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    Ulrike Guérot European Democracy Lab · angelegt
     

    Wie groß die Risse im Fundament sind - und ob man sie sieht- hängt nicht unwesentlich auch davon ab, aus welchem Winkel man darauf schaut. Und nur wirtschaftliche Risse unter die Lupe zu nehmen, wenn es um Europa's Fundament geht, beschränkt den Blick möglicherweise so sehr, dass wesentliches ungesehen bleibt.

    Wirtschaft und Demokratie nur zusammen

    Daher würde ich die die Debatte gern um einen weiteren Begriff erweitern: Demokratie. Denn wenn wir uns in Europa fragen, wer oder was wir sind und vor allem, wie wir "uns" ausgestalten wollen, dann sind Wirtschaft und Demokratie, Markt und Staat zusammenzudenken. Im Grunde war das schon damals beim Maastrichter Vertrag („ever closer union“) 1992 das Ziel; nämlich die Schaffung einer Fiskal- und Sozialunion mit wirklichem EU-Budget, es wurde indes nie gemacht. Das ist im Grunde genau der strittige Punkt der aktuellen Diskussion über Griechenland und das „bail-out“ , wobei in der öffentlichen Diskussion oft übersehen wird, dass es eigentlich um eine systemische Krise geht, die alle Euroländer betrifft.

    Welche Reformen und Rezepte also?

    Kultur und Volkswirtschaft

    Wenn man sich die europäische Wirtschaftspolitik anschaut, kann man feststellen, dass, entgegen der vielfach diskutierten Zahlenspiele um Rettungsfonds und Griechenlandhilfen, einer Volkswirtschaft eine Kultur zu Grunde liegt (und nicht nur eine makro-ökönomische Bilanzierung). Mittelstand, duales Ausbildungssystem, Gewerkschaften, Steuersystem, Exporte etc, das sind vor allem sozio-kulturelle sozia-kulturelle Pfadabhängigkeiten und über deren Kompatibilität - und mögliche Kompromisse - in Euroland müssen wir uns jetzt verständigen, wenn es uns mit dem Euro und damit dem Erhalt eines auf der Weltbühne starken und geeinten Europa ernst ist.

    Schnittmengen, keine Einheitslösung

    Dabei kann es nicht darum gehen, den anderen Eurostaaten das sozio-kulturelle Modell Deutschlands aufzudrücken: Europa finden hiesse hier, Schnittmengen auszuloten. Dabei könnte z.B. feststellen, dass die politische Idee der Republik die tragende Idee der europäischen Geistesgeschichte ist - vielleicht könnte man sich das für die kulturelle Schnittmenge eines neugedachten demokratischen Systems in Europa zu eigen machen.

    Res Publica Europea

    Wir haben im Lab diese Diskussion unter das Motto res public europae („öffentliches Gut Europa“) gestellt: was ist das öffentliche Gut Europas und wie organisieren wir unser aller Teilnahme an den aggregierten Gewinnen, z.B. an dem aggregierten Gewinn des Euro (bisher seit Einführung 2002 ca. 300 Mrd Euro, die nur sehr ungleich innerhalb der Eurozone verteilt wurden). Welche strategischen Güter wollen wir in Europa und welche wollen wir schützen? Welchen contrat social für Europa, welches Gesellschaftsmodell, welches Verhältnis zwischen Markt und Staat für die Eurozone? Das sind jetzt die Fragen, die post-Eurokrise auf den Tisch müssen. Wenn wir Antworten finden, hätten wir ein Stückchen Europa mehr gefunden…..im Sinne der politischen und sozialen Gleichheit aller Bewohner von Euroland: es geht jetzt in Europa nicht mehr darum, Staaten zu integrieren, sondern Bürger zu einen.

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    admin · angelegt
     

    Wie groß die Risse im Fundament sind - und ob man sie sieht- hängt nicht unwesentlich auch davon ab, aus welchem Winkel man darauf schaut. Und nur wirtschaftliche Risse unter die Lupe zu nehmen, wenn es um Europa's Fundament geht, beschränkt den Blick möglicherweise so sehr, dass wesentliches ungesehen bleibt.

    Daher würde ich die die Debatte gern um einen weiteren Begriff erweitern: Demokratie. Denn wenn wir uns in Europa fragen, wer oder was wir sind und vor allem, wie wir "uns" ausgestalten wollen, dann sind Wirtschaft und Demokratie, Markt und Staat zusammenzudenken. Im Grunde war das schon damals beim Maastrichter Vertrag („ever closer union“) 1992 das Ziel; nämlich die Schaffung einer Fiskal- und Sozialunion mit wirklichem EU-Budget, es wurde indes nie gemacht. Das ist im Grunde genau der strittige Punkt der aktuellen Diskussion über Griechenland und das „bail-out“ , wobei in der öffentlichen Diskussion oft übersehen wird, dass es eigentlich um eine systemische Krise geht, die alle Euroländer betrifft.

