Hallo wildehilde,

gute Fragen.

1.) auf jeden Fall ist es Zeit, endlich (!) genauso über depressive Erkrankungen aufzuklären, wie über Herzinfarkt oder Schlaganfall. Depressionen werden immernoch anders gesehen als andere, körperliche Erkrankungen. Ich kenne eigentlich keinen, der sich schämt mal zum Hausarzt, Frauenarzt, oder Kardiologen zu gehen. Beim Psychologen oder gar Psychiater sieht das ganz anders aus. Depressionen müssen ihr Stigma verlieren. Das könnte auch dazu führen, dass Betroffene sich früher Hilfe holen und depressive Erkrankungen nicht verheimlichen.

Das bringt mich auch direkt zu 2.). Berufe mit hoher Verantwortung gehen ja quasi automatisch mit einer hohen emotionalen Belastung einher. Jeder geht damit anders um, aber würde ein Verbot oder ein Fernhalten von verantwortungsvollen Positionen im Fall diagnostizierter schwerer depressiver Erkrankungen diese Personen nicht eher davon abhalten, überhaupt psychologische Hilfe anzunehmen? Idealerweise sollten Menschen in diesen Positionen Hilfe ja so früh wie möglich in Anspruch nehmen, sodass es gar nicht erst zu einer schweren Erkrankung kommt (und wenn doch, dann sollten sie vielleicht mit ihrem Arzt darüber sprechen ob sie ihren Job überhaupt noch ausüben können). Ich glaube, das würden einige besonders gefährdete Menschen dann eben nicht mehr machen.

Also: Aufklärung und Entstigmatisierung auf jeden Fall, sodass sich Menschen früher und leichter Hilfe holen. Aber alles, was mit quasi automatischen Folgen für die Ausübung des Berufs einhergeht: meiner Meinung nach "nein".