Ihr stellt gute Fragen. Wie müsste sich etwas ändern, damit sich Muslime in Deutschland als gleichberechtigt angenommen fühlen können?
Vorab sage ich erst einmal, dass dies keineswegs ein deutsches Problem ist, auch wenn dieses Problem in Deutschland aus historischen Gründen einen anderen Ton besitzt als anderswo. Ich glaube sogar, dass viele Menschen eine Toleranz vorgaukeln, die sie tatsächlich nicht besitzen. Die Empfindung der deutschen Seele ist nicht so aufrecht, offen und klar, wie sie sich selber gerne wahrnimmt.
25 % der Migranten in Deutschland sind Muslime. Viele der Übrigen, kamen mit einer neuen Welle, beginnend vor 30 Jahren aus dem nördlichen und mittleren Osteuropa. Sie lebten in Sozialghettos, es gab große Probleme mit Drogenkonsum, Kriminalität, Gewalttätigkeiten und anderen Auseinandersetzungen. Es war diese Zeit der speziellen Witze über Polen und der undifferenzierten Beschwerden über das Verhalten von Russen. Innerhalb kürzester Zeit hat sich dieses Problem selber gelöst. Dies ist auch daran zu erkennen, dass diese Migranten sich heute kaum darüber beschweren nicht angenommen zu sein. Ich habe inzwischen das Gefühl, dass hier ziemlich problemlos eine Verschmelzung mit der „angestammten Gesellschaft“ begonnen hat. Deutsch sein hat hier das Wesen der Abstammung schon weitgehend überwunden, weshalb ich den oft pauschalen Vorwurf des in Deutschland vorhandenen Rassismus nicht ganz gerechtfertigt finde.
Der Zustrom von Muslimen hat schon früher begonnen, die Gebliebenen und deren Nachkommen fühlen sich jedoch vielfach noch immer nicht akzeptiert. Woran liegt das? Ich würde sagen, es liegt auch daran, dass viele Muslime ihrerseits auch nicht das tun was sie von Deutschland erwarten, nämlich sich zu öffnen.
Bemerkenswert ist, dass es innerhalb der islamischen Glaubensrichtungen Unterschiede zwischen Sunniten auf der einen und Aleviten, Drusen und selbst Schiiten auf der anderen Seite gibt. Bei den Letztgenannten ist die Bereitschaft sehr viel größer einen realen kulturellen Austausch anzunehmen. Ebenso gibt es aus meiner Erfahrung jenseits der Konfession, etwas pauschal beschrieben, Unterschiede im Auftreten, die auf Herkunft beruhen. Kurden und Perser scheinen irgendwie weniger Berührungsängste zu besitzen, als andere Ethnien. Der beschriebene Graben ist aus meiner Sicht kein so statisches Gebilde, zwischen hüben und drüben, wie er beschrieben wird.
Meiner Meinung nach müsste die Idee der Zukunft zumindest in einer beiderseitigen Bereitschaft zur Öffnung bestehen.
Sollte ich falsch liegen oder die Verfasser dies anders sehen wäre ich über Kritik dankbar.