Hallo MisterEde

Vermutlich hätte Griechenland schon in diesem Jahr den Zustand erreicht, dass die Schuldenquote nicht mehr weiter steigt, tendenziell sogar sinkt – was zumindest finanztechnisch der Turnaround für einen Staat ist.

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Theoretisch hätte das Land finanztechnisch schon 2015 den Turnaround geschafft. Der ist bei hochverschuldeten Staaten nämlich ziemlich angenehm zu erreichen. Bei 180% Staatsverschuldung und gleichbleibendem Zins kann Griechenland jedes Jahr ein Defizit in Höhe von 1,8 * nominales BIP Wachstum haben. Wächst das nominale BIP um 3% kann das Defizit 5,4% des BIP betragen, ohne dass sich die Schuldenquote erhöht.

Die Fixierung auf die Schulden halte ich für falsch. Griechenland wird das Gros seiner Schulden niemals zurückzahlen. Muss es auch nicht. Politiker aus Gläubigerländern behaupten zwar ständig das Gegenteil (psychologisch nachvollziehbar, heißen sie doch "Gläubiger"), aber die Weiterfinanzierung der Schulden ist hauptsächlich ein Hebel um Strukturreformen von Griechenland zu verlangen.Und ohne die wird es für Griechenland innerhalb des Währungsunion keine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit geben. Es sollte nicht um "faule Griechen" und "deutsche Zuchtmeister" gehen. Mittel- langfristig muss Griechenland relativ zur Rest-Eurozone wettbewerbsfähiger werden, ob nun innerhalb oder außerhalb der Währungsunion. Die Staatsschulden sind eher nebensächlich.

Zur Austeritätspolitik:

Würde die Troika (oder wie auch immer wir sie nun nennen) kein billiges Geld bereitstellen, müsste sich Griechenland, wie jeder andere Staat, am privaten Kapitalmarkt finanzieren. Gegenüber privaten Gläubigern müsste Griechenland aber viel schmerzhaftere Austeritätspolitik und Strukturreformen ausführen um an Kredite (zu hohen Zinsen) zu kommen, als die Troika verlangt. Das sollten wir im Hinterkopf haben wenn wir sagen, dass die Troika Griechenland Austeritätspolitik aufzwingt. Tatsächlich lindert die Troika die Austerität in Griechenland, verglichen mit dem was private Gläubiger verlangen würden. Streitpunkt in den Verhandlungen ist nun das Ausmaß der Linderung, und die Ausgestaltung der Austeritätspolitik und Strukturreformen.

Bezüglich der Stellvertreter-Rettung der Banken (so nenne ich es mal), stimme ich Ihnen absolut zu. Unter dem Vorwand der "Staatenrettung" wurden Banken aus hauptsächlich Deutschland, Frankreich, aber auch UK and US, gerettet. Besser wäre es gewesen Griechenland wäre 2010 in die Staatsinsolvenz gegangen, und jedes Land hätte seine eigenen Banken direkt retten können wenn es wollte. Hypo Real Estate lässt grüßen. Ein weiterer Banken-Bailout wäre bei den eigenen Wählern aber wohl schlecht angekommen.

Nachtrag: Ok, ich sehe gerade, dass es doch andere Diskussionen gibt, die direkt auf den Inhalt der Griechenland-Hilfen abzielen. Hier soll's ja vermutlich um die Person Schäuble gehen. Bin neu bei publixsphere. Man verzeihe mir das Schwenken ins off-topic ;)