Ich mach' hier mal den Anfang: Wodurch sollte ein deutsches Mandat bei der Einigung Europas denn legitimiert sein? Durch seine relative Größe? Durch die geographische Lage? Durch den derzeitigen Boom?

Die Forderung nach einer aktiven Rolle Berlins bei der Gestaltung eines demokratisch geeinten Europas aus historischer Verantwortung abzuleiten erscheint mir zwar plausibel, aber auch sehr optimistisch: In der Vergangenheit waren es eher andere Länder und nicht Deutschland, die Bedenken gegen eine weitergehende Integration vorgebracht haben. Und es würde problematisch: Die Angst vor deutscher Dominanz ist in den vergangenen Jahren bereits deutlich geworden – und wurde mitunter von sehr belesenen Menschen geäußert.

Was die wirtschaftliche Potenz betrifft, bin ich voll und ganz bei Offe. Deutschland hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten zwei Billionen Euro ausgegeben, um Ostdeutschland zu entwickeln – einen überschaubaren Landstrich mit kleiner Bevölkerung. Alle Ansprüche an das Land, die Strukturkrise des gesamten Kontinents durch finanzielle Hilfestellung zu lösen, sind illusionär.

Mit Blick auf die Politik kann Berlin allerdings durchaus mehr leisten: Für meine Begriffe muss es europäischer denken, muss moderieren, muss Teil einer neuen euroäischen Einigungsbewegung werden. Das Potenzial wäre vorhanden.