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Meiner Meinung nach es ist zu kurz gegriffen, den gesamten
politischen Betrieb oder die politische „Elite“ in Verruf zu bringen
oder den Eindruck einer geschlossen-homogenen politischen Elite zu
erwecken, weil es Parteispenden gibt und diese in der Regel nicht
neutral in alle Richtungen verteilt werden.
Ich hoffe, Sie beziehen das nicht auf meinen Beitrag. Ich engagiere
mich selbst in einer Partei und da wäre es ja widersinnig, wenn ich
politisches Engagement unnötig fände. Im Gegenteil finde ich
politisches Engagement begrüßenswert. Außerdem sehe ich die Elite,
egal wie man sie denn nun genau definiert, gerade nicht als homogene,
sondern als heterogene Gruppe an. So beschreibe ich das in Bezug auf
die wirtschaftliche Elite auch in einem Blog-Artikel oder hier jetzt
z.B. mit dem Beispiel des Mindestlohns bei Zeitungszustellern.
Damit wollte ich mich keinesfalls auf Sie oder Ihren Beitrag beziehen. Es ging mir mehr um die etwas allgemeinen Argumente die man zurzeit ja vielerorts liest und hört. Sollte dieser Eindruck entstanden sein, tut mir das sehr Leid.
Mir geht es nicht in erster Linie um die Frage der Einflussnahme im
Rahmen einer politischen Landschaftspflege. Das sollte eigentlich nur
ein einzelnes Beispiel sein. Aber kurz dazu: Eine „Zwangskausalität“
sehe ich dort nicht, allerdings sind monokausale Zusammenhänge bei
komplexen Beziehungen sowieso eher selten. Nur heißt das ja noch lange
nicht, dass man daraus schließen kann, es gäbe überhaupt keinen
Einfluss. Auch zwischen Werbung und Produktabsatz gibt es keinen
festen Zusammenhang, aber dennoch hat Werbung einen Einfluss.
Da habe ich Sie wohl missverstanden. Aber ich denke wir sind uns hier soweit einig.
Mir geht es aber viel mehr darum, dass
- die Mündigkeit der Bürger auch vom System abhängt, z.B. dem
Bildungssystem
- die Zugehörigkeit zur Elite zu einem nicht unerheblichen Teil vom
Elternhaus abhängt
- die Elite auf die Politik mehr Einfluss nehmen kann als die breite
Masse
- sich natürlich auch die Eigeninteressen der am politischen Prozess
beteiligten Personen oder Gruppen auf das Ergebnis auswirken (und
nicht nur die Entscheidung mündiger Bürger)
Natürlich haben Sie hier Recht. Bildungssystem sowie Elternhaus haben einen entscheidenden Einfluss auf den Lebensweg. Ich persönlich sehe hier aber nicht direkt die eigenen Partizipationsmöglichkeiten eingeschränkt, zumindest nicht auf der Ebene des politischen Diskurses in der Bevölkerung. Dieser ist ja genau das, worauf ich hinaus möchte.
Persönlich stoße ich mich hierbei vor allem am Begriff der Elite, da mir dieser schlicht eine gegebene Exklusivität impliziert. Der Begriff der politischen Elite erscheint mir etwas zu harsch. Aus meiner Sicht bedeutet Elite vor allem, dass sich der betreffende Menschenkreis Zugriff auf Ressourcen verschafft und unliebsamen Kandidaten diesen durch selbst geschaffene Zugangshürden verweigert (sich eben mehr oder weniger selbst „reproduziert“ um elitär zu bleiben). Genau das sehe ich aber im politischen Betrieb nicht. Natürlich gibt es Netzwerke und ich möchte hier auch nicht so tun als ob es keine Klüngel gäbe oder ähnliches, aber der Zugang zum politischen Betrieb im Sinne der Angehörigkeit der vermeintlichen „Elite“ läuft glücklicher Weise inzwischen über Wahlen und ist so gut es geht von etwaigen strukturell-legislativen Bedingungen entkoppelt – es kann nun mal wirklich jede/r Person mit deutscher Staatsbürgerschaft nach Vollendung des 18 Lebensjahres gewählt werden.
Das tatsächlich nicht jede/r gewählt wird und es vor allem in den zurückliegenden Legislaturperioden immer weniger Menschen ohne universitären Abschluss in eben jenem Kreis gibt, ist doch vor allem aber den partizipierenden und wählenden Menschen zuzuschreiben. Schaffen wir uns diese Elite nicht selbst, in dem wir uns vor allem durch in das „hier Unten“ zurückziehen und uns sagen, wir seien von der Politik entkoppelt?
