Die Einschätzung der Bundeswehr ist schlicht falsch. Die Wehrpflicht ist abgeschafft und wir haben eine reine Berufsarmee. Zugegeben: Die Verpflichtungsmodalitäten unterscheiden sich dabei durchaus von denen anderer Staaten.
Nach 20 Jahren Auslandseinsätze und gerade nach 12 Jahren in Afghanistan ist die Bundeswehr mittlerweile auch eine Armee mit Kampferfahrung. Das sagen auch unsere Verbündeten. Wenig thematisiert, aber kein Geheimnis sind die offensiven Kampfeinsätze des KSK in Afghanistan. Zuerst im Rahmen von Enduring Freedom (bis 2004) und später im Norden.
Unsere Truppen und die unserer NATO-Verbündeten sind im globalen Vergleich allen Etatkürzungen zum Trotz immer noch die besten der Welt - neben den USA gerade in Frankreich und Großbritannien. Innerhalb der NATO wird dieses Niveau durch Manöver laufend aufrecht erhalten. Wir müssen uns nicht schlechter reden, als wir sind.
Niemand hat von einer Polizeifunktion gesprochen. Weder Gauck, noch ich.
In Deutschland wird immer wieder betont, man wolle ein in der Welt gemeinsam handlungsfähiges Europa. Meint man das ernst, dann muss die größte Volkswirtschaft der EU sich auch zivil, diplomatisch und - als Ultima Ratio - eben auch militärisch engagieren. Auch darf man nicht den Fehler machen, den Einsatz von Militär mit der Anwendung militärischer Gewalt zu verwechseln.
Im Punkt diplomatisches Engagement als "Vermittler und Berater in Konflikten" sind wir uns völlig einig. Aber Gauck hat auch deutlich macht, dass es Situationen geben kann, in denen das nicht ausreicht.