Lieber Aidin Halimi Asl ,

ich bin fast vollständig einverstanden, vor allem was das gesunde Misstrauen gegenüber Ideologien, -Ismen, den geschlossenen Weltbildern und der Revolutionsromantik angeht (die einmal scharf angeschaut oft in sich zusammenfällt).

Drohende Fails

Allerdings frage ich mich doch, ob diese vernünftige Generation mit ihren schönen Idealen es schafft, auf ihre Art die Welt zu ändern....die Plutokratie a la USA, den drohenden Überwachungskollaps, das kränkelnde, unfertige Europa usw. Lässt sie sich korrumpieren von den alten Hierachien, knechten von den verstaubten Strukuren (zum Beispiel an der Universität), entsolidarisieren durch die Heils- und Sicherheitsversprechen des Geldes? Ist sie außerdem zur Stelle, wenn mal ein wenig Revolution notwendig ist? Da bin ich mir nicht so sicher in einer Gesellschaft, in der eine gefälschte Doktorarbeit ein Rücktrittsgrund ist, das BND-Inferno aber nicht. Da sind die Maßstäbe schon sehr durcheinander geraten, was eben auch an der Lethargie und Mobilisierungs-Unfähigkeit der Massen und (jungen) kritischen Geister liegt.

In der gesamten globalen Gerechtigkeits-Debatte (Occupy usw.) frage ich mich zum Beispiel: Wer soll an der schamlosen Vermögensverteilungs-Ungerechtigkeit etwas ändern, wenn niemand das Gemeinwohl-Interesse definiert und vertritt? Nicht marxistisch-revolutionär, sondern ganz nüchtern und rational?

Antwort auf die Postdemokratie?

Außerdem muss diese Generation eine Antwort darauf finden, dass Politik immer komplexer (Bsp Finanzmarkt) und multinationaler und damit post-demokratischer (?) wird. Vielleicht braucht es hierfür auch einen neuen Typus der (transnationalen?) Repräsentation. Fatal wäre diese eben doch weit verbreitete Einstellung: Da können wir ja doch nichts machen.