Ist nicht der Ruf nach mehr kompetenten Politikern auf Ministerposten beispielsweise der direkte Weg zu einer Elite/ Technokratie, da er die demokratisch-repräsentative Wahl auf einen unglaublich kleinen Personenkreis beschränkt? Um genau das zu verhindern ist ja vor allem die Idee des immer mehr in Verruf zu geratenden Beraterkreises da, zumindest empfinde ich das so.
sich natürlich auch die Eigeninteressen der am politischen Prozess
beteiligten Personen oder Gruppen auf das Ergebnis auswirken (und
nicht nur die Entscheidung mündiger Bürger)
Wie bereits im Ausgangstext beschrieben, sehe ich an diesem Punkt kein Problem. Für mich ist das Teil des repräsentativen Systems. Der scheinbar immer größer werdende Einfluss von Lobbygruppen ist natürlich eine weiterer Diskussionspunkt, bedeutet meiner Meinung nach aber eben nicht, dass der Einfluss von Bürgerinnen und Bürgern kleiner werden muss. Vielmehr mangelt es doch an Versuchen, mit Menschen innerhalb des politischen Kosmos in Kontakt zu treten. Wer spricht schon noch die eigene Abgeordnete oder den eigenen Abgeordneten an, geschweige merkt sich länger als 2 Monate nach der Wahl wer es eigentlich ist, wenn es denn nicht die eigene Wahl war? Auch ein von mir nicht präferierter Vertreter oder eine nicht präferierte Vertreterin handelt mit meiner Souveränität.
Die Entfremdung zwischen regierender und regierter Ebene erscheint mir vor allem durch den Verlust der eigenen Mündigkeit, im Sinne des im Ausgangstextes beschriebenen Willen zur Partizipation, bzw. der selbstgeführten Reduktion eben jener zu entstehen.
Ich glaube also, dass zum einen die Mündigkeit davon abhängt, in
welchem Rahmen (Sozialisierung, Gesellschaftssystem, familiärer
Background) sich ein Mensch bewegt und dass zum anderen die Ergebnisse
des politischen Prozesses auch in einer Demokratie nicht monokausal
auf die Mündigkeit der Bürger zurückgeführt werden können.
Auch hier möchte ich noch einmal auf meinen Ausgangstext verweisen. Wir sind uns wohl einig, dass Ergebnisse der politischen Prozesse nicht monokausal auf die Mündigkeit der Bürgerinnen und Bürger zurückzuführen sind. Darin sehe ich auch nach wie vor kein Problem. Es geht mir eher um die eben angesprochene, scheinbare Entfremdung der regierten zur regierenden Ebene. Hier sehe ich den eigenen, selbstgeschaffenen Verlust der Mündigkeit. Inzwischen gibt es viele neue und wesentlich effizientere Möglichkeiten, vor allem Dank des Internets, mit Abgeordneten in Kontakt zu treten als das Telefon oder die Bürgersprechstunde. Zeitgleich scheint aber der Wille der Bevölkerung zur Partizipation abzunehmen, was letztendlich die eigene Mündigkeit untergräbt.
Dieser Wille und die Fähigkeit zur Partizipation am gesellschaftlich-politischen Diskurs, erscheint mir nach wie vor nicht mehr vom Bildungsabschluss oder von der gesellschaftlichen Schicht abzuhängen, als vor 20 oder 30 Jahren, wohl eher noch weniger. Der entscheidende Punkt ist nur, dass es wesentlich schwieriger geworden ist, Mehrheiten für die eigenen Positionen zu finden. Die Argumentationsketten sind vielschichtiger geworden, die Welt ist eben ein Stück weit „komplizierter“ geworden. Aber das kann weder Grund sein, sich selbst aus diesem Prozess heraus zunehmen, insofern man sich als mündig betrachtet, noch gewisse Gruppen aus diesem Diskurs auszuschließen. (Damit möchte ich Ihnen keinesfalls irgendetwas von dem eben gesagten unterstellen.)
Genau einen solchen, bewussten Ausschluss generiert und impliziert meiner Meinung nach das Bild einer politischen Elite, sei sie nun hetero- oder homogen.
