Hallo MeryemTinc,
die Frage, gibt es deutsche Kultur und was ist deutsche Kultur lässt sich nicht mit einem Satz beantworten. Genauso wenig, wie, was ist englische Kultur, was ist französische Kultur, was ist iranische Kultur oder was ist die Kultur der Golfstaaten usw. usw.
Fest steht doch, dass es nationale Unterschiede gibt, geprägt durch die Geschichte der Länder, durch ihre Sprache, durch ihren unterschiedlichen Humor, durch ihre Religion, durch ihre Traditionen. Die Vielfalt ist doch gerade das Schöne. Wer eine "bunte Gesellschaft" möchte, möchte doch gerade die gegenseitige Bereicherung durch die Vielfalt.
Der interkulturelle Dialog ist wichtig. Das Positive in der eigenen Kultur und in der des Andern festhalten, das Negative in der eigenen Kultur und in der des Andern kritisch sehen. Aber ein "Transkulturalismus" scheint mir nicht erstrebenswert.
Das Deutsch-Sein definiert sich u.a. durch die Geschichte Deutschlands. Ich will jetzt nur die jüngste Geschichte nehmen: Nationalsozialismus - Nachkriegsgeschichte - zwei deutsche Staaten - Wiedervereinigung.
Noch immer werden Deutsche, inzwischen der 3. und 4. Generation auf die deutsche Schuld resp.
Nationalsozialismus festgelegt. Vielleicht zu Recht. Ich nehme mal an, junge Leute in Deutschland heute, die kulturelle Unterschiede von Deutsch-Sein und Muslim-Sein in Frage stellen und eine neue Einheitskultur in Deutschland wollen, sind linksorientiert. Sie unterstützen den griechischen Kurs und die Forderung, dass Deutschland den von Hitler vor 70 Jahren erzwungenen Kredit von Griechenland heute zurückzahlt. Sind sie sich darüber im Klaren, dass dann heute ein viertel Deutsche mit ausländischem bzw. Migrations-Hintergrund 330 Milliarden Euro für die damalige Schuld mit aufbringen müssten, eine Schuld, mit der sie nichts, aber auch gar nichts zu tun haben? Sitzen wir doch nicht dieser linken, gleichmacherischen Ideologie auf! Sie führt in Aporien.
Ich habe gesagt, die Religion (der Väter und Mütter) prägt die Kultur. Muslime leben seit nach dem 2. Weltkrieg vermehrt in Deutschland. Zuerst als Gastarbeiter, heute in der 2. und 3. Generation. Und Flüchtlinge muslimischen Glaubens kommen dazu. Sie sind eine Bereicherung, Nicht nur als Arbeitskräfte. Auch in ihrer Kultur. Auch in ihrer Frömmigkeit. Halten sie doch uns indifferent gewordenen Christen den Spiegel vor. Aber Viele sind ihrer eigenen Religion gegenüber nicht kritisch. Menschlich gesehen sind mir Alle lieb, aber gesellschaftspolitisch gesehen würde ich mir eine Stärkung der islamkritischen Muslime in Deutschland wünschen, statt in Abgrenzung zu Contra-Bewegungen Muslime in Deutschland pauschal zur deutschen Kultur zu rechnen.
Ein Beispiel: Sure 2, Abschnitt 222: "Eure Frauen
sind ein Saatfeld für euch; darum bestellt euer Saatfeld, wie ihr wollt." Und etwas später in Sure 2: "...die Männer stehen eine Stufe über ihnen (den Frauen)". Das ist nicht unsere, die christliche Tradition. Jesus hat Jüngerinnen um sich gesammelt und sie auf gleicher Augenhöhe behandelt wie seine Jünger. (Ganz abgesehen davon, dass Jesus absolut gewaltlos agiert hat und nicht wie Mohammed als Feldherr).
Eine Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen muss möglich sein! Trotz allem menschlichen, gut nachbarschaftlichem Miteinander, das es jetzt schon gibt, muss auch eine kontroverse Diskussion um die Religion möglich sein. Vor allem auch Frauen bei uns, die
so leicht zu beeinflussen sind und geneigt, alles Fremde attraktiver zu finden, als die eigene Traditionen, sollten ihren Verstand und ihr Bauchgefühl bedienen! Bei anderen Themen bedienen sie sich emanzipatorisch und merken gar nicht, in welche Widersprüche sie sich dabei verwickeln.
Ein anderes Beispiel für die Missachtung einer Kultur ist für mich das Beispiel Tibets. China hat Tibet annektiert und versucht seit zig Jahren, die Tibeter umzuerziehen und ihre Kultur auszulöschen. Das wollen doch selbst Linke bei uns nicht. Kulturen sind erhaltenswert!
Deutsche sollten ihre Kultur, die man nicht mit einem Wort auf einen Nenner bringen kann, aber die sich vielfältig, gefiltert durch die Geschichte, herausgeschält hat, nicht über Bord werfen, genauso wenig, wie Muslime ihre durch die Religion geprägte Kultur aufgeben müssen, aber doch, was die Stellung der Frau angeht, korrekturbedürftig sind, wenn sie in westlichen Staaten gleichberechtigt nach westlichen Standards leben wollen.