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    MisterEde · angelegt
     

    Hallo Rakaba,

    das Problem bei dieser Schulden-Konstruktion ist ein anderes. Ich leihe jemandem für ein Jahr 10 Euro, die er nach einem Jahr nicht zurückzahlen kann, und ich leihe ihm dann wieder 10 Euro für ein Jahr, mit denen er den vorherigen Kredit begleicht, und so weiter. Nach 10 Jahren schuldet er mir zwar immer noch nur 10 Euro, allerdings kann man genauso sagen, dass ich ihm über 10 Jahre jetzt schon 100 Euro geliehen habe und er braucht immer noch mehr...

    Das Geld des IWF und der EZB hat Griechenland vor ein paar Jahren gegen die Zusagen von Reformen bekommen. Und jetzt bekommen Sie von uns wieder gegen die Zusage von Reformen Geld, damit sie genau diese Kredite von IWF und EZB bezahlen können. Verlangen wir dann in drei Jahren wieder Reformen, wenn dann die Rückzahlung der ESM-Kredite ansteht und wir das wieder mit einem neuen Kredit regeln müssen? Griechenland hat also, und das nicht ganz zu Unrecht wie man an der Ablösung der EZB/IWF-Kredite jetzt sieht, die Angst, dass es für die nächsten zehn, zwanzig Jahre immer genau das zu tun hat, was es von außen gesagt bekommt. Deshalb will die griechische Regierung statt dieser Kreislösung mit immer neuen Krediten einen Schuldenschnitt oder zumindest solche Laufzeiten, dass mal für 20 Jahre Ruhe ist. Außerdem würde sich Griechenland schätzungsweise gerne langfristig diese günstigen ESM-Konditionen sichern, die besser sind, als die Kreditkonditionen für Deutschland.

    Voraussehbarer Fehler: Ich habe von Anfang an dafür plädiert, dass die EFSF- bzw. ESM-Kredite so gestaltet werden, dass der Zinssatz deutlich höher liegt. Beim damaligen Zinsumfeld hätte ich 7% angesetzt und heute würde ich vielleicht 4 oder 5% vorschlagen. Und das, was Griechenland dann im Gegensatz zur aktuellen Gestaltung mehr bezahlen muss, hätte ich ihm dann gegen Auflagen gegeben (und zwar nicht geliehen sondern geschenkt). Das Geld wäre ja direkt als Zinsgewinn über den ESM wieder an Deutschland geflossen.

    Denn:
    1. So hätte nicht durch günstige Zinskonditionen diese Vermengung von Solidarität und Refinanzierungshilfe stattgefunden. Es wäre klar getrennt und damit keine versteckte Subvention. 2. Für Griechenland wäre es auf diese Weise viel attraktiver, schnell wieder an den Kapitalmarkt zurückzukehren und die teuren Kredite abzulösen, statt immer wieder auf niedrigere Zinsen zu drängen.

    Wer nicht hören will…:
    …muss halt fühlen. Ich kann es nicht ändern, nur halt beschreiben. Und so wie ich dieses Problem vor dreieinhalb Jahren beschrieben habe (Punkt 4: Banklizenz für den ESM und höhere Zinssätze für Hilfskredite)und auch vor zwei Jahren schon davor gewarnt habe, dass ein Fortführen der Austerität sich bei den Wahlen rächen kann Eine Bilanz nach fünf Jahren Euro-Rettungspolitik, so schreibe ich jetzt, dass eine Kapitalverkehrssteuer massiv helfen würde. Aber auch da, wird es wohl anders kommen und Europa wird weiterhin durch schlechte Lösungen kaputt gemacht.