    Welche Reformen und Rezepte also? Wenn man sich die europäische Wirtschaftspolitik anschaut, kann man feststellen, dass, entgegen der vielfach diskutierten Zahlenspiele um Rettungsfonds und Griechenlandhilfen, einer Volkswirtschaft eine Kultur zu Grunde liegt (und nicht nur eine makro-ökönomische Bilanzierung). Mittelstand, duales Ausbildungssystem, Gewerkschaften, Steuersystem, Exporte etc, das sind vor allem sozia-kulturelle Pfadabhängigkeiten und über deren Kompatibilität - und mögliche Kompromisse - in Euroland müssen wir uns jetzt verständigen, wenn es uns mit dem Euro und damit dem Erhalt eines auf der Weltbühne starken und geeinten Europa ernst ist. Dabei kann es nicht darum gehen, den anderen Eurostaaten das sozio-kulturelle Modell Deutschlands aufzudrücken: Europa finden hiesse hier, Schnittmengen auszuloten. Dabei könnte z.B. feststellen, dass die politische Idee der Republik die tragende Idee der europäischen Geistesgeschichte ist - vielleicht könnte man sich das für die kulturelle Schnittmenge eines neugedachten demokratischen Systems in Europa zu eigen machen.

    Wir haben im Lab diese Diskussion unter das Motto res public europae („öffentliches Gut Europa“) gestellt: was ist das öffentliche Gut Europas und wie organisieren wir unser aller Teilnahme an den aggregierten Gewinnen, z.B. an dem aggregierten Gewinn des Euro (bisher seit Einführung 2002 ca. 300 Mrd Euro, die nur sehr ungleich innerhalb der Eurozone verteilt wurden). Welche strategischen Güter wollen wir in Europa und welche wollen wir schützen? Welchen contrat social für Europa, welches Gesellschaftsmodell, welches Verhältnis zwischen Markt und Staat für die Eurozone? Das sind jetzt die Fragen, die post-Eurokrise auf den Tisch müssen. Wenn wir Antworten finden, hätten wir ein Stückchen Europa mehr gefunden…..im Sinne der politischen und sozialen Gleichheit aller Bewohner von Euroland: es geht jetzt in Europa nicht mehr darum, Staaten zu integrieren, sondern Bürger zu einen.

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    admin · angelegt
     

    Wie groß die Risse im Fundament sind - und ob man sie sieht- hängt nicht unwesentlich auch davon ab, aus welchem Winkel man darauf schaut. Und nur wirtschaftliche Risse unter die Lupe zu nehmen, wenn es um Europa's Fundament geht, beschränkt den Blick möglicherweise so sehr, dass wesentliches ungesehen bleibt.

    Daher würde ich die die Debatte gern um einen weiteren Begriff erweitern: Demokratie. Denn wenn wir uns in Europa fragen, wer oder was wir sind und vor allem, wie wir "uns" ausgestalten wollen, dann sind Wirtschaft und Demokratie, Markt und Staat zusammenzudenken. Im Grunde war das schon damals beim Maastrichter Vertrag („ever closer union“) 1992 das Ziel; nämlich die Schaffung einer Fiskal- und Sozialunion mit wirklichem EU-Budget, es wurde indes nie gemacht. Das ist im Grunde genau der strittige Punkt der aktuellen Diskussion über Griechenland und das „bail-out“ , wobei in der öffentlichen Diskussion oft übersehen wird, dass es eigentlich um eine systemische Krise geht, die alle Euroländer betrifft.

