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Ins Gespräch kommen mit PEGIDA?


Lutz Bachmann, Foto: dpaStreitfrage: Wer sollte mit PEGIDA-Anhängern reden und über was? Im Bild: PEGIDA-Mitbegründer Lutz Bachmann. Foto: dpa.


Sollen Politik, Kirchen und Zivilgesellschaft auf die Protestbewegung PEGIDA zugehen? Sind die (offiziellen) Forderungen der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" diskutabel oder nicht?


Ein Beitrag von Redaktion

... diese Fragen wollen wir als Redaktion an dieser Stelle gesondert und vertiefend zur Diskussion stellen. Entwickelt haben sie sich aus einem Nachbarforum (zum Charlie-Hebdo-Attentat).

Bisherige Positionen auf Publixphere:

Pro Dialog

Doro meint, Pegida sei "im Oktober 2014 mit vernünftigen, gar nicht ausländerfeindlichen Forderungen für praktikable Lösungen für Flüchtlinge, Asylsuchende und arbeitssuchende Zuwanderer in Deutschland" angetreten. Inzwischen hätten scheinbar rechtsradikale Anführer die Oberhand gewonnen. Dazu hätten Politiker und Medien beigetragen, indem sie das Feindbild: "Das sind alles Nazis" zu schnell aufgebaut hätten. Die Mehrheit der Dresdner Demonstranten sieht Doro noch nicht an die Nazi-Ideologie verloren. Sie fordert Politiker und Kirchernvertreter auf, das Gespräch mit den Pegida-Anhängern zu suchen.

GeertV stimmt zu: Politiker sollten nach Dresden fahren und das Gespräch suchen - und zwar die Verantwortlichen für Flüchtlings- und Innenpolitik. Der Pegida-Bewegung wirft er vor, sich nicht glaubwürig vom Rechtsradikalismus abgegrenzt zu haben, und die selbst formulierte Programmatik nicht ernst zu nehmen - etwa das Bekenntnis zum Asylrecht.

Contra Dialog

nemo wendet ein: "Ich kann bei PEGIDA keine konkreten politischen Forderungen erkennen, die die Grundlage einer breiten gesellschaftlichen Diskussion sein könnten. Stattdessen schlägt mir überall die Semantik des Faschismus entgegen." Eine Identifikation mit latent faschistischen Inhalten bleibe angesichts der deutschen Geschichte inakzeptabel.

Auch anne-marie tut sich schwer, sich eine Diskussion mit Pegida-Anhängern vorzustellen - mit Menschen, "die aufs Primitivste deutsche Geschichte missverstehen, die ein Gesellschaftsverständnis verteidigen, das einzig auf Ausschluss ausgerichtet ist".

MisterEde kritisiert (mit Verweis auf seinen Blog): "Nur wer hetzt, wird gehört!" Man solle die breite Masse der Bürger in den Dialog einbinden und "nicht die Spinner von welchen Rändern auch immer".

Kontext

Auch die Politik ringt mit der Frage, wie mit PEGIDA-Anhängern umzugehen ist. Die sächsische Landeszentrale für politische Bildung hat Gesprächsforen mit Pegida-Befürwortern in Dresden ins Leben gerufen. Der CDU-Politiker Jens Spahn äußert Gesprächsbereitschaft. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi warnt dagegen vor einem Dialog mit den Pegida-Organisatoren. "Das wäre ein falsches Zeichen, dort jetzt hinzugehen und das zu unterstützen", so Fahimi - mit Verweis auf einen rassistischen Brief, dessen Absender sich als "Pegida Magdeburg" ausgibt.

Update: Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, distanziert sich in einem Interview mit Cicero Online vom Dialog-Ansatz seines Dresdner Kollegen Frank Richter. Die Sächsische Landeszentrale habe Pegida einseitig eine Bühne geschaffen.

Hier fragen wir noch mal grundsätzlich: Was spricht für, was spricht gegen den Dialog mit PEGIDA?

Texte zum Thema:


Kommentare

  • Isarmatrose ist dagegen
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    Ein Klares Nein zum Dialog. Die sogenannte PEGIDA-Bewegung hat jegliche Grundlage des miteinander Redens verlassen. Über nachweislich falsche Behauptungen kann nicht diskutiert werden. Auch weil es sich um einen vermischten Themenbrei an rassitischen Ressentiments handelt. Durch einen Dialog würde ich diesen Positionen eine Akzeptanz zu sprechen, die sie nicht haben.

    Des Weiteren finde ich nicht, dass die PEGIDA-Bewegung einen demokratisch legitimierten Anspruch bzw. eine Basis vorweisen kann. Sich mit 30.000 Menschen auf die Straße zu stellen, reicht nicht für Mitsprache. Dann würden wahrscheinlich die 18 Bundesliga-Vereine diesen Staat regieren.

    Die Themen der angeblich nur besorgten Bürger, die "nur" mit Nazis zusammen demonstrieren, werden ausreichend in der Politik behandelt und unser politisches System gibt genügend Möglichkeiten der Partizipation. Sich einmal in die Woche auf die Straße stellen zu dürfen, ist nur die kleinste Form.

  • PEGIDA & DIE LEITKULTUR

    Mit dem Kalender im Blick (siehe unten) hier einige Anmerkungen zur vielfach angemahnten christlich-jüdischen Leitkultur in Deutschland. Es wirkt gerade an einem Tag wie diesem makaber, wenn in Deutschland die Existenz einer christlich-jüdischen Leitkultur (wie auch von PEGIDA) beschworen wird. Ausgerechnet eine, mit einer ausgeprägten Borderline-Störung der Volksseele belastete Nation wie die deutsche, reklamiert jetzt etwas für sich, das sie - kaum mehr als 2 Generationen zurück - vollständig und endgültig vernichten wollte. Dieser Akt der kollektiven Selbstverstümmelung (ethnisch, politisch, territorial und kulturell), ausgeführt mit deutscher Präzision war, wie wir wissen gnadenlos erfolgreich.

    Wie konnte ein so offensichtlich unangemessener, geschichtsklitternder & falscher Anspruch auf eine christlich-jüdische Leitkultur zum allgemeinen Konsens in der deutschen Gesellschaft des Jahres 2015 werden?

    Zum einen versuchen diejenigen, die nach einer Leitkultur rufen, sich und ihre Positionen zu Migration und Asyl unangreifbar zu machen. Lautete die Vorgängerversion, die die Union von CDU und CSU vor ungefähr einer Dekade in die Welt setzte, noch verschwurbelt „christlich-abendländische Leitkultur“, so ist der neue Begriff scheinbar für alle Deutschen von ganz rechts bis ganz links konsensfähig. Das Judentum, das wissen die Protagonisten der christlich-jüdischen Leitkultur Gott sei Dank, kann man nach 1945 nicht mehr angreifen und verleihen so ihrer vereinnahmenden Wortneuschöpfung vermeintliche Glaubwürdigkeit.

    Zum anderen wechselt man mit dem Begriff von der christlich-jüdischen Leitkultur von der Täter- in die Opferrolle, indem man sich ungefragt neben den Millionen toter jüdischer Menschen einreiht. Dies ist Teil eines neuen deutschen Narrativs der Shoa aus der Mitte der 80er Jahre. Damals sprach Richard von Weizäcker als Bundespräsident zur 40. Wiederkehr des Kriegsendes von einem Tag der Befreiung. Befreien muss man keine Täter sondern Opfer. So mutierte das Volk der Täter zum Volk der Opfer und stellte sich in völliger Umkehrung geschichtliche Fakten neben seinen toten Opfern auf. Auch das ist inzwischen offensichtlich Konsens in Deutschland. Wir haben keinen Krieg verloren, den wir selbst angezettelt haben, nein, wir wurden befreit.

