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    MisterEde · angelegt
     

    Mir geht es nicht in erster Linie um die Frage der Einflussnahme im Rahmen einer politischen Landschaftspflege. Das sollte eigentlich nur ein einzelnes Beispiel sein. Aber kurz dazu: Eine „Zwangskausalität“ sehe ich dort nicht, allerdings sind monokausale Zusammenhänge bei komplexen Beziehungen sowieso eher selten. Nur heißt das ja noch lange nicht, dass man daraus schließen kann, es gäbe überhaupt keinen Einfluss. Auch zwischen Werbung und Produktabsatz gibt es keinen festen Zusammenhang, aber dennoch hat Werbung einen Einfluss.

    Mir geht es aber viel mehr darum, dass
    - die Mündigkeit der Bürger auch vom System abhängt, z.B. dem Bildungssystem
    - die Zugehörigkeit zur Elite zu einem nicht unerheblichen Teil vom Elternhaus abhängt
    - die Elite auf die Politik mehr Einfluss nehmen kann als die breite Masse
    - sich natürlich auch die Eigeninteressen der am politischen Prozess beteiligten Personen oder Gruppen auf das Ergebnis auswirken (und nicht nur die Entscheidung mündiger Bürger)

    Ich glaube also, dass zum einen die Mündigkeit davon abhängt, in welchem Rahmen (Sozialisierung, Gesellschaftssystem, familiärer Background) sich ein Mensch bewegt und dass zum anderen die Ergebnisse des politischen Prozesses auch in einer Demokratie nicht monokausal auf die Mündigkeit der Bürger zurückgeführt werden können.

    Zu zwei Punkten von Ihnen:

    Wird denn Medienmacht nicht vor allem durch eine große Leserschaft verliehen?

    Der Zusammenhang ist umgekehrt. Wer bei einem Land mit 80 Mio. Einwohnern Medienmacht hat, der hat zwangsläufig auch wirtschaftliche Interessen. Und auch wenn ich es nun nicht belegen kann, so müssen Sie doch zugeben, dass es zumindest plausibel ist, dass z.B. die Ausnahmen für Zeitungszusteller beim Mindestlohn wesentlich mehr mit der Machtposition der großen Verlage zu tun hatte, als dass das nun der Wunsch der Bürger war. Wenn es aber noch nicht einmal ein besonderes Anliegen der Bürger war, dann dürfte doch deutlich sein, dass in diesem Punkt die Mündigkeit der Bürger überhaupt keine Rolle mehr spielt, sondern einzig die Interessen, die aus dem Zusammenspiel von politischer Elite und in diesem Fall der Medienelite hervorgehen. Hier sieht man aber z.B. auch, dass die Elite nicht homogen ist. Die Interessen der politischen Elite, in diesem Fall im Sinne der Regierungskoalition, sind natürlich andere (Keine Lust, die Medien als Gegner zu haben) als die der Medienelite (geringere Lohnkosten). Beides zusammen lässt sich dann aber gut auf Kosten Dritter (Zeitungszusteller) in Einklang bringen.

    Meiner Meinung nach es ist zu kurz gegriffen, den gesamten politischen Betrieb oder die politische „Elite“ in Verruf zu bringen oder den Eindruck einer geschlossen-homogenen politischen Elite zu erwecken, weil es Parteispenden gibt und diese in der Regel nicht neutral in alle Richtungen verteilt werden.

    Ich hoffe, Sie beziehen das nicht auf meinen Beitrag. Ich engagiere mich selbst in einer Partei und da wäre es ja widersinnig, wenn ich politisches Engagement unnötig fände. Im Gegenteil finde ich politisches Engagement begrüßenswert. Außerdem sehe ich die Elite, egal wie man sie denn nun genau definiert, gerade nicht als homogene, sondern als heterogene Gruppe an. So beschreibe ich das in Bezug auf die wirtschaftliche Elite auch in einem Blog-Artikel oder hier jetzt z.B. mit dem Beispiel des Mindestlohns bei Zeitungszustellern.

    Zu meinem Punkt, „dass die Zugehörigkeit zur Elite zu einem nicht unerheblichen Teil vom Elternhaus abhängt.“

    Natürlich ist unsere Gesellschaft nicht komplett undurchlässig, aber es ist – denke ich – schon ganz gut zu belegen, dass es manche auf dem Weg zur Elite etwas leichter haben oder der ein oder andere sogar schon qua Geburt Teil der Elite ist. So fangen die Unterschiede bei der Bildung an und gehen über Beziehungen und Kontakte bis hin zum Erbe und betreffen ja jetzt nicht nur jene mit Firmenimperien. Z.B. haben von sechs CDU-Bundesministern drei einen politischen Background in der Familie oder Hoeneß ist ja z.B. auch Wurstfabrikant und nicht Großbäcker. Ich denke eigentlich auch, dass es in einem Land, in dem im Wesentlichen die Eltern für die Erziehung und Entwicklung ihre Kinder sorgen, völlig normal ist, dass die familiäre Herkunft einen gewissen Einfluss auf den Lebensweg eines Menschen hat.

    Nur, wenn die heutige Elite zu einem nicht unerheblichen Teil aus den Kindern der früheren Elite besteht, dann folgen für mich daraus eben einige Fragen in Bezug auf die Mündigkeit von Bürgern.
    - Ist es Möglich, dass das System elitenfreundlich ist, sozusagen die Selbsterhaltung der Elite begünstigt? Lässt sich dieser Zustand mit der Mündigkeit von Bürgern erklären?
    - Haben Eliten mehr Einfluss auf die politische Entscheidungen als die breite Masse?
    - Wenn die Elite zu einem nicht unerheblichen Teil aus jenen besteht, die schon in der Elite sozialisiert wurden, kann es dann sein, dass die Sichtweisen der Eliten von denen der breiten Masse abweichen? Wird die Perspektive der Elite durch die Medien vielleicht stärker transportiert?
    - Welche Auswirkung hat die Herkunft eines Menschen auf die Frage seines politischen Einflusses oder die Zugehörigkeit zur politischen Elite?
    - In wie weit können sich Bürger dem Einfluss von Medieneliten entziehen? Welchen Einfluss nehmen Medieneliten (z.B. Bertelsmann Stiftung) auf die Politik?