Manuel Müller Der (europäische) Föderalist
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Lieber Alex, ganz kurz: Über transnationale Listen wurde diesmal im EP gar nicht viel diskutiert. Im Zusammenhang mit dem Duff-Bericht gab es 2011 allerdings mal eine Plenardebatte darüber. Mit den darin von den Gegnern vorgetragenen Argumenten habe ich mich hier detaillierter auseinandergesetzt.

Zu den Spitzenkandidaten: Nachdem sich das EP 2014 durchgesetzt hat, gehe ich davon aus, dass der Europäische Rat 2019 auf diesen Machtkampf verzichten wird. (Wobei das ein wenig davon abhängen wird, welche Parteien dann in den großen Mitgliedstaaten regieren.)

Zum Zusammendenken der Euro- und der Demokratie-Debatte: Das ist natürlich ein großes Thema, zu dem gerade die nationalen Regierungen bislang nur wenig überzeugende Vorschläge haben. Das Problem ist, dass die verstärkte wirtschaftspolitische Integration sich auf die Eurozone beschränken würde, während das EP natürlich die gesamte EU umfasst. Alle Vorschläge einer Euro-Regierung, gegebenenfalls mit einer parlamentarischen Euro-Kammer, laufen daher Gefahr, das EP und damit die gesamteuropäische Demokratie zu schwächen. Mein Ansatz ist deshalb (ganz kurz gesagt), den Euro (wie es auch im Vertrag steht) als "die Währung der EU" zu betrachten und mithin bei der Stärkung der Euro-Governance vor allem auf die Kommission und das EP zu setzen. (Ausführlicher habe ich dazu hier und hier geschrieben.)