    Wie weit dieses neue deutsche Narrativ der Shoa, mit immer größer werdendem Abstand zu den tatsächlichen geschichtlichen Ereignissen, unsere Kultur bestimmt, zeigte erst kürzlich der prominent besetzte ZDF-Dreiteiler „Tannbach – Geschichte eines Dorfes“. Nicht Juden, Zwangsarbeiter oder Roma sind hier die Opfer, sondern aufrechte Deutsche, vom Nationalsozialismus und Sozialismus zerrissene, verwirrte deutsche Seelen, ausgesetzt den dunklen Mächten der Geschichte in Form indifferenter GI’s und vergewaltigender und mordender Rotarmisten. So wird auch das Umfeld bereitet für eine Politik, wie wir sie im Ukraine-Konflikt derzeitig besichtigen dürfen.

    Heute jährt sich zum 70.ten Mal der Tag, an dem Soldaten der Roten Armee das Vernichtungslager Auschwitz befreit haben. Dafür verdienen Sie unseren Dank und unsere Hochachtung.

    27.01.2015 18:34 GMT + 1:00

    • Hallo nemo,

      gerade mit Blick auf das jüdische Volk, ist es wohl eher eine christlich-jüdische Leidkultur in Europa, auch schon (das hat Schwarz-Friesel in einer Scobel-Sendung auf 3Sat, sehr schön aufgezeigt) auf die Jahrhunderte vor 1933 bezogen.

      Wenn man schon einen Begriff sucht, der für sich alleine sowieso nie wirklich passend sein kann, wie wäre es mit Blick auf die europäische Identität mit dem Begriff „humanistisch-aufgeklärte Werte Europas“?

    • Hallo Nemo,

      Aussagen wie, "Ausgerechnet eine, mit einer ausgeprägten Borderline-Störung der Volksseele belastete Nation wie die deutsche, reklamiert jetzt etwas für sich, das sie - kaum mehr als 2 Generationen zurück - vollständig und endgültig vernichten wollte", klingen ja nun wirklich sehr pauschal und undifferenziert.

      Mit der Zuweisung eines kollektiven Schuldgefühls, moralisch erhoben, wird gerne übersehen, dass sich eine Synthese nur aus der Breite individueller Meinungen und Überzeugungen finden lässt. Menschen haben nun mal das Recht unterschiedliche Ansichten vertreten zu dürfen. Wenn hieraus keine Dialektik entsteht, kommt es zu unterschiedlichen kollektiven Strömungen unterschiedlicher Natur, wobei wir vor 80 Jahren auf ein sehr schönes Beispiel blicken können. Ich bin ein Gegner dieser scheinbar alles überschauenden Pauschalisierung. Lange Zeit habe ich mit einer Geschäftspartnerin und immer noch guten Freundin zusammengearbeitet, einer Jüdin deutscher Herkunft. Ich habe mich sehr mit der deutschen Geschichte auseinandergesetzt, aber auch damit, dass es auch heute noch menschlich ist, die eigene Meinung, sei sie moralisch überhöht, politisch verhärtet oder wirtschaftlich ausgerichtet, in den Mittelpunkt des eigenen Sendezentrums zu setzen.

      • Hallo Thorsten, wie ich geschrieben habe, handelt es sich um Anmerkungen. Wie sich aus anderen Beiträge von mir hier auf publixphere unschwer entnehmen lässt, bin ich ein Anhänger des französischen Philosophen und Gesellschaftstheoretikers Michel Foucault und seitdem das so ist halte ich mich mit der Verkündung vermeintlich endgültiger Wahrheiten prinzipiell zurück. Ich beanspruche niemals die Deutungshoheit in einem Diskurs, was mich aber nicht daran hindert prononciert zu argumentieren. So gesehen nehme ich mich als Teil der „unterschiedlichen kollektiven Strömungen“ in unserer Gesellschaft wahr und hoffe trotzdem noch auf die Dialektik.

        Was die moralische Überhöhung anbetrifft, so ist diese bei der Shoa (i.e. dem Holocaust) m. E. gar nicht möglich. Der Begriff der Moral, wie er sich seit der Aufklärung entwickelt hatte, wurde in den Vernichtungslagern der Nazis gleich mit entsorgt. Alle wichtigen Philosophen der Zeit nach 1945 haben dem Rechnung getragen.

        Mich treibt folgende schlichte Erkenntnis um: Rassismus, verstanden als der Wunsch andere von der Teilhabe an unserer Gesellschaft auszuschließen, ist im Windschatten von PEGIDA in Deutschland wieder gesellschaftsfähig geworden ist. Dies ist natürlich ein idealer Boden auch für Antisemitismus aller Art, auch dann, wenn er sich wie in Deutschland z. Zt. nicht so sehr am Judentum selbst festmacht, sondern sich in Abneigung und unverhältnismäßiger Kritik an Israel äußert.

        Der wachsende zeitliche Abstand zur Shoa, die Tatsache, dass bald keine Zeitzeugen mehr berichten können und die Umdeutung der Täter/Schuldigen zu Opfern (siehe mein Beitrag oben) werden in diesem Zusammenhang einem voraussehbaren Geschichtsrevisionismus/-relativismus Raum geben. Mit Folgen, die ich mir nicht vorstellen mag.

        28.01.2015 16:23 GMT + 1:00

        • !!!!

        • Hallo Nemo,

          Rassismus ist doch nicht durch regelmäßig 20 000 Demonstranten gesellschaftsfähig geworden. Es gab doch schon lange Zeit immer wieder Erscheinungen, die dann auch über solche Demonstrationen und den Transport der Medien scheinbar plötzlich eine neue Stufe erreicht haben. Sicher schlummert da sehr viel im verborgenen oder anders gesagt in der Tiefe der Köpfe und Empfindungen. Kein neodeutsches Problem als solches, sondern weiterreichend.

          Ich empfinde mich als ein Anhänger der Aufklärung. Benutze Deinen eigenen Verstand, bedeutet für mich die größte Freiheit in dieser Welt. Unterdrückung und Dressur zu irgendwelchen kollektiv gewünschten Verhaltensweisen lehne ich ab! Genauso wie archaische Aufbäumungen hin zu mittelalterlichen Bestrafungen die vermutet aus Richtung des einzigen Gottes gewünscht werden. Diese Gesetzgebungen, fussend auf altem Schriftgut unter anderem auch zur Erziehung der Frau zur Unterwürfigkeit. Tut mir leid aber ich nehme mir das Recht diese meine Einstellung auszusprechen.

          • Hallo Thorsten,

            dafür brauchen Sie sich nicht entschuldigen. Allerdings wenn Ihnen der Islam nicht gefällt, dann müssen Sie ja sowieso kein Muslim werden. Nur warum teilen Sie uns Ihre Meinung über den Islam dann überhaupt mit, wenn Sie doch ohne Probleme ganz alleine für sich selbst entscheiden können, ob Sie zum Islam konvertieren oder nicht? Wenn Sie uns lediglich sagen wollen, dass sie keine Lust haben Muslim zu werden, ok, dann wissen wir das jetzt. Nur, was soll‘s? Es kann ja den restlichen 80 Mio. Deutschen egal sein, welche Religion Sie für sich wählen. Wenn es aber darum geht, müsste ja jetzt alles in Ordnung sein.

            Oder wollen Sie uns vielleicht doch noch etwas anderes sagen, wenn Sie von dem Mittelalterlichen im Islam sprechen?

            • Hallo Nemo, -wie unten geschrieben meinte natürlich MisterEde- nicht nemo!

              vielen Dank für die Tipps und angedeuteten Vermutungen! Und schön auch, dass Sie schon wieder, diesmal im Plural, pauschal für alle möglichen sprechen, denen Sie anscheinend in irgendeiner Weise vorgesetzt zu sein scheinen, bzw. fühlen.