Somit kann der direkte Output natürlich nicht auf die Mündigkeit der Bürger zurückgeführt werden. Das „elitisieren“ eines noch nie so offen zugänglichen politischen Betriebes allerdings sehr wohl, schließlich sind wir es, die ihn wählen.
Dass Menschen entsprechend ihrer Sozialisierung sowie des familiären Hintergrundes unterschiedlich „politisiert“ sind, stimmt natürlich. Allerdings werden die Zugangshürden in den politischen Diskurs doch vor allem dadurch erschwert, dass genau dieser immer weiter ausstirbt, in dem diejenigen, die eine gute Ausbildung genossen haben und im Klischee gesprochen Klavier spielen gelernt, Abi gemacht und Medizin studiert haben, genau diesen Diskurs nicht mehr (offen?) pflegen.
Gäbe es eine größere, partizipativere Form des politischen Diskurses – noch nicht einmal mehr Mitbestimmung – würde sich die Kluft zwischen der regierenden und der regierten Ebene meiner Meinung nach verringern, schlichtweg weil die Kommunikation zwischen beiden wesentlich besser funktionieren würde und nicht durch die Meinungsumfragen einschlägiger Institute einschlägiger Medienkonzerne geprägt würde.
Zu zwei Punkten von Ihnen:
Wird denn Medienmacht nicht vor allem durch eine große Leserschaft
verliehen?
Der Zusammenhang ist umgekehrt. Wer bei einem Land mit 80 Mio.
Einwohnern Medienmacht hat, der hat zwangsläufig auch wirtschaftliche
Interessen.
Ich muss gestehen hier keine Umkehrung meiner Aussage festzustellen. Könnten Sie diesen Punkt vielleicht noch einmal umformulieren? Vielleicht verstehe ich Sie hier falsch. Mein Ziel war es eher, den Ursprung der Medien- und somit Wirtschaftsmacht zu finden. Dieser entstammt doch im gängigen Modell eines Mediums vor allem von denjenigen die es konsumieren? Wirtschaftliche (und wirtschaftspolitische) Interessen sind natürlich jedwedem Unternehmen zu Eigen.
Und auch wenn ich es nun nicht belegen kann, so müssen Sie
doch zugeben, dass es zumindest plausibel ist, dass z.B. die Ausnahmen
für Zeitungszusteller beim Mindestlohn wesentlich mehr mit der
Machtposition der großen Verlage zu tun hatte, als dass das nun der
Wunsch der Bürger war. Wenn es aber noch nicht einmal ein besonderes
Anliegen der Bürger war, dann dürfte doch deutlich sein, dass in
diesem Punkt die Mündigkeit der Bürger überhaupt keine Rolle mehr
spielt, sondern einzig die Interessen, die aus dem Zusammenspiel von
politischer Elite und in diesem Fall der Medienelite hervorgehen.
Die Ausnahme der Zeitungszusteller aus dem Mindestlohn kommt den entsprechenden Unternehmen natürlich zumindest zugegen, wenn er nicht durch eben jene selbst verursacht wurde. Darüber möchte ich allerdings gar nicht spekulieren, denn das ist nicht wirklich worauf ich hinaus wollte, obwohl ich ihrem Standpunkt hier durchaus nahestehe.
Bezüglich der Mündigkeit möchte ich, wie im Ausgangstext gesagt, nicht andeuten, es gäbe eine Möglichkeit der Bürgerinnen und Bürger direkten Einfluss auf den Ausgang eines politischen Prozesses zu nehmen. Darin sehe ich nicht den Zweck unseres politischen Systems der repräsentativen Demokratie. Vielmehr geht es bei dem Bezug zur Mündigkeit darum, dass die eigene Interessenabwägung bei der Wiederwahl solche Punkte durchaus einbeziehen muss und, sollte man sich immer und immer wieder eher für die eigene Position als die gesamtgesellschaftliche entscheiden (um es mal so einfach zu halten), dann muss man eben auch diese Konsequenzen tragen, sprich für die getroffene Entscheidung die Verantwortung übernehmen:
Nicht für die spezielle Ausformulierung eines politischen Prozesses,
sondern für die wiederholte Unterstützung der etwaigen politischen Kraft, die diesen mitgetragen hat.
