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    Körber-Stiftung · angelegt
     

    Vielen Dank für Ihren Diskussionsbeitrag. Die Erfahrungen Ihrer Tante, die Sie schildern, sind biografisch gesehen einzigartig, weil es sich eben um die Lebensgeschichte Ihrer Tante handelte. Historisch betrachtet spiegeln diese Erfahrungen in den unmittelbaren Nachkriegsjahren den politischen Umgang mit den Kriegskindern in der sowjetischen Besatzungszone wider. Dass die Annahme von Kollektivschuld und die daraus abgeleitete Bestrafung ganzer Gruppen für eine abstrakt formulierte „Schuld Deutschlands“ historisch fragwürdig und juristisch unzulässig ist, steht außer Frage.

    Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Kriegskinder sollte es allerdings nicht in erster Linie um die Schuldfrage gehen. Im Mittelpunkt sollten die Kriegs- und Gewalterfahrungen einer ganzen Generation von Europäern stehen, die zwischen 1929-1949 geboren wurden. Unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Geburtsland wurde diese Generation von Verfolgung, Krieg, Elternlosigkeit oder Besatzungszeiten biografisch geprägt – oft mit weit reichenden Folgen. Indem wir Europäer uns die Gemeinsamkeiten dieser biografischen Prägungen vor Augen führen, leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der europäischen Nachkriegsgesellschaften. Und vielleicht gelingt es uns sogar, die Erfahrungen der Kriegskinder zur historischen Aussöhnung zu nutzen. Allerdings sollte das biografische Erleben der Einzelnen immer in den Gesamtkontext eingebettet werden. Eine Diskussion über das Leid von Kriegskindern in Deutschland sollte nicht erfolgen, ohne dass die historische Verantwortung Deutschlands für den Nationalsozialismus und den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg thematisiert wird. Die Schuldfrage des Einzelnen bleibt von dieser Einbettung unberührt. Es geht darum, die historischen Zusammenhänge nicht aus den Augen zu verlieren. Dies gilt auch, wenn Kriegskinder von ihren Erfahrungen berichten.

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    Körber-Stiftung · angelegt
     

    Vielen Dank für Ihren Diskussionsbeitrag. Die Erfahrungen Ihrer Tante, die Sie schildern, sind biografisch gesehen einzigartig, weil es sich eben um die Lebensgeschichte Ihrer Tante handelte. Historisch betrachtet spiegeln diese Erfahrungen in den unmittelbaren Nachkriegsjahren den politischen Umgang mit den Kriegskindern in der sowjetischen Besatzungszone wider. Dass die Annahme von Kollektivschuld und die daraus abgeleitete Bestrafung ganzer Gruppen für eine abstrakt formulierte „Schuld Deutschlands“ historisch fragwürdig und juristisch unzulässig ist, steht außer Frage. Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Kriegskinder sollte es allerdings nicht in erster Linie um die Schuldfrage gehen. Im Mittelpunkt sollten die Kriegs- und Gewalterfahrungen einer ganzen Generation von Europäern stehen, die zwischen 1929-1949 geboren wurden. Unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Geburtsland wurde diese Generation von Verfolgung, Krieg, Elternlosigkeit oder Besatzungszeiten biografisch geprägt – oft mit weit reichenden Folgen. Indem wir Europäer uns die Gemeinsamkeiten dieser biografischen Prägungen vor Augen führen, leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der europäischen Nachkriegsgesellschaften. Und vielleicht gelingt es uns sogar, die Erfahrungen der Kriegskinder zur historischen Aussöhnung zu nutzen. Allerdings sollte das biografische Erleben der Einzelnen immer in den Gesamtkontext eingebettet werden. Eine Diskussion über das Leid von Kriegskindern in Deutschland sollte nicht erfolgen, ohne dass die historische Verantwortung Deutschlands für den Nationalsozialismus und den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg thematisiert wird. Die Schuldfrage des Einzelnen bleibt von dieser Einbettung unberührt. Es geht darum, die historischen Zusammenhänge nicht aus den Augen zu verlieren. Dies gilt auch, wenn Kriegskinder von ihren Erfahrungen berichten.