              • Hallo Thorsten,

                verzeihen Sie bitte, es war nicht meine Absicht, Ihnen etwas zu unterstellen. Worauf ich hinauswill, ist schlicht, dass eine Debatte, die sich in der Aussage „ich will aus welchen Gründen auch immer selbst kein Muslim sein“ in einem Land mit Glaubens- und Bekenntnisfreiheit wenig zielführend ist. Wenn Sie aber eben doch noch etwas anderes debattieren wollen, müssten Sie aus meiner Sicht einfach auch etwas konkreter werden.

                • MisterEde,

                  Aussagen wie "ich will selbst kein Moslem sein" stammen nicht von mir.

                  Leider ist die Diskussion ist ziemlich auseinandergerissen. Für mich beginnt sie unten mit meinem Beitrag kontrovers zu werden und setzt sich hier, möglicherweise falsch von mir interpretiert, mit nemo´s erster weiterer Stellungnahme und unter anderem dem Hinweis "(siehe unten)" fort. Mein Beitrag bezog sich ursprünglich sehr stark auf das Verursacherprinzip und eine Destabilisierung, die ich weiterreichend als nun in Deutschland wahrnehme. Kann man unten nachlesen.

                  Meine Ansicht der Islam sei in weiten Teilen nicht dort angekommen wo unnötige Repressalien und Bedrohungsvorstellungen des Menschen überwunden werden, wird selbst, wie gestern Abend auf Phoenix zu sehen und zu hören von institutionell für Integration beauftragten Moslems gestützt. Eine junge Dame deren Namen ich leider nicht präsent habe. Vor diesem Hintergrund habe ich mich eben dafür ausgesprochen nicht zu verdrängen sondern einen Dialog zu führen. Nichts anderes.

              • Entschuldigung meine natürlich MisterEde!

                • Liebes Forum, da sich hier eine Debatte um den Islam und Muslime in Deutschland entwickelt hat, kurz der Hinweis auf eine Datenaufbereitung, die ZEIT Online bietet: Dürfen wir vorstellen: Deutschlands Muslime Darin finden sich Statistiken zu Fragen wie: Wo leben Muslime? Welche Staatsangehörigkeit haben sie? Welche Verbände vertreten sie? Wie wichtig ist ihnen der Glaube?

                  Gerne könnt ihr die Islam-Diskussion auch mit einem neuen Diskussions-Anstoß fortführen. Grüße! Alex

      • Hallo Thorsten,

        meine Frage wäre, ob Sie wissen, wie das nach Pegida-Vorstellungen künftig aussehen soll? Soll an der Grenze dann immer im Pass nachgeschaut werden, welche Religion jemand hat, und Muslime dürfen dann nicht nach Deutschland einreisen, damit die Islamisierung des Abendlandes gestoppt wird? Und soll dann Menschen, die hier leben, verboten werden, zum Islam zu konvertieren?

        P.S. Und wie sieht das eigentlich mit dem „Mittelpunkt des eigenen Sendezentrums“ bei Pegida aus, wenn man Menschen nur aufgrund der Religion abspricht, Teil der deutschen Gesellschaft zu sein?

        • Hallo MisterEde,

          siehe bitte oben und und weiter unten, wo ich etwas zu den zufälligen oder auch unzufälligen Verursachungen des Auftretens unglücklicher Zustände und so kann man Entwurzelungen ja nennen, geschrieben habe.

          Im Übrigen verbiete niemandem etwas, allerdings sage ich was ich über den gegenwärtigen Zustand und über mittelalterliche Erscheinungsformen denke, nicht nur bei uns :) und natürlich schere ich nicht über einen Kamm ;)

          • Nun ja, „Differenzierung“ ist ein weiter Begriff.

  • Liebes Forum,

    Simon Teune , Forscher zu Protesten und sozialen Bewegungen an der TU Berlin und dem Wissenschaftszentrum für Sozialforschung, macht auf seinen Artikel zum Thema hier aufmerksam:

    Süddeutsche.de: Kolossale Bühne für die Rassisten von Pegida (28.Januar 2014)

    Einige von Teunes Thesen sind:

    • "Die Aufmerksamkeit, die den selbsterklärten Verteidigern des Abendlandes unter dem Label Pegida zuteil wurde, ist kaum zu fassen."

    • "Die völkische Stoßrichtung geriet zur Nebensache. Stattdessen steht die Republik nun zum Dialog mit Pegida Schlange."

    • "Dass sich Demonstrierende unverstanden fühlen und mit dem Funktionieren der Demokratie hadern, ist fast schon ein Definitionsmerkmal von Protest."

    • "Als Gruppe hält Pegida ein rassistischer, homophober und antifeministischer Grundkonsens zusammen. (...) Geht man auf Pegida zu, dann lautet die Botschaft: Diese Haltung ist entweder Nebensache oder nicht so gemeint."

    • Hallo Redaktion, Danke für den Hinweis. Lesenswerter Beitrag auf sueddeutsche.de. Artikuliert alle meine Bedenken in der Diskussion um PEGIDA.

    • Pegida zerlegt sich selbst. Die verschiedenen unterschiedlichen Nachfolge-Bewegungen werden nicht mehr die Massen auf die Straße bringen, und die Politiker der etablierten Parteien werden sich nicht mehr fragen müssen, ob sie die Einen oder die Anderen in Diskussionen überzeugen und für ihre Positionen gewinnen müssen.

      Aber was bleibt, ist doch der Diskussionsbedarf um die Bedeutung des Islam für Deutschland. "Der Islam gehört zu Deutschland" - Frau Merkel ist uns eine Erklärung schuldig, wie sie das meint.

      Franziska Giffey (SPD), als Nachfolgerin für Heinz Buschkowsky als Bürgermeisterin für Berlin-Neukölln gehandelt, macht eine, wie ich finde, hilfreiche Unterscheidung: Der Islam gehört zur gesellschaftlichen Realität in unserem Land, aber nicht zur ursprünglichen Tradition und Geschichte Deutschlands. Das macht einen Unterschied zu Frau Merkels Appell am Vortag der Mahnwache der muslimischen Verbände - an der nur wenige Muslime teilgenommen haben! - nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo. "Der Islam gehört zu Deutschland" klang aus Frau Merkels Mund so, als sollten wir alle uns dazu bekennen, dass der Islam zu Deutschland gehört.Es ist nur ein kleiner Unterschied in der Nuance, aber doch ein weitreichender. Er bedeutet, dass wir den Muslimen bei uns zugestehen, dass sie ihre Traditionen bei uns weiter pflegen sollen dürfen, die Vorherrschaft des Mannes über die Frau, die Schwulenfeindlichkeit, die Essensvorschriften (Halal), was letztlich dazu führt, dass sie Parallelgesellschaften bei uns führen sollen dürfen.

      Es geht ja um mehr als um ein individuelles Glaubensbekenntnis, wenn wir vom Islam sprechen. Der Islam umfasst das ganze Leben in allen seinen Lebensäußerungen seiner Gläubigen. Wer mal in Neukölln unterwegs war, merkt, dass das eine fremde Welt ist.

      • Hallo Doro,

        "Das macht einen Unterschied zu Frau Merkels Appell"

        Ja genau deshalb hat sie den Satz ja auch so gesagt wie Wulff. Hätte Wulff gesagt, „die Muslime gehören zu Deutschland“, hätte Merkel auch diesen Satz genau so wiederholt.

        Der Grund ist doch recht simpel. Jede Abweichung wäre eine Relativierung gewesen, die in diesem Moment keinesfalls stattfinden sollte, weil sie ja gerade verdeutlichen wollte, wir stehen auch nach dem Anschlag wie eh und je zur Vielfalt im Land und zu den Muslimen. Daher durfte Merkel nicht hinter Wulffs Satz bleiben, weshalb sie diesen Satz eben genau so wiederholt hat.

