Liebe Frau Guerot,

eine Anmerkung:

Sie schreiben

"Der Anteil des Schuldendienstes am griechischen Haushalt betrug zuletzt 2,6 Prozent, die Schulden waren also kein akutes Problem, und man hätte getrost später über einen Schuldenschnitt reden können."

Daraus lässt sich freilich auch ein ganz anderer Schluss ziehen, nämlich der, dass die Schuldenschnitt-Debatte komplett aufgebauscht ist und im Moment überhaupt nicht auf den Tisch gehört. Die Schulden können auf den St. Nimmerleinstag verschoben, umgeschichtet, gestundet werden. Das können wir alles leise über die Jahrzehnte regeln, dass es kaum jemandem auffällt (schon gar nicht dem Bund der Steuerzahler oder der CSU).

In Abwesenheit eines wirksamen Regelwerks für die Eurozone (der Stabi-Pakt ist bekanntermaßen gescheitert), wäre es jetzt jedoch fatal, den Griechen ihre Schulden plakativ zu erlassen. Hier geht es um das Symbol - nicht ums Geld selbst. Alle anderen Euro-Länder würden denken, das machen wir auch so, erst massiv verschulden, dann wirds schon erlassen. Wohlgemerkt, ich will gar nicht sagen, dass Griechenland selbst 'schuld' ist an seinen Schulden, nur Schuldenerlasse nagen einfach am Kapitalismus, in dem wir uns nun einmal bewegen (bis wir eine bessere Idee haben).