse“ und die angebliche „Islamisierung“ durch den Begriff “Verjudung“ und schon sind wir beim Thema.

                Die einzige konkrete politische Forderung der PEGIDA-Anhänger, die ich ausmachen kann ist folgende: Die deutsche (Leit)Kultur, die sich bei ihnen hinter dem Begriff „christlich-jüdisches Abendland“ versteckt soll deutsch bleiben, in ihrer deutschen Reinheit nicht verwässert (beschmutzt?) werden. Integration wird als Forderung zur Unterordnung wahrgenommen und ist damit natürlich immer zum Scheitern verurteilt. So verstanden impliziert sie zudem, dass die Kultur desjenigen, der sich unterordnen muss minderwertig ist.

                Offenbar ist es, wie am Ende der Weimarer Republik durch die Nationalsozialisten, gelungen in Teilen der Bevölkerung so eine Art kollektiver Affektverschiebung zu organisieren. In Zeiten großer politischer und gesellschaftlicher Veränderungen, dem Ende jeder Gewissheit des einzelnen über seine Rolle in der Gesellschaft und die Sicherheit seiner eigenen materiellen Lebensgrundlage, wurde damals „der Jude“ als Schuldiger ausgemacht. Heute mutiert dieser politische Wiedergänger mit dem „Islam“ zum neuen Schuldigen.

                Ich muss gestehen, dass ich die breite Zustimmung – ich schätze bei bis zu 25% der bundesdeutschen Bevölkerung – für eine so unverhohlene Wiederkehr rassistischen und faschistischen Gedankenguts nicht für möglich gehalten habe und frage mich, was ich mit solchen Menschen diskutieren soll. Vielleicht ja die Frage was in dieser Republik noch christlich oder nach der Shoa gar jüdisch ist.

                Bleibt die Forderung an die etablierte Politik sich der Diskussion zu stellen. Sie hat das bisher tunlichst vermieden und auch die Kanzlerin hat mit ihrer Neujahrsansprache wieder einmal erst in letzter Sekunde die Kurve gekriegt. Was soll sie den diffusen Ängsten der PEGIDA-Anhänger auch entgegensetzen? Etwa dass sie mit CETA,TTIP und TISA auch die letzten Bereiche staatlicher Daseinsfürsorge dem neoliberalen Markt opfert? Oder dass sie fleißig mitgezündelt hat in der islamischen Welt und sich heute wundert, dass diejenigen denen sprichwörtlich das Dach über dem Kopf angezündet wurde auf einmal bei uns vor der Tür stehen und Unterkunft begehren? Nein sie wird das definitiv nicht tun.

                • Hallo nemo,

                  vielleicht bin ich naiv, aber ich sehe, anders als Sie, die Mehrheit der Dresdner Demonstranten noch nicht an die Nazi-Ideologie verloren. Wenn man sie pauschal als Neonazis bezeichnet und behandelt, dann werden sie es, fürchte ich.

                  Besser finde ich es, sie noch nicht aufzugeben, sondern wie dieser Herr Richter von der Landeszentrale für politische Bildung das Gespräch mit ihnen zu suchen. Dazu brauchte man mutige Politiker und z.B. auch Kirchenleute, die nicht nur das Licht in der Kirche ausmachen, sondern in die Menge gehen und das Wort ergreifen.

                  • Was mich an dem Zugehen des Herrn Richter stört, ist dass ich das Gefühl habe, nur wer hetzt, wird gehört! Ich denke, man sollte die breite Masse der Bürger in den Dialog einbinden und nicht die Spinner von welchen Rändern auch immer.

                  • Hallo Doro ich habe weder die Mehrheit der PEGIDA-Anhänger als Nazis bezeichnet, noch habe ich gefordert, dass man ihnen den Dialog verweigert. Was ich geschildert habe ist meine subjektive Wahrnehmung verbunden mit der Frage, was ich mit solchen Menschen diskutieren soll. Gleichzeitig habe ich versucht, die Schwierigkeiten eines solchen Dialogs aufzuzeigen. Es geht ja nicht um die angebliche Islamisierung (daher mein Verweis auf eine Affektverschiebung), sondern eine (abgrund)tiefe Verunsicherung der Menschen. Wo die m.E. herrührt habe ich auch versucht deutlich zu machen.

                    Also ich beanspruche nicht die Deutungshoheit über das Phänomen PEGIDA. Aber ich verlange von jedem der da „mitläuft“, dass er erkennt mit welchen latent faschistischen Inhalten er sich identifiziert. Und das ist und bleibt angesichts der Geschichte dieser Nation inakzeptabel! Insofern rate ich genauso wie GeertV allen PEGIDA-Sympathisanten sich ein anders Forum für die politische Auseinandersetzung zu suchen.