        Zum Satz selbst denke ich braucht es keine wirkliche Debatte, weil man den Satz unterschiedlich interpretieren kann ohne konkret zu einem Ergebnis zu kommen. Wenn man wissen will, wie er gemeint ist, müsste man Merkel fragen.

        Wir könnten uns aber darüber unterhalten inwieweit wir zum Beispiel im Staat Rücksicht auf religiöse Feste der muslimischen Glaubensgemeinschaft nehmen sollten. Ich fände es zum Beispiel richtig, wenn ein bis zwei muslimische Feiertage als bundesweite Feiertage festgelegt würden. So könnte der höchste muslimische Festtag zum Feiertag gemacht werden und man könnte schauen, ob sich auch noch ein anderer muslimischer Feiertag integrieren lässt, weil er z.B. immer auf einen Sonntag fällt oder mit einem anderen Feiertag zusammenfällt.

        Wenn es sich um einen offiziellen Feiertag handelt, würden sicherlich Zeitungen oder Fernsehen die Feierlichkeiten intensiver wahrnehmen und davon berichten, z.B. über die Hintergründe des jeweiligen Feiertags. Insgesamt glaube ich, es würde die Integration fördern, wenn es auf diese Weise auch ein Verständnis dafür gibt, dass hier im Land Millionen Muslime mit Christen zusammenleben und die Muslime eben an diesem Tag ihr höchstes religiöses Fest feiern. Mir geht es also explizit nicht darum, für jede Glaubensgemeinschaft einen bundesweiten Feiertag einzurichten, sondern für den großen Anteil der muslimischen Bevölkerung. Wenn man sich daneben aber darauf einigen kann, dass es zwar mengenmäßig deutlich weniger Juden in Deutschland gibt, die jüdische Kultur aber prägend für unser Land ist, kann ich mir hier ebenso gut vorstellen, mit einem solchen Feiertag ein deutliches Zeichen für die Zugehörigkeit dieser Glaubensgemeinschaft zu Deutschland zu setzen.

        • Hallo MisterEde,

          Sie sprechen die religiösen Feiertage an. Ich bin erstaunt, dass Sie, die in Ihren bisherigen Beitragen dafür plädiert haben, dass die Religion Privatsache ist, dafür sind, muslimische Festtage zu staatlichen Festtagen zu machen.

          Österreich hat seit 1912 ein Islam-Gesetz. In diesem ist festgelegt, dass bis zu 6 muslimische Festtage für muslimische Gläubige einen geschützten Moschee-Besuch möglich machen, ohne dass diese Festtage für alle Österreicher einen arbeitsfreien Tag bedeuten. Das finde ich gut so.

          Warum bei uns heutzutage arbeitsfreie Tage für muslimische Festtage? Weil so viele Muslime unter uns wohnen? Sind es wirklich so viele, dass sich eine ganze Gesellschaft nach ihnen ausrichten muss?

          Einer Sonderregelung im Arbeitsrecht für Muslime könnte ich zustimmen, aber nicht dass die Mehrheitsgesellschaft deren Feiertage in Form von arbeitsfreien Tagen mit feiern müßte.

          Ich bin eher dafür, dass man die Zahl der religiösen Feiertage bei uns reduziert. Warum ein arbeitsfreier Ostermontag und ein arbeitsfreier Pfingstmontag? Selbst Christen gehen am Ostermontag oder Pfingstmontag nur noch selten in die Kirche. Für die Mehrzahl der Indifferenten in unserem Staat sind sie ein willkommener Anlass, von Freitag bis Dienstag eine Freizeit-Brücke zu bauen.

          Keine neuen religiösen Feiertage! Lieber ein Abbau, mehr Laizismus!

          • Hallo Doro,

            wenn ich tatsächlich irgendwo geschrieben habe „Religion ist Privatsache“, ohne das näher zu erläutern, dann wäre es wirklich nicht trennscharf (Das haben Schlagworte aber auch so an sich). Normal spreche ich deshalb allerdings davon, dass es die Privatsache eines Menschen ist, ob er sich für eine Religion/Glaubensgemeinschaft entscheidet oder nach welchen religiösen oder eben auch nichtreligiösen Vorstellungen und Traditionen ein Mensch lebt. So zum Beispiel bei der Debatte zum Burka-Verbot oder zum Thema Beschneidung.

            Zum Verhältnis von Religions- und Glaubensgemeinschaften zum Staat ist damit aber noch gar nichts gesagt.

            Beste Grüße MisterEde

  • Ist Selbstzensur ein Problem in der Debatte?

    Öfters hört man den Satz „Das wird man wohl noch sagen dürfen“, ich frage mich dann allerdings häufig, ob das in vielen Punkten überhaupt strittig ist. Könnte es sein, dass manche Bürger glauben, sie dürften ihre Meinung nicht sagen, diese dann in der Folge nicht äußern und sich daraufhin in ihrer Ansicht noch bestärkt sehen, dass es sich um Tabus handelt? Meine Frage ist also: Zensieren sich manche Bürger selbst, obwohl das gar nicht nötig wäre, und lasten diese Selbstzensur dann der Gesellschaft an, die aus Sicht dieser Bürger dann für die Tabus verantwortlich ist?

    • Hallo MisterEde ,

      danke, dass Du das noch mal aufgreifst. Auf der einen Seite: ja, es darf alles gesagt werden. Wer mit seiner Meinung hinter dem Berg hält, übt selbstverantwortete Selbstzensur oder kann einfach (überzeugende?) Krititik nicht aushalten (zum Beispiel an ausländerfeindlichem Schwachsinn).

      Aber! Ich erlebe selbst immer wieder den Drang, beispielsweise auch bei den Grünen, bestimmte Positionen zu tabuisieren, zu brandmarken. So als würde man am Liebsten Redeverbote verteilen.

      Das ist eine ganze klassische Strategie, ein Trieb, der Wunsch, Menschen vom Diskurs auszuschließen, wenn auch nur mit Rhetorik und Gott sei Dank nicht per Gesetz. Es bleibt dem Einzelnen nur, sich davon nicht beeindrucken zu lassen, mutig und stark die eigene Stimme zu erheben. Wir hatten darüber schon mal eine immer noch interessante Auseinandersetzung:

      https://publixphere.net/i/publixphere-de/proposal/349-Tugendterror_Moralkeule_Maulkorb

  • Julian ist dafür
    +2

    Ich möchte mich deutlich für den Dialog mit PEGIDA aussprechen. Auch deshalb, weil sie mehr ist als die Köpfe, welche die Bewegung repräsentieren. Jene Menschen, die u.a. in Dresden und Leipzig demonstrieren sind sicher zum Teil Anhänger oder zumindest Befürworter einer extremen Weltanschauung und leider vertreten sicher auch einige von ihnen rechtes Gedankengut.

    Unter ihnen sind aber auch jene, die besorgt und skeptisch sind. Skeptisch, was die Aufnahme von Flüchtlingen aus den zahlreichen Kriegsregionen betrifft und besorgt darüber, was dies für ihr persönliches Umfeld bedeuten könnte. Ich teile diese Auffassung nicht, aber sie bilden den Teil von PEGIDA, den man durch Information und Dialog von diesen "falschen Freunden" lösen kann.

    Der Zulauf bei PEGIDA erklärt sich sicher auch durch die allgemeingültigen Formulierungen in ihrem Positionspapier. Da heißt es zum Beispiel, dass man für sexuelle Vielfalt und gegen politischen und religiösen Radikalismus sei. Richtig, wer bitte möchte das denn anders sehen?

    Allerdings steht PEGIDA für wesentlich mehr - besser noch: gegen mehr. Und das machen sie - vermutlich sehr bewusst - nicht deutlich sichtbar. Sie machen es einigen sehr einfach sich ihnen anzuschließen. Der mittlerweile sichtbare Schulterschluss mit der NPD und der AfD wird heute von zu vielen Anhängern als "notwendiges Übel" toleriert.

