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Politische Diskussionssendungen, allen voran Polit-Talkshows, stellen beliebte wissenschaftliche Untersuchungsobjekte in ganz unterschiedlichen Disziplinen dar, die seit jeher auch mit einem medienkritischen Duktus begleitet werden. Grundsätzlich wird dabei stets die Inszenierung von Diskussion als politische Propaganda ins Feld geführt. Diese besagt, dass Polit-Talkshows etwa in hohem Maße "choreographiert", also geplant und vorbestimmt sind, was Themen (auch Fragemuster der Moderatoren), Rollen der Diskussionssteilnehmer, Ablauf und Struktur anbelangt. Die Diskussion um diesen Zustand führt m.E. ins Leere und zwar aus folgendem Grund: Polit-Talkshows sind als Formate und Sendungen in eine "Figuration Fernsehen" eingebunden, was nichts anderes heißt, als dass sie den Gesetzen und der Logik des Fernsehens zu gehorchen haben. Zur Logik des Fernsehens gehört z.B. dass ihre Währung in Einschaltquoten angegeben wird: Je höher die Quote, umso - vermeintlich - besser und erfolgreicher. Um die Quote zu halten bzw. nicht zu gefährden, setzt man also auf Planbarkeit und ziemlich eingängige Stereotypen: Bekannte Gesichter, provokante Fragemuster, relevante Themen, "Showkämpfe" zwischen Antagonisten etc.
Mein Argument ist: Man wird an dieser Logik des Fernsehens nichts ändern können, solange Quote die Währung bleibt und es ist aussichtslos, an dieser Choreographie drehen zu wollen.
Der Fokus muss sich deshalb verlagern: Von den Produzenten sowie dem Produkt weg und hin zum Zuschauer. Betrachtet man den gegenwärtigen Polit-Talk, fällt auf, dass das Format die Entwicklung des Social TV verschläft, also die Diskussionen, die sich von Zuschauern in den sozialen Medien und Netzwerken über Sendungsinhalte entspinnen, nicht oder allenfalls stark selektiv und temporär (z. B. hartaberfair) aufgegriffen werden. Genau hier liegt m. E. jedoch die Innovation des Polittalks, die die Choreographie zwar nicht gefährdet, aber wesentlich zur Demokratisierung der Diskussion beitragen kann: Das simultane Einblenden von Tweets und Posts, etwa als "Wall" im Hintergrund oder als Laufschrift, und die sinnvolle Integration in die Diskussion können ein relativ unverfälschtes Stimmungsbild abgeben und (neue) Argumente beisteuern.
Fazit: Der Polit-Talk sollte in Zukunft zu einem authentischen und unverkrampften Umgang mit den parallel laufenden Diskussionen in der digitalen Welt gelangen, wenn er seine Legitimation in einer zunehmend demokratisierten und meinungspluralistischen Medienöffentlichkeit behalten will.
Sascha Michel Universität Koblenz-Landau
Politische Diskussionssendungen, allen voran Polit-Talkshows, stellen beliebte wissenschaftliche Untersuchungsobjekte in ganz unterschiedlichen Disziplinen dar, die seit jeher auch mit einem medienkritischen Duktus begleitet werden. Grundsätzlich wird dabei stets die Inszenierung von Diskussion als politische Propaganda ins Feld geführt. Diese besagt, dass Polit-Talkshows etwa in hohem Maße "choreographiert", also geplant und vorbestimmt sind, was Themen (auch Fragemuster der Moderatoren), Rollen der Diskussionssteilnehmer, Ablauf und Struktur anbelangt. Die Diskussion um diesen Zustand führt m.E. ins Leere und zwar aus folgendem Grund: Polit-Talkshows sind als Formate und Sendungen in eine "Figuration Fernsehen" eingebunden, was nichts anderes heißt, als dass sie den Gesetzen und der Logik des Fernsehens zu gehorchen haben. Zur Logik des Fernsehens gehört z.B. dass ihre Währung in Einschaltquoten angegeben wird: Je höher die Quote, umso - vermeintlich - besser und erfolgreicher. Um die Quote zu halten bzw. nicht zu gefährden, setzt man also auf Planbarkeit und ziemlich eingängige Stereotypen: Bekannte Gesichter, provokante Fragemuster, relevante Themen, "Showkämpfe" zwischen Antagonisten etc. Mein Argument ist: Man wird an dieser Logik des Fernsehens nichts ändern können, solange Quote die Währung bleibt und es ist aussichtslos, an dieser Choreographie drehen zu wollen. Der Fokus muss sich deshalb verlagern: Von den Produzenten sowie dem Produkt weg und hin zum Zuschauer. Betrachtet man den gegenwärtigen Polit-Talk, fällt auf, dass das Format die Entwicklung des Social TV verschläft, also die Diskussionen, die sich von Zuschauern in den sozialen Medien und Netzwerken über Sendungsinhalte entspinnen, nicht oder allenfalls stark selektiv und temporär (z. B. hartaberfair) aufgegriffen werden. Genau hier liegt m. E. jedoch die Innovation des Polittalks, die die Choreographie zwar nicht gefährdet, aber wesentlich zur Demokratisierung der Diskussion beitragen kann: Das simultane Einblenden von Tweets und Posts, etwa als "Wall" im Hintergrund oder als Laufschrift, und die sinnvolle Integration in die Diskussion können ein relativ unverfälschtes Stimmungsbild abgeben und (neue) Argumente beisteuern. Fazit: Der Polit-Talk sollte in Zukunft zu einem authentischen und unverkrampften Umgang mit den parallel laufenden Diskussionen in der digitalen Welt gelangen, wenn er seine Legitimation in einer zunehmend demokratisierten und meinungspluralistischen Medienöffentlichkeit behalten will.