                    Nachtrag, 19.01.2015 (17:10 GMT + 1). Wessen Geistes Kind die PEGIDEN sind zeigt ein Brief an die SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi.

                    • Hallo nemo,

                      ich bin erstaunt, dass Sie anonyme Briefe für ein Beweismittel halten.

                      Es wird in dieser aufgeregten Zeit viel Unwahres berichtet, auf allen Seiten und übereinander. Wenn man die andere Seite schlecht reden will, dann tut man so als sei man einer von ihr und spreche für sie. Ich denke an den von einem RTL-Reporter gestellten Pegida-Demonstranten in der Panorama-Sendung.

                      Und hat nicht kürzlich das Satire-Blatt Titanic einen fingierten Kommentar von Lutz Bachmann, den dieser nie geschrieben hat, gebracht?

                      Welche Instanz wirkt endlich mal deeskalierend in unserem Land? Die Medien sind es m.E. nicht.

                      • Liebe Doro jetzt bringst Du mich in die Verlegenheit für die Öffentlich-Rechtlichen und die Mainstream-Presse eine Lanze brechen zu müssen, denen ich sonst ja auch sehr kritisch gegenüberstehe. Zunächst einmal glaube ich nicht, dass PEGIDA-Gegner solche Briefe verschicken, um dieser Bewegung zu schaden. Das ist mir zu viel Verschwörungstheorie.

                        Was den RTL-Reporter bei Panorama angeht, so ist dieser ja nicht von den Mitarbeitern des Reportage-Teams sozusagen engagiert worden hier ein vermeintlich PEGIDA-typisches Statement abzugeben, sondern im Rahmen der eigenen falsch verstandenen Undercover-Arbeit vor die Kameras der ARD geraten. Journalistenpflicht wäre es gewesen zu schweigen (er hätte dann sein Inkognito wahren können) oder sich als Kollege zu erkennen zu geben. Punkt.

                        Was die Kolumne von Herrn Bachmann angeht, so weiß jeder der die Titanic in die Hand nimmt, dass das pure Satire ist. Ähnlich hat diese Zeitschrift auch schon geklonte und wirklich fiese Kolumnen von Jacob Augstein (Herausgeber „der Freitag“) und Josef Joffe (Herausgeber „DIE ZEIT“) veröffentlicht. Für die Freiheit solche Satiren ungehindert und unzensiert veröffentlich zu dürfen, stehen wir nach Charlie Hebdo hier auf publixphere hoffentlich alle!

                        P.S. Es wird eng hier! Bald passt nur noch 1 Wort in 1 Zeile. ;-)

                        • Hallo nemo,

                          Ich stimme Ihnen bis auf den Brief zu. Bei diesem würde ich auch eher Doros Skepsis bevorzugen.

                          • Ich sehe es wie nemo und tue mich ähnlich schwer mir eine Diskussion mit Pegida-Anhängern vorzustellen. Bitte, ich weiß, dass das sein muss und ich selbst das an anderer Stelle fordere, dennoch fällt es mir schwer mich mit Menschen auseinander zu setzen, die aufs Primitivste deutsche Geschichte missverstehen, die ein Gesellschaftsverständnis verteidigen, das einzig auf Ausschluss ausgerichtet ist. "Das Boot ist voll" & "not in my backyard" - Rhetorik mal ganz ausgenommen - diese ist nicht nur gefährlich, sie ist massiv und maximal dumm!

                  • Hallo Doro,

                    ich will es nochmal etwas anders ausdrücken. Du hast sicher recht, dass da nicht 20.000 Nazis auf der Straße sind. Aber es muss doch trotzdem jedem von den 20.000 dort bewusst sein, dass "Pegida" "gegen die Islamisierung des Abendlandes heißt". Aus meiner Sicht, müsste man diejenigen, die da „Lügenpresse“-rufend durch Dresden ziehen, erst selbst wieder in unsere Gesellschaft integrieren, bevor man überhaupt einen Dialog führen kann.

                    www.mister-ede.de - StandPUNKT: Gesellschaftsverachtung disqualifiziert Pegida

        • Aus meiner Sicht ist das Eintreten für unser Grundgesetz, insbesondere der Religionsfreiheit, keine Hysterie.

          Aber zum Vergleich habe ich jetzt auch mal eine Initiative gestartet. Was hältst Du von der Initiative MEGSÄDÖ (Mister Ede gegen sächsischen Dialekt in der Öffentlichkeit)? Nachdem wir es einfach nicht gut finden, dass immer mehr anständiges Hochdeutsch durch den sächsischen Dialekt verdrängt wird, muss da aus unserer Sicht unbedingt etwas unternommen werden.

          www.mister-ede.de - MEGSÄDÖ oder der umgedrehte Spieß