    Für den Dialog spreche ich mich aus, weil dieser für mich immer auch bedeutet, dass Sorgen und Ängste ernstgenommen und nicht unmittelbar als rechtskonservativ oder fremdenfeindlich abgetan werden. Wenn Anwohner auf den Bau einer Flüchtlingsunterkunft skeptisch reagieren, dann ist das zunächst einmal legitim. Die Frage danach, was auf sie zukommt ist verständlich und lässt sich beantworten. Dialog ist auch Information - und letztere schützt bekanntermaßen vor voreiligen (und falschen) Rückschlüssen. Werden Bürger also informiert, kann und sollte es gelingen sie zu involvieren. Und nur so kann aus skeptischem Protest bürgerschaftliches Engagement wachsen.

    Ich bin der festen Überzeugung, dass "die Skeptiker" einen großen Teil der PEGIDA-Bewegung ausmachen. Sie gilt es anzusprechen, denn sie sind es, denen Antworten zu fehlen scheinen.

    Wie sich PEGIDA zusammensetzt, welche "falschen Freunde" sich der Bewegung anschließen und warum das wieder zu hörende "Wir sind das Volk!" eine schmerzhafte und beschämende Geschichtsverklärung ist, habe ich in meinem aktuellen Blog-Post zusammengetragen, den ich Euch hiermit - und in Absprache mit der Redaktion - an Herz legen möchte: PEGIDA – Treffer ins gesellschaftliche Schmerzzentrum

    • Hallo Julian,

      aber in wie weit wurden denn die zig Atomkraftgegner bis zum rot-grünen Regierungswechsel 1998 gehört? Oder wie ist man auf die damaligen Demonstranten gegen Hartz IV zugegangen? Oder wie war das mit Occupy?

      Dialog ist richtig und wichtig, aber ein Dialog muss mit denen geführt werden, die sich zu Rechtsstaatlichkeit und Demokratie bekennen. Jemand der bei Pegida mitläuft, wird ja wohl die Plakate lesen können, die vor, hinter und neben ihm hochgehalten werden und die Parole „Lügenpresse“ ist ja jetzt auch nicht so schwer zu verstehen.

      Wieso geht man jetzt nicht einfach her und bietet Bürgerdialoge in der gesamten Bundesrepublik an, sondern nur Gespräche mit Pegida? Ich kann nicht mal eben nach Dresden reisen, um den Damen und Herren zu sagen, was ich sowohl von der Politik, die sie machen, aber auch von eben diesem Zugehen auf die Intolerantesten in unserer Gesellschaft halte.

      • Hallo MisterEde,

        warum dies in vergangenen Jahren und Jahrzehnten nicht oder nicht ausreichend gemacht wurde, kann ich Dir natürlich nicht zufriedenstellend beantworten. Sicherlich kann aber heute das Netz dazu beitragen, dass genau das besser, schneller und reichweitenstärker geschehen kann. Es ist kein Geheimnis, dass PEGIDA seine Befürworter vor allem über das Internet - hier im besonderen die sozialen Netzwerke - anspricht.

        Dialog - das hatte ich versucht in meinem Kommentar deutlich zu machen - kann immer nur in Verbindung mit Information einhergehen. Oder besser: Dialog muss Information beinhalten.

        Tatsächlich ist es so, dass bereits an vielen Orten Bürgerdialoge und Runde Tische angeboten werden - und zwar von ganz unterschiedlichen Initiatoren aus Politik, Verbänden, Kirche, etc. Sicher können Gespräche mit PEGIDA allein das Ruder nicht herumreißen, nur ausschließen sollte man gerade sie eben nicht.

        • Hallo Julian,

          Sie schreiben ja, „dass bereits an vielen Orten Bürgerdialoge und Runde Tische angeboten werden - und zwar von ganz unterschiedlichen Initiatoren aus Politik, Verbänden, Kirche, etc.“

          Wenn dem aber so ist, dann begründen Sie doch damit, dass es erst recht keinen speziellen Dialog mit Pegida braucht. Vielleicht sollte man dann einfach ein paar Handzettel verteilen, wann und wo solche Veranstaltungen stattfinden und Pegida kann sich auflösen.

          • Hallo MisterEde,

            bereits bestehende Angebote sind leider kein Garant dafür, dass sie auch von allen wahr- oder angenommen werden.

            Genau weil dem so ist, sollte dieses Angebot vielleicht etwas offensiver gemacht werden - online und offline. Sich nach einem einmaligen Angebot von der Vorstellung zu verabschieden, man könne die Menschen von PEGIDA lösen, halte ich für zu kurz gedacht.

            • Hallo Julian,

              wenn ich den Mangel an Dialogen für Bürger allgemein beklage, antworten Sie mir, dass es solche Angebote bereits gäbe. Wenn aber die Pegida-Anhäger solche Angebote nicht nutzen wollen, muss aus Ihrer Sicht noch auf diese zugegangen werden. Ist es nicht verquer, dass Sie den Islamgegnern von Pegida auf diese Weise mehr Recht auf Dialog zugsprechen als den übrigen Bürgern?

              Wieso sollte man also nicht erst ausreichend Dialogangebote für alle Bürger schaffen, bevor man sich mit speziellen Angeboten für Pegida beschäftigt?

              • Hallo MisterEde,

                da missverstehen bzw. missinterpretierten Sie mich.

                Ich finde, dass es kaum ein "zu viel" an Dialog geben kann. Eine verstärkte Initiative in Bezug auf den Dialog und Information in Hinblick auf PEGIDA-Anhänger muss nicht zwangsläufig weniger Bürgerdialog zu anderen Themen bedeuten. Wir sprechen hierbei nicht von einem Gut, welches weniger wird, wenn man es teilt.

                Darüber hinaus liegt es mir fern, jemandem den Dialog zu- oder abzusprechen. Meine Auffassung ist, dass jeder gleiches Recht darauf hat - ob ich seine Meinung teile oder nicht.

                • Ich wollte nicht ausdrücken, dass Sie gegen Dialog sind. Nur wenn Sie den Mangel an Dialog sehen, dann wird doch sehr deutlich, dass es eine ziemliche Ungleichbehandlung ist, wenn dieser Mangel nur in Dresden mit speziellen Angeboten für Pegida beseitigt wird.

                  Und diese Bevorzugung von Personen, die sich hinstellen und gegen die Islamisierung des Abendlandes protestieren, finde ich milde gesagt nicht gut. Wenn wir etwas brauchen, dann Dialogangebote, die sich nicht an einzelne Gruppen richten, sondern an alle Bürger.

    • Hallo Julian,

      nur zwei Fragen: warum denkst Du, dass die Skeptiker (mit denen sich reden lässt) einen großen Teil PEGIDAS ausmachen? Und wieviel Pflicht zur Abgrenzung von Rassisten, Rechtsradikalen und Fremdenhassern dürfen wir von diesen Skeptikern erwarten?

      In beiden Punkten habe ich selbst keine Gewissheit. Es sind also keine rhetorischen Fragen.

      • Hallo Emil,

        ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es das rechtskonservative Spektrum schaffen kann, so viele Menschen in einer Bewegung zu vereinen und auch noch zu mobilisieren. Das haben sie auch in der Vergangenheit nicht geschafft. Daher glaube ich, dass der Zulauf eher bei den Unzufriedenen und den Skeptikern liegt.

        Was die Abgrenzung betrifft, so dürfen wir alles erwarten. Vermutlich würden diese Erwartungen jedoch nur allzu oft enttäuscht werden. Aussagen wie "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen..." und "Ich bin ja kein Rassist, aber..." zeigen deutlich, dass da noch nicht ausreichend reflektiert wird.