    Welche Reformen und Rezepte also? Wenn man sich die europäische Wirtschaftspolitik anschaut, kann man feststellen, dass, entgegen der vielfach diskutierten Zahlenspiele um Rettungsfonds und Griechenlandhilfen, einer Volkswirtschaft eine Kultur zu Grunde liegt (und nicht nur eine makro-ökönomische Bilanzierung). Mittelstand, duales Ausbildungssystem, Gewerkschaften, Steuersystem, Exporte etc, das sind vor allem sozia-kulturelle Pfadabhängigkeiten und über deren Kompatibilität - und mögliche Kompromisse - in Euroland müssen wir uns jetzt verständigen, wenn es uns mit dem Euro und damit dem Erhalt eines auf der Weltbühne starken und geeinten Europa ernst ist. Dabei kann es nicht darum gehen, den anderen Eurostaaten das sozio-kulturelle Modell Deutschlands aufzudrücken: Europa finden hiesse hier, Schnittmengen auszuloten. Dabei könnte z.B. feststellen, dass die politische Idee der Republik die tragende Idee der europäischen Geistesgeschichte ist - vielleicht könnte man sich das für die kulturelle Schnittmenge eines neugedachten demokratischen Systems in Europa zu eigen machen. Wir haben im Lab Link: http://ulrikeguerot.eu/de/content/european-democracy-lab [Lab] (http://ulrikeguerot.eu/de/content/european-democracy-lab) diese Diskussion unter das Motto res public europae („öffentliches Gut Europa“) gestellt: was ist das öffentliche Gut Europas und wie organisieren wir unser aller Teilnahme an den aggregierten Gewinnen, z.B. an dem aggregierten Gewinn des Euro (bisher seit Einführung 2002 ca. 300 Mrd Euro, die nur sehr ungleich innerhalb der Eurozone verteilt wurden). Welche strategischen Güter wollen wir in Europa und welche wollen wir schützen? Welchen contrat social für Europa, welches Gesellschaftsmodell, welches Verhältnis zwischen Markt und Staat für die Eurozone? Das sind jetzt die Fragen, die post-Eurokrise auf den Tisch müssen. Wenn wir Antworten finden, hätten wir ein Stückchen Europa mehr gefunden…..im Sinne der politischen und sozialen Gleichheit aller Bewohner von Euroland: es geht jetzt in Europa nicht mehr darum, Staaten zu integrieren, sondern Bürger zu einen.

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    Ulrike Guérot European Democracy Lab · angelegt
     

    Wie groß die Risse im Fundament sind - und ob man sie sieht- hängt nicht unwesentlich auch davon ab, aus welchem Winkel man darauf schaut. Und nur wirtschaftliche Risse unter die Lupe zu nehmen, wenn es um Europa's Fundament geht, beschränkt den Blick möglicherweise so sehr, dass wesentliches ungesehen bleibt. Daher würde ich die die Debatte gern um einen weiteren Begriff erweitern: Demokratie. Denn wenn wir uns in Europa fragen, wer oder was wir sind und vor allem, wie wir "uns" ausgestalten wollen, dann sind Wirtschaft und Demokratie, Markt und Staat zusammenzudenken. Im Grunde war das schon damals beim Maastrichter Vertrag („ever closer union“) 1992 das Ziel; nämlich die Schaffung einer Fiskal- und Sozialunion mit wirklichem EU-Budget, es wurde indes nie gemacht. Das ist im Grunde genau der strittige Punkt der aktuellen Diskussion über Griechenland und das „bail-out“ , wobei in der öffentlichen Diskussion oft übersehen wird, dass es eigentlich um eine systemische Krise geht, die alle Euroländer betrifft.

    Welche Reformen und Rezepte also? Wenn man sich die europäische Wirtschaftspolitik anschaut, kann man feststellen, dass, entgegen der vielfach diskutierten Zahlenspiele um Rettungsfonds und Griechenlandhilfen, einer Volkswirtschaft eine Kultur zu Grunde liegt (und nicht nur eine makro-ökönomische Bilanzierung). Mittelstand, duales Ausbildungssystem, Gewerkschaften, Steuersystem, Exporte etc, das sind vor allem sozia-kulturelle Pfadabhängigkeiten und über deren Kompatibilität - und mögliche Kompromisse - in Euroland müssen wir uns jetzt verständigen, wenn es uns mit dem Euro und damit dem Erhalt eines auf der Weltbühne starken und geeinten Europa ernst ist. Dabei kann es nicht darum gehen, den anderen Eurostaaten das sozio-kulturelle Modell Deutschlands aufzudrücken: Europa finden hiesse hier, Schnittmengen auszuloten. Dabei könnte z.B. feststellen, dass die politische Idee der Republik die tragende Idee der europäischen Geistesgeschichte ist - vielleicht könnte man sich das für die kulturelle Schnittmenge eines neugedachten demokratischen Systems in Europa zu eigen machen. Wir haben im [Lab] (http://ulrikeguerot.eu/de/content/european-democracy-lab) diese Diskussion unter das Motto res public europae („öffentliches Gut Europa“) gestellt: was ist das öffentliche Gut Europas und wie organisieren wir unser aller Teilnahme an den aggregierten Gewinnen, z.B. an dem aggregierten Gewinn des Euro (bisher seit Einführung 2002 ca. 300 Mrd Euro, die nur sehr ungleich innerhalb der Eurozone verteilt wurden). Welche strategischen Güter wollen wir in Europa und welche wollen wir schützen? Welchen contrat social für Europa, welches Gesellschaftsmodell, welches Verhältnis zwischen Markt und Staat für die Eurozone? Das sind jetzt die Fragen, die post-Eurokrise auf den Tisch müssen. Wenn wir Antworten finden, hätten wir ein Stückchen Europa mehr gefunden…..im Sinne der politischen und sozialen Gleichheit aller Bewohner von Euroland: es geht jetzt in Europa nicht mehr darum, Staaten zu integrieren, sondern Bürger zu einen.