Sollte man mit der Entscheidung nicht einverstanden sein, ist es doch nur mündig, sich an der anschließenden gesellschaftlichen Diskussion zu beteiligen oder sie herbeizuführen. Nur so kann die demokratische Grundlage der eigentlichen Entscheidung mitgesichert werden und das Entstehen einer politischen Elite langfristig verhindert werden. Möglichkeiten mit den eigenen Repräsentanten und den sie repräsentierenden Kräften konstruktiv in Kontakt zu treten gibt es ja durchaus, nur kostet das natürlich auch Zeit und birgt die Gefahr, die eigene Meinung eventuell zu revidieren.
Aber Mündigkeit und Teilhabe kosten eben Zeit.
Sieht man sich die politische Inaktivität weiter Landstriche an, erscheint mir genau diese Mündigkeit der Bevölkerung vielerorts auszusterben. Natürlich haben der eigene Wille und die eigenen Wünsche kaum direkten Einfluss auf Entscheidungen der Bundesebene, es wird eben am Ende für gut 80 Millionen Menschen entschieden. Wenn man sich allerdings nicht aktiv in die Diskussion einbringt, und sei es erst einmal nur im kleinsten Kreis der Gemeinde, um mit Kompromissen die eigenen Positionen zu verstärken, dann stirbt die Möglichkeit der Partizipation vollkommen aus. Dagegen scheinen mir auch Möglichkeiten der direkten Demokratie kein wirksames Allheilmittel zu sein. Demokratie lebt meiner Meinung nach vor allem vom Austausch innerhalb des Demos und nicht nur vom reinen Abstimmungsverfahren.
Hier sieht man aber z.B. auch, dass die Elite nicht homogen ist. Die
Interessen der politischen Elite, in diesem Fall im Sinne der
Regierungskoalition, sind natürlich andere (Keine Lust, die Medien als
Gegner zu haben) als die der Medienelite (geringere Lohnkosten).
Beides zusammen lässt sich dann aber gut auf Kosten Dritter
(Zeitungszusteller) in Einklang bringen.
Hier Stimme ich Ihnen zu.
Zu meinem Punkt, „dass die Zugehörigkeit zur Elite zu einem nicht
unerheblichen Teil vom Elternhaus abhängt.“
Natürlich ist unsere Gesellschaft nicht komplett undurchlässig, aber
es ist – denke ich – schon ganz gut zu belegen, dass es manche auf dem
Weg zur Elite etwas leichter haben oder der ein oder andere sogar
schon qua Geburt Teil der Elite ist. So fangen die Unterschiede bei
der Bildung an und gehen über Beziehungen und Kontakte bis hin zum
Erbe und betreffen ja jetzt nicht nur jene mit Firmenimperien. Z.B.
haben von sechs CDU-Bundesministern drei einen politischen Background
in der Familie oder Hoeneß ist ja z.B. auch Wurstfabrikant und nicht
Großbäcker.
Ich denke eigentlich auch, dass es in einem Land, in dem im
Wesentlichen die Eltern für die Erziehung und Entwicklung ihre Kinder
sorgen, völlig normal ist, dass die familiäre Herkunft einen gewissen
Einfluss auf den Lebensweg eines Menschen hat.
Ich denke was den Kernpunkt betrifft, bzw. Was ich für hier als Kernpunkt ausmache, stimme ich Ihnen zu. Die familiäre und soziale Ausgangslage hat erheblichen Einfluss auf den persönlichen Lebensweg.
Nur, wenn die heutige Elite zu einem nicht unerheblichen Teil aus den
Kindern der früheren Elite besteht, dann folgen für mich daraus eben
einige Fragen in Bezug auf die Mündigkeit von Bürgern.
- Ist es Möglich, dass das System elitenfreundlich ist, sozusagen die
Selbsterhaltung der Elite begünstigt? Lässt sich dieser Zustand mit
der Mündigkeit von Bürgern erklären?
Letzteres würde ich mit ja beantworten und auf meine Ausführungen zur Elite weiter oben verweisen. Wie gesagt sehe ich die Begrifflichkeit selbst kritisch und finde, die langfristige “Selbstreproduktion” ist in einem Wahlsystem quasi “gewählt”.
Haben Eliten mehr Einfluss auf die politische Entscheidungen als die
breite Masse?