        Ganz ehrlich sage ich Dir aber auch: Es ist eine Hoffnung von mir, dass es sich um Skeptiker handelt, die sich durch Information und Dialog Alternativen aufzeigen lassen. An einen gesamtgesellschaftlichen "Rechtsruck" mag ich noch nicht glauben. - Und ich hoffe damit nicht ganz falsch zu liegen.

        Wie würdest Du denn Deine Fragen beantworten?

  • Bei carta.info habe ich Ende letzten Jahres recht undiplomatisch in einem Kommentar zum Dialogangebot Richters formuliert: „Daher ist es aus meiner Sicht auch völlig verkehrt, wenn der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen, Richter, diesen Gestalten unnötig eine Plattform bieten möchte und Gespräche sucht. Es ist absolut unverantwortlich mit einer solchen Reaktion auf diese Schreihälse zu reagieren und so noch den Eindruck zu vermitteln, dass in Deutschland nur gehört wird, wer Hass sät. Meines Erachtens sollte Richter für diese Fehlleistung seinen Hut nehmen, die Landeszentrale in Sachsen scheint ja ohnehin nicht sonderlich erfolgreich gewesen zu sein.“

    An meiner Haltung hat sich nichts geändert. Auch jetzt finde ich, dass der Mann keine gute Figur macht, wenn er bei seinen Dialog-Bemühungen in Kauf nimmt, Pegida eine Bühne zu bieten.

    www.mister-ede.de - StandPUNKT: Gesellschaftsverachtung disqualifiziert Pegida

  • Liebes Forum,

    ein Hinweis: Im Lichte des Wilders-Auftritts in Dresden stellt nun Alexander Graf Lambsdorff MdEP, FDP seine Sicht auf PEGIDA (und die AfD) zur Diskussion:

    Lambsdorff (FDP): Wilders-Auftritt zeigt Pegidas wahres Gesicht

    Grüße, Alex

  • Koki ist dafür
    +1

    Auch wenn es nur einzelne Stimmen sind - PEGIDA muss gehört und v.a. demokratisch gebildet werden! Es ist ganz offensichtlich, dass es ein Defizit gibt im Demokratieverständnis der Bewegung. Oder warum sonst behaupten PEGIDA-Leute allen Ernstes, dass Politiker keinen Personenschutz haben sollten, wenn sie keine Angst vorm Volk haben und und und Ich habe auch nachvollziehbare Kommentare gehört: Die Presse vermutet einen PEGIDA hinter einem Mord an einem Asylanten, dabei ist es ein anderer Asylant gewesen, wie die Staatsanwaltschaft aufgeklärt hat... das ist natürlich Öl im Feuer und setzt eine Diskussion in Gang, die erst einmal positiv ist, da sie die Leute aus ihrer Lethargie befreit.

    • FelixP ist dafür
      +1

      Ich bin der gleichen Meinung. Pegida ist am Stärksten, in den Bundesländern wo es am Wenigsten Ausländer gibt. Für mich geht es viel um Fehlinformation und Verschiebung der Probleme auf einem unbekannten Feind : der Fremde. Also kann ein Dialog mit Pegida die Gelegenheit sein, Fakten zu betonen, die bestimmte Grundthesen von Pegida widerlegen.

  • Heute lese ich, dass sich Wirtschaftsminister Gabriel auf Einladung Richters mit Pegida-Anhängern getroffen hat. So etwas würde es mit mir niemals geben!

    • Habe ich auch gesehen und musste gleich an die diskussion hier denken. Ich find die Gabriel-Variante - als Privatmann, bei der Landeszentrale, gar nicht so blöd.

      • Wenigstens als Privatmann, ansonsten hätte man ja schon spekulieren können, ob nun für 2017 die Basis für eine SPD-AfD-Koalition gelegt werden soll. Spaß beiseite. Wenn der Wirtschaftsminister den Dialog zu Bürgern sucht, dann soll er bitte einen Dialog für alle Bürger anbieten und nicht nur einen mit jenen führen, die sich hinter Pegida versammelt haben. Das zumindest ist meine feste Überzeugung.

  • Ich versuche mal einen anderen Blickwinkel zu verwenden.

    Ist es möglich zu sagen, das die westlichen Demokratien derzeit einen starken innerlichen Wandel erfahren, der nicht nur durch eine Veränderung innerer Werte geprägt wird, sondern auch durch die Einflussnahme anderer Wertesysteme, deren Erscheinungsbild, gemessen am langen Weg der Aufklärung, mitunter einen etwas archaischen Eindruck vermitteln kann. Während sich der Westen derzeit innerlich recht offen einer Auseinandersetzung stellt, ist hier, möchte mich jetzt fast für die Verwendung des Begriffes entschuldigen, in der islamischen Welt im Gegensatz dazu eher eine Besinnung zu einer durch Dogmen geprägten Lebensweise zu erkennen. In dem Westen nahe stehenden Ländern wird aktuell die öffentliche Auspeitschung betrieben, dies für Dinge die wir als selbstverständlich betrachten. Wenn dies so ist, dann ist es ein Verdrängungsmechanismus die Auseinandersetzung mit Kräften abzulehnen, die vor diesem Hintergrund auftreten.

    Wenn man sich jetzt die Mühe machen möchte eine Schuldzuweisung vorzunehmen, dann komme ich zu einem komplexeren Ergebnis. Dieses Ergebnis wird sehr stark durch das westliche Eingreifen in vorhandene Strukturen gefördert. Mittels immer wieder im Vordergrund stehender Moralbegriffe oder wirtschaftlicher Argumentationen wird letztlich doch nur eine voranschreitende Destabilisierung erreicht. Dieser Vorgang ist seit Mitte der 1980er Jahre verstärkt, mit dem zu der Zeit vermehrt im deutschen Sprachraum auftretenden Begriff der Globalisierung zu beobachten. Oft erscheint die dahinter verborgene Handlung mit der Aussage „ich bin der der das Gute möchte“ und endet mit dem Ergebnis „ich bin der, der böseres geschaffen hat“. Das Resultat fordert nun erneut den moralischen Appell an das vorhandene Gemeinwesen sich weiter zu öffnen und nicht nur das. War nicht kürzlich zu lesen, dass jegliche Zuwanderung für Deutschland eine wirtschaftliche Erfolgsstory bedeute. So wird erzeugtes Leiden und Destabilisierung plötzlich als wirtschaftlicher Erfolg bewertet. Dies erscheint mir wie eine allmächtige Propaganda bei der der Verweigerer sehr flux an den Rand eines unmoralischen oder dem Gemeinwesen schädigenden Gedankenguts gepresst wird.

    Gleichzeitig mit der beschriebenen Wahrnehmung einer Destabilisierung geht die statistische Schere zwischen arm und reich weltweit nachweislich immer stärker auseinander und die Landschaft global spielender Unternehmen wird durch Aufkäufe und Konzentration immer stärker, jenseits der durch ihr jeweiliges Grundgesetz verpflichteten Staaten.

    Mit PEGIDA habe ich mich bisher kaum beschäftigt. Auch ist es dumm und töricht in einem gestrigen Gewand aufzutreten und Sprüche zu klopfen ohne vorher von der Gabe Gebrauch zu machen den Kopf einzuschalten. So etwas ist immer gefährlich und politisch wenig Vertrauen erweckend.

    Ich, möchte mich fast schon wieder entschuldigen, fühle eher konservativ nicht gebunden sondern im Sinne von erhaltend. Auf jeden Fall denke ich, dass auch die von mir beschriebene Wahrnehmung eine Rolle bei vielen Menschen spielt egal aus welchem politischen Lager sie kommen. Aus meiner Sicht sollte man sich natürlich und in mehreren Richtungen kritisch mit derartigen Protesten auseinandersetzen anstatt durch Schlagwörter und moralische Zuweisungen der Verdrängung zuzuspielen.

