Eine interessante Frage.

Eine Tante von mir wurde 1948 in der SBZ von der sowjetischen Besatzungsmacht ins Frauengefängnis Hoheneck gebracht, aus dem sie nach 8 Jahren krank an Leib und Seele entlassen wurde. Ihr Fehler war, sie konnte russisch und sollte Firmendokumente herausgeben bzw. verraten, also mit der Besatzungsmacht zusammen arbeiten, wogegen sie sich geweigert hatte.

Weder ihre Eltern noch sie waren Mitglieder in der NSDAP gewesen. Die Älteren waren mental gegen Hitler und auch verbal im kleinen Kreis von Freunden und Gleichgesinnten, aber nicht mutig genug im Bekennen. Aber wer will heute den Stab über sie brechen? Wären wir damals mehr als Kritiker gewesen? Meine Tante ihrerseits war damals , wie die meisten jungen Frauen in jener Zeit, nach allem, was ich weiß, ziemlich unpolitisch.

Anfang der 50er Jahre besuchte ein bekannter ev. Pfarrer das KZ Hoheneck und erklärte den dort inhaftierten Frauen, sie büßten auch für die Schuld Deutschlands, so erzählte sie es uns später. Was das psychisch mit den Frauen machte, ist kaum vorstellbar!

Ich will damit sagen, Kriegskinder konnten und können bis heute über erlebtes Leid sprechen, aber möglicherweise und wohl immer noch nur innerhalb der Klammer, dass ihr Leid zusammen gesehen werden muss mit der Schuld des Nationalsozialismus und eine gerechte Strafe war. Und ist es nicht so?