Wichtig finde ich, dass Politiker letztendlich die Entscheidungskräfte sind. Somit stehen natürlich gerade in einer schwächelnd-politischen Gesellschaft wie der unseren Lobbykräfte öfter im Austausch mit politischem Personal, aber auch hier sehe ich einen Bezug zur Mündigkeit, da wir diejenigen sind, die den „leicht“ zu beeinflussenden PolitikerInnen zu Ihren Positionen verhelfen. Wir entscheiden also weder über In- noch Outcome, aber vor allem über den Zugang von den sog. Eliten zur Politik, in dem wir die entsprechende Personalie wählen oder auch nicht.
Wenn die Elite zu einem nicht unerheblichen Teil aus jenen besteht,
die schon in der Elite sozialisiert wurden, kann es dann sein, dass
die Sichtweisen der Eliten von denen der breiten Masse abweichen? Wird
die Perspektive der Elite durch die Medien vielleicht stärker
transportiert?
Was die Sichtweisen angeht stimme ich Ihnen zu. Die Tatsache, dass eben immer ähnliche “Schichten” gewählt werden, ist nicht gerade förderlich für einen differenzierten Diskurs. Dennoch sehe ich auch hier den bereits mehrfach angesprochenen Bezug zur Mündigkeit.
Was den Transport der Perspektiven durch die Medien angeht, so habe ich ja bereits vorher beschrieben, dass die Medienmacht (nicht die wirtschaftliche Macht der Medienkonzerne) primär in den LeserInnen selbst liegt. Man sollte sich im Klaren sein, was man liest. Es gibt für so ziemlich jede politische Vorliebe ein entsprechendes Medium und natürlich wird dieses Medium entsprechend seiner LeserInnen und VerfasserInnen berichten. In Bezug auf den Ausgangstext denke ich, Mündigkeit impliziert sich dessen bewusst zu sein. Das ist nicht immer einfach, aber auch hier noch einmal – unter dem Risiko mich zu oft zu wiederholen – mündig-demokratisch bedeutet eben auch ein wenig Aufwand.
Welche Auswirkung hat die Herkunft eines Menschen auf die Frage
seines politischen Einflusses oder die Zugehörigkeit zur politischen
Elite?
In wie weit können sich Bürger dem Einfluss von Medieneliten
entziehen? Welchen Einfluss nehmen Medieneliten (z.B. Bertelsmann
Stiftung) auf die Politik?
Meine Positionen hierzu habe ich wohl schon kundgetan. Kurz noch einmal zusammengefasst hängt die erste Frage wohl vor allem von der Sichtweise auf den Begriff der Elite sowie dem Verständnis von Mündigkeit ab. Ich denke der Einfluss ist für fast alle Menschen gleich klein und kann nur über eine kompromissbereite, partizipative und diskurstreibende Gesellschaft weiterentwickelt werden.
Bezüglich des Einflusses der Medieneliten würde ich auf den vorangehenden Absatz verweisen. Gerade was Stiftungen angeht sehe ich auch hier die Partizipation der Masse in der Verantwortung. Umso mehr über politische Positionen kommuniziert und debattiert wird, umso mehr öffentlicher Diskurs betrieben wird – in Gemeinden, Ratssälen, Kneipen, Parlamenten, Sprechstunden, Bürgerfesten etc. etc. etc. – kurz: Umso mehr Austausch stattfindet, umso geringer wird der Einfluss der vermeintlichen Umfragewerte. Aber das ist vielleicht auch eine etwas utopisch-persönliche Interpretation.
Felix Blickwinkel Blog
Damit wollte ich mich keinesfalls auf Sie oder Ihren Beitrag beziehen. Es ging mir mehr um die etwas allgemeinen Argumente die man zurzeit ja vielerorts liest und hört. Sollte dieser Eindruck entstanden sein, tut mir das sehr Leid.
Da habe ich Sie wohl missverstanden. Aber ich denke wir sind uns hier soweit einig.