    • Hallo Thorsten,

      ich meine zu erahnen, was Du meinst: westliche Demokratien, von der Aufklärung geprägt, unterliegen und sind auch bereit zu einem Wandel ihrer Wertesysteme. Während die islamische Welt eher zu einer Rückbesinnung auf ihre Dogmen und Traditionen neigt. Offene liberale Gesellschaftssysteme sind physisch, mental und dogmatisch gesehen schwächer als geschlossene Systeme (Diktaturen) und fühlen zudem noch den moralischen Druck, sich aus moralischen Gründen weiter zu öffnen, nicht auf Konfrontationskurs zu gehen, sondern mit Humanität gegen zu halten und zu überzeugen.

      Nur, klappt das wirklich? Ist nicht manchmal die Auseinandersetzung besser als das "Unter den Teppich kehren" der Unterschiede? M.E. ist der Satz "der Islam gehört zu Deutschland" ein Axiom, das von unserer Politik ausgerufen wurde, um alle Zweifel und Widerstände gegen den Islam für böse zu erklären und Kritiker mundtot zu machen. Unbehagen an dem Satz muss verdrängt werden, so ist es politisch gewollt.

      Muslime bei uns gehören zu Deutschland. Ohne Frage. Flüchtlinge, ob Muslime, Christen oder welcher Religion auch immer brauchen unsere Soforthilfe aus humanitären Gründen (dass wir sie als Fachkräfte brauchen ist m.E. eine unzulässige Vermischung von Argumenten. Fachkräfte rekrutiert man anders, nicht auf dem Flüchtlingsweg).

      Aber darf man nicht mehr sagen, dass man z.B. als Frau den Islam nicht mag? Ich mag ihn nicht. Ich habe verschiedene Koran-Ausgaben und lese auch darin. Ich finde nichts darin, was Frauen die gleiche Würde zu Männern, das gleiche Recht auf Bildung und zu einem selbstbestimmten Leben zusprechen würde. Ganz im Gegensatz zum Alten und zum Neuen Testament, das frauenemanzipatorisch revolutionäre (für die damalige Zeit) Zugänge eröffnet, die in der Jetztzeit entdeckt wurden und im Judentum und Christentum seitdem verwirklicht wurden.

      Darf man das alles nicht mehr sagen? "Der Islam gehört zu Deutschland". Punktum.

      Ich bin froh, wenn Pegida sich in Luft auflöst. Herr Bachmann und Frau Oertel waren charakterlich und als Führungspersönlichkeiten sicher nicht geeignet, einer solchen Protestbewegung vorzustehen.

      Andererseits gebe ich Dir, Thorsten, recht, dass es nicht gut ist, mit Schlagwörtern und moralischen Zuweisungen der Verdrängung zuzuspielen, wie es die Gegendemonstrationen tun. Die Demonstranten aus dem bürgerlichen Lager in Dresden sollten durch Aufklärung und Gesprächsbereitschaft wieder für die Parteien der bürgerlichen Mitte gewonnen werden.

      • Hallo Doro,

        Statt „ich mag den Islam nicht“, fände ich es viel besser, wenn Sie schreiben würden, ich will nicht die islamische Religion annehmen oder nach diesen religiösen Überzeugungen, Traditionen, Vorstellungen etc. leben. Zumindest wäre so dann klar, dass Sie für sich den Islam ablehnen, aber nicht Menschen wegen ihres islamischen Glaubens zurückweisen. So könnte ich das auch unterschreiben, während ich Ihre Aussage schon an der Grenze des aus meiner Sicht Vertretbaren sehe. Ich denke einfach, Sie haben als Individuum das Recht, nach Ihren religiösen oder atheistischen Überzeugungen zu leben, aber auch jedes andere Individuum hat dasselbe Recht für sich.

        Beste Grüße Mister Ede

        • Hallo MisterEde,

          ich gebe zu, meine Formulierung "ich mag den Islam nicht" ist emotional. Besser sollte ich sagen: ich kritisiere den Islam wegen der Stellung der Frau im Koran und in den muslimischen Traditionen. Menschen wegen ihres islamischen Glaubens weise ich nicht zurück. Es gibt übrigens eine Menge islamkritischer Literatur von Muslimen und Musliminnen, die genau an diesem Punkt der "Stellung der Frau im Islam" Anstoß nehmen.

          Natürlich hat jeder Mensch in unserem Staat das Recht, nach seinen religiösen oder auch nicht religiösen Überzeugungen zu leben - zum Glück.

          Der Satz "der Islam gehört zu Deutschland" ist entweder eine Plattitüde, so wie man auch sagen könnte, der Buddhismus oder der Hinduimus gehört zu Deutschland, weil es Menschen in Deutschland gibt, die diesen Glauben haben, oder aber der Satz ist grundsätzlicher gemeint: der Islam ist genauso konstitutiv für die deutsche Gesellschaft mit ihren Traditionen und Rechten wie das Christentum und das Judentum. Und ich denke, ein solches Postulat fürchten Viele.

          Sie haben mich kritisiert wegen meines "ich mag...nicht". Ich darf Sie auch kritisieren wegen Ihres Beitrags zur Rolle von Herrn Richter von der LpB in Sachsen. Formulieren Sie nicht ein bisschen zu scharf, wenn Sie die Dresdner Demonstranten insgesamt als "Schreihälse" bezeichnen, die "Hass" säen, denen Richter keine Bühne hätte bieten dürfen und deshalb seinen Hut nehmen sollte?

          Kann es sein, dass unsere Medienvertreter mit Vorliebe den Auffälligen am "rechten Rand" das Mikrofon hinhalten und deren Transparente fotografieren?

          Insgesamt ist ein Hochschaukeln der Auseinandersetzungen und ein Aneinander-Vorbeireden zu beobachten, finde ich. Worum geht es eigentlich noch? Für eine "offene, bunte Gesellschaft zu demonstrieren" - okay, gut, gebont. Trifft aber m.E. auch nicht den Kern. Deshalb halte ich eine Rückkehr zur unaufgeregten politischen Debatte für notwendig.

          • Hallo Doro,

            auch hier bin ich mir nicht sicher, ob es allgemein die Rolle der Frau im Islam ist oder eher die Rolle der Frau in Teilen der muslimischen Welt. In der Türkei gab es z.B. schon lange vor Merkel eine Ministerpräsidentin. Oder man würde ja auch nicht nach der Rolle der Frau im Christentum fragen, wenn man die Rolle der Frau in der katholischen Kirche kritisieren will.

            Anders ausgedrückt: Ich frage weder eine Muslimin noch eine Katholikin, ob sie mit der Rolle der Frau in ihrer Religion oder in ihrer Kirche zufrieden ist, sondern lasse sie selbst entscheiden, ob sie Teil dieser Glaubensgemeinschaft sein will oder eben nicht.

            Zu LpB / Pegida:
            Sicher, ich formuliere sehr scharf, aber wenn ich mir anschaue, welche Parolen bei Pegida gebrüllt werden, finde ich meine Formulierung „Schreihälse“ und „Hass säen“ direkt noch zurückhaltend. Und was die Rücktrittsforderung an Richter anbelangt, würde ich sagen, ich habe halt schnell gelernt.

            Kann es sein, dass unsere Medienvertreter mit Vorliebe den Auffälligen am "rechten Rand" das Mikrofon hinhalten und deren Transparente fotografieren?
            Klar, die provokantesten Dinge schaffen es in die Medien. Das ist ja gerade das was mich ärgert. Nichtsdestotrotz, wenn sich die restlichen Mitläufer davon nicht distanzieren, dann sprechen auch sie still und leise ins Mikro oder halten heimlich das Transparent hoch.

