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    MisterEde · angelegt
     

    Hallo larifari000,

    wenn ich es richtig verstehe, zielt deine Frage darauf, in wie weit die Austeritätspolitik nicht auch richtige Ansätze hatte bzw. ob Reform-Maßnahmen tatsächlich umgesetzt wurden. Grundsätzlich wurde ein Problem der Eurozone, nämlich die auseinandergelaufenen Wettbewerbsfähigkeit, richtig erkannt. Auch die Liquiditätsproblematik wurde durchaus erkannt.

    Die Liquiditätsproblematik führte im Verlauf zum ESM (der sollte uns hier jetzt mal egal sein) und die Wettbewerbsproblematik (also die fehlende Wettbewerbsfähigkeit z.B. von Griechenland) führte zu Reformschritten. Diese Reformschritte haben zum Teil sinnvolle Reformen beinhaltet, aber eben auch, und das versuche ich aufzuzeigen, eine einseitige Austeritätspolititk, die der falsche Weg war. Natürlich kann man sagen, die Lohnstückkosten sind in Griechenland, Spanien, Portugal, Frankreich, Italien und Belgien zu hoch oder man stellt eben fest, sie waren vor allem in Deutschland zu niedrig. Letzteres führt dann zu anderen Ansätzen als Ersteres.

    Sagen wir es mal so. Griechenland hatte 2010 60% der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Durch sinnvolle Reformen lässt sich das vielleicht auf 70% steigern, fehlen noch immer 30%, die sich nicht unwesentlich über die Lohnstückkosten und damit über die Löhne oder Sozialabgaben bestimmen. Und genau auf diese übrigen 30% wurde dann eine falsche Medizin angewendet und in einer falschen Dosis. Die Einseitigkeit der Austeritätspolitik (keine Anpassungen in den starken Staaten) und die Massivität waren der Fehler. Es war aus meiner Sicht durchaus sinnvoll auf sinkende Lohnstückkosten zu setzen, nur hätte die dadurch ausgelöste Rezession durch staatliche Maßnahmen (große Konjunkturpakete) und eine Stärkung der Binnennachfrage, z.B. in Deutschland, ausgeglichen werden müssen. Es fand allerdings keinerlei Kompensation statt, sogar im Gegenteil handelten die Staaten eben aufgrund der durch die Austeritätspoltik einzuhaltende Haushaltsdisziplin kontraproduktiv und kürzten wo es ging – oder auch dort wo es nicht ging.

    Meine Antwort ist also: Zahlreiche Reformen waren sinnvoll und sind zu einem großen Teil auch umgesetzt worden, daneben sind aber auch einige sinnvolle Reformen, z.B. Finanztransaktionssteuer, nicht durchgeführt worden. Die Austeritätspoltik hingegen, die auf Anpassungen des Lohnniveaus in den starken Staaten verzichtete und einseitig Lohnsenkungen und Haushaltsdisziplin in den Krisenstaaten als Lösungsweg propagierte, war fatal.

    Zu den Reparationszahlungen: Es wird halt alles versucht, weil Griechenland gerade ziemlich in die Ecke gedrängt ist.