Natürlich haben Sie hier Recht. Bildungssystem sowie Elternhaus haben einen entscheidenden Einfluss auf den Lebensweg. Ich persönlich sehe hier aber nicht direkt die eigenen Partizipationsmöglichkeiten eingeschränkt, zumindest nicht auf der Ebene des politischen Diskurses in der Bevölkerung. Dieser ist ja genau das, worauf ich hinaus möchte. Persönlich stoße ich mich hierbei vor allem am Begriff der Elite, da mir dieser schlicht eine gegebene Exklusivität impliziert. Der Begriff der politischen Elite erscheint mir etwas zu harsch. Aus meiner Sicht bedeutet Elite vor allem, dass sich der betreffende Menschenkreis Zugriff auf Ressourcen verschafft und unliebsamen Kandidaten diesen durch selbst geschaffene Zugangshürden verweigert (sich eben mehr oder weniger selbst „reproduziert“ um elitär zu bleiben). Genau das sehe ich aber im politischen Betrieb nicht. Natürlich gibt es Netzwerke und ich möchte hier auch nicht so tun als ob es keine Klüngel gäbe oder ähnliches, aber der Zugang zum politischen Betrieb im Sinne der Angehörigkeit der vermeintlichen „Elite“ läuft glücklicher Weise inzwischen über Wahlen und ist so gut es geht von etwaigen strukturell-legislativen Bedingungen entkoppelt – es kann nun mal wirklich jede/r Person mit deutscher Staatsbürgerschaft nach Vollendung des 18 Lebensjahres gewählt werden. Das tatsächlich nicht jede/r gewählt wird und es vor allem in den zurückliegenden Legislaturperioden immer weniger Menschen ohne universitären Abschluss in eben jenem Kreis gibt, ist doch vor allem aber den partizipierenden und wählenden Menschen zuzuschreiben. Schaffen wir uns diese Elite nicht selbst, in dem wir uns vor allem durch in das „hier Unten“ zurückziehen und uns sagen, wir seien von der Politik entkoppelt? Ist nicht der Ruf nach mehr kompetenten Politikern auf Ministerposten beispielsweise der direkte Weg zu einer Elite/ Technokratie, da er die demokratisch-repräsentative Wahl auf einen unglaublich kleinen Personenkreis beschränkt? Um genau das zu verhindern ist ja vor allem die Idee des immer mehr in Verruf zu geratenden Beraterkreises da, zumindest empfinde ich das so.
Wie bereits im Ausgangstext beschrieben, sehe ich an diesem Punkt kein Problem. Für mich ist das Teil des repräsentativen Systems. Der scheinbar immer größer werdende Einfluss von Lobbygruppen ist natürlich eine weiterer Diskussionspunkt, bedeutet meiner Meinung nach aber eben nicht, dass der Einfluss von Bürgerinnen und Bürgern kleiner werden muss. Vielmehr mangelt es doch an Versuchen, mit Menschen innerhalb des politischen Kosmos in Kontakt zu treten. Wer spricht schon noch die eigene Abgeordnete oder den eigenen Abgeordneten an, geschweige merkt sich länger als 2 Monate nach der Wahl wer es eigentlich ist, wenn es denn nicht die eigene Wahl war? Auch ein von mir nicht präferierter Vertreter oder eine nicht präferierte Vertreterin handelt mit meiner Souveränität.
Die Entfremdung zwischen regierender und regierter Ebene erscheint mir vor allem durch den Verlust der eigenen Mündigkeit, im Sinne des im Ausgangstextes beschriebenen Willen zur Partizipation, bzw. der selbstgeführten Reduktion eben jener zu entstehen.
Auch hier möchte ich noch einmal auf meinen Ausgangstext verweisen. Wir sind uns wohl einig, dass Ergebnisse der politischen Prozesse nicht monokausal auf die Mündigkeit der Bürgerinnen und Bürger zurückzuführen sind. Darin sehe ich auch nach wie vor kein Problem. Es geht mir eher um die eben angesprochene, scheinbare Entfremdung der regierten zur regierenden Ebene. Hier sehe ich den eigenen, selbstgeschaffenen Verlust der Mündigkeit. Inzwischen gibt es viele neue und wesentlich effizientere Möglichkeiten, vor allem Dank des Internets, mit Abgeordneten in Kontakt zu treten als das Telefon oder die Bürgersprechstunde. Zeitgleich scheint aber der Wille