Interessante Diskussion! Dazu möchte ich gerne zwei Perspektiven einbringen:
Aus Sicht einer Lehrerin: Ja – Schulbücher hauen in die Kerbe der ewig alten Stereotype, indem (aus Geldmangel) vor allem die alten Schinken an die Schüler herausgegeben werden. Wenn ich Sechstklässlern die Argumentation näher bringen will, kann ich das Deutschbuch gleich im Schrank lassen – die Beispiele gehen komplett an der Lebenswirklichkeit meiner Schüler vorbei, sind eben nicht heterogen angelegt.
Und nein – Schulbücher können durchaus die Themen Migration und Integration angemessen vermitteln. Diskutiere ich mit Schülern der Oberstufe unter dem Oberthema „Sprachwandel“ Aspekte wie „Kiezdeutsch“, dann finde ich in neueren Schulbüchern super ausgearbeitete Materialien, die das Thema differenziert vorbereiten. Dies ist allerdings Grundvoraussetzung angesichts der Pauschalhupen, die auch in den Köpfen der Schüler lauern.
Aus der Perspektive als ehemalige Schulbuchredakteurin: Heterogenität ist aber eben auch auf dem Schulbuchmarkt nicht vorhanden – in der Studie werden (aus nachvollziehbaren Gründen) die drei größten Schulbuchverlage einbezogen; diese drei Verlage besetzen zu großen Teilen den Markt und kreisen eben auch inhaltlich um sich selbst.
Zu bedenken ist auch: Der Druck, auf dem Schulbuchmarkt zu bestehen, ist nicht nur für mittelständische Verlage enorm – ständige Reformen der Reformen machen es (finanziell) nicht gerade leichter, das Hauruck-Verfahren der (scheinbar aktuellen, aber erwarteten) Überarbeitungen hinter sich zu lassen und in Ruhe wie mit gebotener Sensibilität aktuelle, die Lebenswirklichkeit der Schüler widerspiegelnde Lehrwerke herauszubringen.