Europas Wirtschaft – Risse im Fundament?
Eine vertiefte Wirtschafts- und Währungsunion soll die EU-Kommission unter Präsident Jean-Claude Juncker entwickeln. Zerreißt sonst Europas Wirtschaftsgemeinschaft zwischen Norden und Süden? Foto: Der Rat der Europäischen Union
Wie standfest ist Europa noch als Wirtschaftsgemeinschaft? Das beschäftigt Politiker, Experten und Publikum beim kommenden Europäischen Abend in Berlin. Hier auf Publixphere können Sie vorab Ihre Gedanken und Fragen zum Thema einbringen – die dann vor Ort präsentiert werden.
Ein Beitrag von Europäischer Abend
Beim Europäische Abend im dbb-Forum in Berlin treffen sich traditionell EU-Akteure- und -Interessierte aus Politik, Wirtschaft, Verbänden, Medien und Gesellschaft. Veranstalter sind: die Europa-Union Deutschland, der dbb beamtenbund und tarifunion, das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement sowie die Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland. Am 16. März ist es wieder so weit. Unser Thema: Europas Wirtschaft – Risse im Fundament?
Hintergrund:
Seit 2008 steht Europas Wirtschaft stark unter Beschuss. Ganzen Staaten droht der Bankrott, die Arbeitslosenzahlen steigen auf ungekannte Höchststände, stark betroffen ist die Jugend Europas. Die Union droht zwischen Norden und Süden zu zerreißen. Die finanz- und wirtschaftspolitischen Versäumnisse bei der Einführung der gemeinsamen Währung führen zu immer neuen Verwerfungen. Spätestens seit den Wahlen in Griechenland ist die Frage der Standfestigkeit Europas als Wirtschaftsgemeinschaft wieder hochaktuell.
Podium
Hierzu werden sprechen und diskutieren:
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EU-Kommissar Günther Oettinger
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Matthias Machnig, (Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium)
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Marion von Haaren (Korrespondentin im ARD-Hauptstadtstudio)
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Andreas Kluth (The Economist)
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Richard Kühnel, Vertreter der Europäischen Kommission
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Linn Selle (Preisträgerin „Frau Europas 2014“)
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Ulrich Silberbach (stellvertretender dbb Bundesvorsitzender)
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Klaus Dauderstädt, dbb Bundesvorsitzender und Vize-Präsident der Europäischen Union der Unabhängigen Gewerkschaften CESI
Moderation: Annette Rollmann, freie Journalistin
Online-Diskussion
Vorab wollen wir hier auf Publixphere von Ihnen wissen:
Wie bewerten Sie Europas wirtschaftliche Lage? Wie groß sind die Risse im Fundament der Wirtschaftsgemeinschaft? Welche Reformen und Rezepte helfen?
Hinweis: Das Publixphere-Team wird am 16. März ab 17.30 Uhr mit einem Stand vor Ort sein, um die Gedanken und Fragen aus diesem Forum vorzustellen.
Lesetipp: Zwischenbericht von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zur Wirtschafts- und Währungsunion (12. Februar 2015)
Veranstaltungstipp: Europas Wirtschaft - Risse im Fundament?
Ulrike Guérot European Democracy Lab ist dafür
Wie groß die Risse im Fundament sind - und ob man sie sieht- hängt nicht unwesentlich auch davon ab, aus welchem Winkel man darauf schaut. Und nur wirtschaftliche Risse unter die Lupe zu nehmen, wenn es um Europa's Fundament geht, beschränkt den Blick möglicherweise so sehr, dass wesentliches ungesehen bleibt.
Wirtschaft und Demokratie nur zusammen
Daher würde ich die die Debatte gern um einen weiteren Begriff erweitern: Demokratie. Denn wenn wir uns in Europa fragen, wer oder was wir sind und vor allem, wie wir "uns" ausgestalten wollen, dann sind Wirtschaft und Demokratie, Markt und Staat zusammenzudenken. Im Grunde war das schon damals beim Maastrichter Vertrag („ever closer union“) 1992 das Ziel; nämlich die Schaffung einer Fiskal- und Sozialunion mit wirklichem EU-Budget, es wurde indes nie gemacht. Das ist im Grunde genau der strittige Punkt der aktuellen Diskussion über Griechenland und das „bail-out“ , wobei in der öffentlichen Diskussion oft übersehen wird, dass es eigentlich um eine systemische Krise geht, die alle Euroländer betrifft.
Welche Reformen und Rezepte also?
Kultur und Volkswirtschaft
Wenn man sich die europäische Wirtschaftspolitik anschaut, kann man feststellen, dass, entgegen der vielfach diskutierten Zahlenspiele um Rettungsfonds und Griechenlandhilfen, einer Volkswirtschaft eine Kultur zu Grunde liegt (und nicht nur eine makro-ökönomische Bilanzierung). Mittelstand, duales Ausbildungssystem, Gewerkschaften, Steuersystem, Exporte etc, das sind vor allem sozio-kulturelle Pfadabhängigkeiten und über deren Kompatibilität - und mögliche Kompromisse - in Euroland müssen wir uns jetzt verständigen, wenn es uns mit dem Euro und damit dem Erhalt eines auf der Weltbühne starken und geeinten Europa ernst ist.
Schnittmengen, keine Einheitslösung
Dabei kann es nicht darum gehen, den anderen Eurostaaten das sozio-kulturelle Modell Deutschlands aufzudrücken: Europa finden hiesse hier, Schnittmengen auszuloten. Dabei könnte z.B. feststellen, dass die politische Idee der Republik die tragende Idee der europäischen Geistesgeschichte ist - vielleicht könnte man sich das für die kulturelle Schnittmenge eines neugedachten demokratischen Systems in Europa zu eigen machen.
Res Publica Europea
Wir haben im Lab diese Diskussion unter das Motto res public europae („öffentliches Gut Europa“) gestellt: was ist das öffentliche Gut Europas und wie organisieren wir unser aller Teilnahme an den aggregierten Gewinnen, z.B. an dem aggregierten Gewinn des Euro (bisher seit Einführung 2002 ca. 300 Mrd Euro, die nur sehr ungleich innerhalb der Eurozone verteilt wurden). Welche strategischen Güter wollen wir in Europa und welche wollen wir schützen? Welchen contrat social für Europa, welches Gesellschaftsmodell, welches Verhältnis zwischen Markt und Staat für die Eurozone? Das sind jetzt die Fragen, die post-Eurokrise auf den Tisch müssen. Wenn wir Antworten finden, hätten wir ein Stückchen Europa mehr gefunden…..im Sinne der politischen und sozialen Gleichheit aller Bewohner von Euroland: es geht jetzt in Europa nicht mehr darum, Staaten zu integrieren, sondern Bürger zu einen.