der Bevölkerung zur Partizipation abzunehmen, was letztendlich die eigene Mündigkeit untergräbt. Dieser Wille und die Fähigkeit zur Partizipation am gesellschaftlich-politischen Diskurs, erscheint mir nach wie vor nicht mehr vom Bildungsabschluss oder von der gesellschaftlichen Schicht abzuhängen, als vor 20 oder 30 Jahren, wohl eher noch weniger. Der entscheidende Punkt ist nur, dass es wesentlich schwieriger geworden ist, Mehrheiten für die eigenen Positionen zu finden. Die Argumentationsketten sind vielschichtiger geworden, die Welt ist eben ein Stück weit „komplizierter“ geworden. Aber das kann weder Grund sein, sich selbst aus diesem Prozess heraus zunehmen, insofern man sich als mündig betrachtet, noch gewisse Gruppen aus diesem Diskurs auszuschließen. (Damit möchte ich Ihnen keinesfalls irgendetwas von dem eben gesagten unterstellen.) Genau einen solchen, bewussten Ausschluss generiert und impliziert meiner Meinung nach das Bild einer politischen Elite, sei sie nun hetero- oder homogen. Somit kann der direkte Output natürlich nicht auf die Mündigkeit der Bürger zurückgeführt werden. Das „elitisieren“ eines noch nie so offen zugänglichen politischen Betriebes allerdings sehr wohl, schließlich sind wir es, die ihn wählen. Dass Menschen entsprechend ihrer Sozialisierung sowie des familiären Hintergrundes unterschiedlich „politisiert“ sind, stimmt natürlich. Allerdings werden die Zugangshürden in den politischen Diskurs doch vor allem dadurch erschwert, dass genau dieser immer weiter ausstirbt, in dem diejenigen, die eine gute Ausbildung genossen haben und im Klischee gesprochen Klavier spielen gelernt, Abi gemacht und Medizin studiert haben, genau diesen Diskurs nicht mehr (offen?) pflegen. Gäbe es eine größere, partizipativere Form des politischen Diskurses – noch nicht einmal mehr Mitbestimmung – würde sich die Kluft zwischen der regierenden und der regierten Ebene meiner Meinung nach verringern, schlichtweg weil die Kommunikation zwischen beiden wesentlich besser funktionieren würde und nicht durch die Meinungsumfragen einschlägiger Institute einschlägiger Medienkonzerne geprägt würde.
Ich muss gestehen hier keine Umkehrung meiner Aussage festzustellen. Könnten Sie diesen Punkt vielleicht noch einmal umformulieren? Vielleicht verstehe ich Sie hier falsch. Mein Ziel war es eher, den Ursprung der Medien- und somit Wirtschaftsmacht zu finden. Dieser entstammt doch im gängigen Modell eines Mediums vor allem von denjenigen die es konsumieren? Wirtschaftliche (und wirtschaftspolitische) Interessen sind natürlich jedwedem Unternehmen zu Eigen.
Die Ausnahme der Zeitungszusteller aus dem Mindestlohn kommt den entsprechenden Unternehmen natürlich zumindest zugegen, wenn er nicht durch eben jene selbst verursacht wurde. Darüber möchte ich allerdings gar nicht spekulieren, denn das ist nicht wirklich worauf ich hinaus wollte, obwohl ich ihrem Standpunkt hier durchaus nahestehe. Bezüglich der Mündigkeit möchte ich, wie im Ausgangstext gesagt, nicht andeuten, es gäbe eine Möglichkeit der Bürgerinnen und Bürger direkten Einfluss auf den Ausgang eines politischen Prozesses zu nehmen. Darin sehe ich nicht den Zweck unseres politischen Systems der repräsentativen Demokratie. Vielmehr geht es bei dem Bezug zur Mündigkeit darum, dass die eigene Interessenabwägung bei der Wiederwahl solche Punkte durchaus einbeziehen muss und, sollte man sich immer und immer wieder eher für die eigene Position als die gesamtgesellschaftliche entscheiden (um es mal so einfach zu halten), dann muss man eben auch diese Konsequenzen tragen, sprich für die getroffene Entscheidung die Verantwortung übernehmen: Nicht für die spezielle Ausformulierung eines politischen Prozesses, sondern für die wiederholte Unterstützung der etwaigen politischen Kraft, die diesen mitgetragen hat.