            Dialog führen:
            Ich stimme Ihnen zu, dass Dialogbereitschaft notwendig ist. Ich wünsche mir aber einen Bürgerdialog und eben keinen Pegida-Dialog. Diesen wünsche ich mir aber auch schon etwas länger und deshalb habe ich mich ja auch z.B. im vergangen Jahr an diverse Stiftungen und Institution gewendet, um Unterstützung für die Veranstaltung von Publikumsdebatten zu erhalten. Zum Teil bekam ich noch nicht mal eine Antwort, aber mit Pegida sprechen jetzt Landeszentralen und Wirtschaftsminister.

            Beste Grüße Mister Ede

      • Hallo Doro, ich habe eine Frage. Wenn man wie Du sagt „Ich mag den Islam“ nicht, wie geht man dann mit den Muslimen um? Kann man die trotzdem mögen? Ich mag zum Beispiel die AfD nicht und deswegen gilt für mich, dass ich auch AfD-Anhänger nicht mag. Wobei ich hier genauso pauschaliere wir Du, wenn Du sagst der Islam und ich sage die AfD. Also ich kann das zumindest auf einer emotionalen Ebene nicht trennen.

        • Hallo Nemo,

          entschuldige, jedoch Doros Ablehnung, in ihrer Antwort auf meinen Text, bezieht sich auf eine Religion und verwendet den für sie wohl wichtigen Hinweis welche Rolle der Frau darin zugewiesen wird. Somit begründet sie dies. Insofern sehe ich darin keine allgemeine Pauschalisierung. Wie oft liest man in allen möglichen Foren, dass sich Menschen gegen das Christentum aussprechen. Besteht hier ein Unterschied und können diese Menschen trotzdem Freunde haben, die Mitglied der Kirche sind? Mitunter habe ich das Gefühl, dass sich die Welt vorsichtig und taktvoll in die Reduzierung konditioniert.

      • Danke, so ist es auch gemeint: Auf jeden Fall Aufrecht bleiben, denn wo liegt die Bringschuld heute wirklich.

  • Ich verstehe die These nicht, dass Dialog gefärlich sein kann. Rein prinzipiell, ohne irgendwen zu beschimpfen: Auch ein Demokrat und ein Nazi können miteinander reden, ohne dass der Demokrat zum Nazi wird. Reden heißt nicht Zustimmen. Reden heißt nicht Anerkennen. Reden kann auch sein, sich die völlige Ablehnung ins Gesicht zu sagen.

    Und umgekehrt: wie sollen die Nicht-Wissenden erfahren, was sie nicht wissen, wenn sie unter sich bleiben?

    • Richtig Rakaba, nichts spricht gegen eine Auseinandersetzung mit PEGIDA, von mir aus auch ein Dialog. Dieser setzt aber eigentlich - obwohl dieser Begriff von Sophokles bis Martin Buber ziemlich oszilliert - einige Dinge voraus, die ich in diesem Fall als nicht gegeben ansehe. Zwar wird, wie Du formulierst keiner zum Nazi, der mit einen Nazi spricht, aber ich bezweifle, dass ein solches Gespräch die Kriterien für einen Dialog erfüllt. Da ist vor allem der fehlende gegenseitige Respekt, der einen sinnvollen Dialog konstituiert. Es fällt mir schwer Menschen wie die PEGIDEN zu respektieren. Zudem setzt Dialog die Bereitschaft dazu auf beiden Seiten voraus. Beredtes Schweigen ist kein Beitrag zu einem Dialog. Ich fürchte zudem, die Gesprächsbereitschaft von Teilen der Union ist, angesichts der Affinität der PEGIDEN zur AfD eher wahltaktisch begründet ist.

      • Hallo nemo, ich glaube wir muessen trennen wer mit wem reden soll. Ich persoenlich will mit PEGIDEN reden, um sie zu verstehen und ich erklaere ihnen auch gerne, warum ich ihre ganze Bewegung in dieser Form fuer falsch halte, wenn sie mich denn fragen. Das ist fuer mich grad eine Lehre des geistigen Klimas. Es geht auch darum, sich zu wappnen. Der direkte Kontakt mit 'Gegnern' ist nicht leicht, ich kenne das aus ganz anderen Zusammenhaengen. Staendig ist man unter Druck, seine eigenen Werte nicht zu verraten, und sei es nur durch Schweigen / Nicht-Widersprechen.

        Aber das ist meine Sache sozusagen. Dass Du nicht mit denen reden willst, kann ich voellig verstehen und ist genauso zu respektieren.

        Bei der Politik sehe ich es anders. Wenn die Zusammenhaenge so komplex sind, dann muss Politik sie auch noch dem Letzten erklaeren. Warum steht die Regierung zu genau diesem Asylrecht, auch zu diesen Leistungen fuer Asylsuchende? Welches rassistische Denken ist nicht akzeptabel? Einfach Gesicht zeigen. Sich meinetwegen auspfeifen lassen. Erst in der offenen Auseinandersetzung zeigt sich, wer die Pegiden sind und ob mit einigen von ihnen ein Staat zu machen ist, oder eben nicht. Oder andersherum: Wem ist damit geholfen, nicht mit dieser dunklen Dresdner Gegenwelt zu reden? Werden es dadurch weniger Pegiden?

        • Hallo GeertV,

          es geht darum, dass man Angebote schafft für Bürger – für alle Bürger, Pegida-Anhänger wie Migranten wie auch jeder sonst. Es geht darum, insgesamt die Politik und die Bürger wieder zusammenzubringen ins Gespräch. Es darf aber nicht darum gehen, jetzt mit Pegida zu debattieren, wie Flüchtlings- oder Einwanderungspolitik nach deren Vorstellungen hierzulande aussehen sollten.

          • Hallo MisterEde,

            ich glaube, wir sind Nuancen voneinander entfernt. Die Politik sollte jetzt nicht mit großer Geste die Pegiden-Forderungen auf die Agenda setzen, das will ich auch nicht.

            Aber jeder Demokrat, der ein echtes politisches Interesse hat, sollte mit seinen Politikern und Beamten reden koennen, ueber die Dinge, die ihn stoeren. Im Fall der Pegiden waere das glaube ich vor allem ein Aufklaerungs-Gespraech, in dem Politik die bestehenden Regeln, den Sinn dahinter, und ihre Umsetzung Schritt fuer Schritt erklaert. Auch ueber Dinge wie 'Asyl-Betrug' oder 'Aufnahme-Faehigkeit' oder 'Islamisierung' oder 'Volksentscheide' oder 'Pressefreiheit' oder oder oder kann doch ganz sachlich gesprochen werden, ohne Hysterie, erst mal ohne Generalverdacht ('Ihr seid alle Nazis'), aber mit klaren Grenzen, also auf dem Boden des Rechtsstaats - wodurch sich einige, siehe Herrn Bachmanns Strafverfahren wegen Volksverhetzung, schon disqualifizieren.

            Ein solches Gespraech heisst nicht, und ich glaube ich muss das hier betonen, dass auch nur eine einzige Regelung im Sinne Pegida geaendert wird. Es geht darum, den Leuten zu erklaeren, warum nichts geaendert wird, warum ihre Forderungen entweder auf falschen Annahmen beruhen (etwa auf der Vermischung von Asyl und Zuwanderung) oder eine Verschlechterung waeren oder oder oder.

            Was mich nervt ist dieser Spruch, den ich auch aus dem Bekanntenkreis kenne: 'Aber das darf man ja nicht sagen'.

            Nachtrag: Ich hab erst jetzt Deinen Kommentar weiter oben zu Herrn Richter gesehen. Ich muss mich noch mit Herrn Richter beschaeftigen. Ich finde es auch falsch, Pegida-Organisatoren ein Podium zu bieten. Mir geht es um das Dialog-Angebot fuer Menschen, die echte Fragen haben.