Hallo Doro, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben auf meinen Beitrag zu antworten. Ich weiß, dass meine Vorstellungen von der Rolle der Religion in der Gesellschaft nicht mehrheitsfähig ist. Als Christ und Linker habe ich ein Leben lang zwischen allen Stühlen gesessen. Dass ist nicht bequem, lässt sich aber aushalten. Ich will Ihnen dennoch auf Ihre (teilweise rhetorischen) Fragen antworten.
Zunächst zu meiner Person. Ich bin 62 Jahre alt, wie man meinem Profil unschwer entnehmen kann, seit 30 Jahren verheiratet und in der Tat Vater einer Tochter im „heiratsfähigen“ Alter. Selbstverständlich hätte ich keinerlei Bedenken, wenn meine Tochter in eine orthodoxe jüdische Familie heiraten würde.
Es sind auch nicht ultraorthodoxe Juden, die eine Friedensregelung in Israel verhindern. Haredim in Israel und auf der ganzen Welt beziehen politisch keine Stellung. Viele von Ihnen stellen sogar das Existenzrecht des weltlichen Staates Israel in Frage oder lehnen es ganz ab. Übrigens eine interessante Parallele zu den amischen Mennoniten in Nord- und Mittelamerika. Auch Sie betätigen sich nicht politisch, beteiligen sich nicht an Wahlen und lehnen die Wehrpflicht ab.
Womit wir bei den Evangelikalen in den USA wären. Es sind nicht sie, die die Präsidentschaftswahlen hier dominieren, es ist Big Money, das sich mit Milliarden von Dollar seinen Einfluss sichert. Dass sich die christlichen Fundamentalisten dafür instrumentalisieren lassen ist beklagenswert, aber auch ein Phänomen, das auf Grund der demografischen Entwicklung in den Staaten eigentlich schon jetzt der Vergangenheit angehört.
Und selbstverständlich ist Kritik erlaubt. Nur muss sie akzeptieren, dass ihr als Teil des Diskurses auch widersprochen wird.