Sollte man mit der Entscheidung nicht einverstanden sein, ist es doch nur mündig, sich an der anschließenden gesellschaftlichen Diskussion zu beteiligen oder sie herbeizuführen. Nur so kann die demokratische Grundlage der eigentlichen Entscheidung mitgesichert werden und das Entstehen einer politischen Elite langfristig verhindert werden. Möglichkeiten mit den eigenen Repräsentanten und den sie repräsentierenden Kräften konstruktiv in Kontakt zu treten gibt es ja durchaus, nur kostet das natürlich auch Zeit und birgt die Gefahr, die eigene Meinung eventuell zu revidieren. Aber Mündigkeit und Teilhabe kosten eben Zeit. Sieht man sich die politische Inaktivität weiter Landstriche an, erscheint mir genau diese Mündigkeit der Bevölkerung vielerorts auszusterben. Natürlich haben der eigene Wille und die eigenen Wünsche kaum direkten Einfluss auf Entscheidungen der Bundesebene, es wird eben am Ende für gut 80 Millionen Menschen entschieden. Wenn man sich allerdings nicht aktiv in die Diskussion einbringt, und sei es erst einmal nur im kleinsten Kreis der Gemeinde, um mit Kompromissen die eigenen Positionen zu verstärken, dann stirbt die Möglichkeit der Partizipation vollkommen aus. Dagegen scheinen mir auch Möglichkeiten der direkten Demokratie kein wirksames Allheilmittel zu sein. Demokratie lebt meiner Meinung nach vor allem vom Austausch innerhalb des Demos und nicht nur vom reinen Abstimmungsverfahren.
Hier Stimme ich Ihnen zu.
Ich denke was den Kernpunkt betrifft, bzw. Was ich für hier als Kernpunkt ausmache, stimme ich Ihnen zu. Die familiäre und soziale Ausgangslage hat erheblichen Einfluss auf den persönlichen Lebensweg.
Letzteres würde ich mit ja beantworten und auf meine Ausführungen zur Elite weiter oben verweisen. Wie gesagt sehe ich die Begrifflichkeit selbst kritisch und finde, die langfristige “Selbstreproduktion” ist in einem Wahlsystem quasi “gewählt”.
Wichtig finde ich, dass Politiker letztendlich die Entscheidungskräfte sind. Somit stehen natürlich gerade in einer schwächelnd-politischen Gesellschaft wie der unseren Lobbykräfte öfter im Austausch mit politischem Personal, aber auch hier sehe ich einen Bezug zur Mündigkeit, da wir diejenigen sind, die den „leicht“ zu beeinflussenden PolitikerInnen zu Ihren Positionen verhelfen. Wir entscheiden also weder über In- noch Outcome, aber vor allem über den Zugang von den sog. Eliten zur Politik, in dem wir die entsprechende Personalie wählen oder auch nicht.
Was die Sichtweisen angeht stimme ich Ihnen zu. Die Tatsache, dass eben immer ähnliche “Schichten” gewählt werden, ist nicht gerade förderlich für einen differenzierten Diskurs. Dennoch sehe ich auch hier den bereits mehrfach angesprochenen Bezug zur Mündigkeit. Was den Transport der Perspektiven durch die Medien angeht, so habe ich ja bereits vorher beschrieben, dass die Medienmacht (nicht die wirtschaftliche Macht der Medienkonzerne) primär in den LeserInnen selbst liegt. Man sollte sich im Klaren sein, was man liest. Es gibt für so ziemlich jede politische Vorliebe ein entsprechendes Medium und natürlich wird dieses Medium entsprechend seiner LeserInnen und VerfasserInnen berichten. In Bezug auf den Ausgangstext denke ich, Mündigkeit impliziert sich dessen bewusst zu sein. Das ist nicht immer einfach, aber auch hier noch einmal – unter dem Risiko mich zu oft zu wiederholen – mündig-demokratisch bedeutet eben auch ein wenig Aufwand.
Meine Positionen hierzu habe ich wohl schon kundgetan. Kurz noch einmal zusammengefasst hängt die erste Frage wohl vor allem von der Sichtweise auf den Begriff der Elite sowie dem Verständnis von Mündigkeit ab. Ich denke der Einfluss ist für fast alle Menschen gleich klein und kann nur über eine kompromissbereite, partizipative und diskurstreibende Gesellschaft weiterentwickelt werden. Bezüglich des Einflusses der Medieneliten würde ich auf den vorangehenden Absatz verweisen. Gerade was Stiftungen angeht sehe ich auch hier die Partizipation der Masse in der Verantwortung. Umso mehr über politische Positionen kommuniziert und debattiert wird, umso mehr öffentlicher Diskurs betrieben wird – in Gemeinden, Ratssälen, Kneipen, Parlamenten, Sprechstunden, Bürgerfesten etc. etc. etc. – kurz: Umso mehr Austausch stattfindet, umso geringer wird der Einfluss der vermeintlichen Umfragewerte. Aber das ist vielleicht auch eine etwas utopisch-persönliche Interpretation.