Wagenknechts Aussage, „der Euro erzeuge immer größere Ungleichgewichte“, ist falsch. Der Euro erzeugt die Ungleichgewichte nicht. Mit Bezug auf die unterschiedliche Bonität wird die Wirkung der Ungleichgewichte lediglich verstärkt. Wären alle Länder (Staat, Banken, …) für Geldanlagen gleich sicher, würde es auch im Euro keine Zinsunterschiede geben. Und auch die unterschiedliche Lohnkostenentwicklung ist ja nicht vom Euro hervorgerufen worden, führt aber eben innerhalb des Euros zu Problemen. Daneben hat auch die Souveränitätsabgabe nichts mit Neoliberalismus zu tun, sondern ist einfach eine logische Konsequenz einer gemeinsamen Währung – ansonsten wäre es ja keine gemeinsame Währung.
Inhaltlich ist ihre Euro-Kritik also eine reine Luftnummer, weshalb ich vermute, dass das hauptsächlich dazu dient, Bartsch auszustechen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie 2017 die Frontfrau sein will und jetzt zum einen testet, wie weit sie mit Linkspopulismus gehen kann, und zum anderen versucht, frühzeitig die Diskussion, vor allem auch innerhalb der Linken, an sich zu ziehen und Themen zu (be)setzen.