Lieber Emil, ich kann deinen Überlegungen in erster Linie zustimmen. Der Grundsatz der Freizügigkeit von EU-Bürgern steht in seiner Anwendung auf Rumänen oder Bulgaren, gleich welcher Qualifikation, nicht zur Debatte.
Dennoch möchte ich gern einen weiteren Gedanken einbringen. Die andauernde Debatte über Zuwanderung in die BRD hat ihre Ursache in unserer Willkommenskultur. Die Empfänglichkeit der deutschen Bevölkerung für eine Kriminalisierung der osteuropäischen Nachbarn gründet zum Teil auf historisch bedingten Vorurteilen. Dabei steht die Ignoranz gegenüber deren Kultur im Vordergrund.
Da es an diesem Verständnis der fremden Kultur mangelt und auch die Motivation nicht vorhanden ist, sich mit dieser auseinander zu setzen, wird das Eindringen in das eigene "sichere" Gemeinde- und Wertesystem als Angriff empfunden. Daraus resultieren oberflächliche Einstellungen wie: "Die kommen nur her, um mir/uns was wegzunehmen".
Dies Angst schürt natürlich Ressentiments und ist in allen Gesellschaftsschichten vertreten. Dabei variiert die Qualität dieser Angst zwischen Polemik und Pseudowissenschaft.
In Ihrem Beitrag Emil geht es vor allem um eine der gefährlichsten Formen von Angst. Diese versteckt ihren polemischen Gehalt hinter wirtschaftspolitischen Positionen. So bekommt der Bürger das Gefühl, dass eine Einwanderung der Rumänen oder Bulgaren mit großen Gefahren für Gesellschaft und Wirtschaft verbunden ist. Die kulturelle Bereicherung und die möglichen Gewinne für den Arbeitsmarkt bleiben unerwähnt.
Was tun also? Ich persönlich sehe nicht nur Politik sondern auch die Medien und natürlich den Bürger selbst in der Verantwortung, dem Thema der Europäisierung offener gegenüberzustehen und den Fokus zunächst auf die positiven Aspekte zu legen.
Wenn wir es schaffen, die Chancen vor den Herausforderungen zu thematisieren und zu streuen, wird uns der Umgang nicht nur mit dem Thema Zuwanderung in Zukunft erleichtert.