Beides. Es wird ab sofort bei jeder Wahl einen Spitzenkandidaten pro Parteienfamilie geben, der um das Amt des Kommissionspräsidenten kämpft und - das ist der entscheidende Schritt - es am Ende auch wird. Der Sieg des Parlaments bzw. der Parteien war es nämlich, dem Europäischen Rat das alleinige Vorschlagsrecht streitig zu machen.

Dass es jedoch überhaupt Parteikandidaten für das Spitzenamt gibt garantiert aber natürlich noch keinen spannenden Wahlkampf. Das hängt zum Einen an den jeweiligen Personen (Juncker ist halt eher "zahm"), zum Anderen aber vor allem an der Organisation des Wahlkampfes an sich. Juncker hat in Griechenland völlig andere Akzente gesetzt als in Deutschland und Schulz ist mit einem der kürzesten Programme auf Tour gegangen.

Würde sich der Wahlkampf tatsächlich immer nur im Themen drehen, für die die EU auch tatsächlich zuständig ist und Kompetenzen besitzt - unterschiedliche Kompetenzverteilung zwischen Kommission und Parlament mal außen vor gelassen, das macht die Sache natürlich noch komplexer -, dann sähe die Spannung im Wahlkampf sicherlich anders aus. Wer eben aneinander vorbei redet, erzeugt weniger Spannung, als gegeneinander zu reden.