FelixS Mitglied JDGAP
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Die Bücher von Wohlgetan kenne ich. Aber er ignoriert, dass man die Zahl der eingesetzten Soldaten mit drei multiplizieren muss: ein Kontingent im Einsatz, eines in der Vorbereitung, eines in der Nachbereitung.

Dazu kommt, in modernen Armee kommen auf jeden Soldaten im Einsatz zwischen fünf bis sieben Kameraden, die ihn versorgen. Die Zahl von 200.000 reicht ja vom General bis zum Koch. Würde man die Bundeswehr auf drei bis vier große Standorte konzentrieren, würde viel mehr Personal frei. Aber versuchen Sie mal, das im deutschen Förderalismus durchzusetzen.

"Polizeieinsatz" war eine politische Floskel der 1990er. Das ist Schnee von gestern, denke ich. In der NATO redet heute niemand mehr darüber. Der Sprachgebrauch ist ein anderer geworden.

Allerdings ist es richtig, dass man Militärs viel zu oft Polizeiaufgaben übertragen hat (Bosnien, Kososov, teilweise Afghanistan). Dabei gilt Kritik aber nicht dem Militär. Stattdessen hat es die Politik westlicher Staaten jahrelange (und bis heute) verschlafen, entsprechende im Ausland einsatzfähige Polizeikräfte aufzustellen.

Ironie des Schicksals - Für Abrüstung sorgt Europa doch schon seit über zwanzig Jahren. Aber eben nur auf dem eigenen Kontinent. Während in allen anderen Weltregionen die Militäretats immer weiter steigen.

Ich schließe Militärinterventionen nicht aus. Sie lehnen sie ab. Allerdings wird unsere Debatte bald irrelevant, wenn Europa zu großen Einsätzen nicht mehr in der Lage ist. In Libyen haben wir die engen Grenzen europäischen Handlungsspielraums schon gesehen. So gesehen werden wir wohl nicht mehr Waffen aufs Feld tragen.