Hallo Alexander Wragge,
danke für Deine ausführlichen Gedanken.
Du plädierst vor aller Meinungsbildung für das Gespräch mit dem Einzelnen. Aber besteht nicht genau darin die Crux? Du hast einen einzelnen Moslem, meinetwegen aus dem Iran vor Augen. Er ist gebildet, Frauen sind für ihn auf gleicher Augenhöhe. Und Du schließt daraus, dass er den Mainstream des Islam vertritt.
Wir haben im Iran vereinzelt solche intellektuellen Ehepaare erlebt. Aber in der Mehrzahl eben nicht, sondern in der traditionellen, durch den Koran geprägten Kultur, wo die Frau in jeder Hinsicht abhängig ist vom Mann und ihm gehorsam sein muß, bis hin zur Kleiderordnung.
Man kommt nicht ohne strukturelles Denken aus. Deine Beobachtung, dass die Frau in der kath. Kirche nur dann etwas gilt, wenn sie ihre Mutterrolle erfüllt und keine geistlichen Ämter ausüben darf, ist richtig. Aber fällst Du nicht damit - zu Recht - ein pauschales Urteil? Einzelne kath. Frauen, die sich darüber hinwegsetzen, gibt es. Aber sie stehen nicht für die kath. Kirche.
Also, m.E. kommt es nicht ohne strukturelles Denken aus. Dass Einzelne von der herkömmlichen Norm abweichen, bedeutet nicht, dass die Struktur nicht mehr zutrifft.
In arabisch-muslimischen Ländern gibt es noch viel Nachholbedarf, was das gleichberechtigte Miteinander von Mann und Frau angeht. Unendlichen Nachholbedarf. Das sagen auch intellektuelle muslimische Frauen. Sie würden sich wünschen, in ihrem Kampf und in ihrer Islam-Kritik von nichtmuslimischen Menschen, die in der westlichen Kultur beheimatet sind, unterstützt zu werden. Das hat mit Arroganz oder Überheblichkeit gar nichts zu tun. Wir enttäuschen sie, wenn wir sie nicht unterstützen, sondern den nicht aufgeklärten Islam bei uns als zu uns gehörig und in Ordnung ansehen und gut finden und sogar als gleichwertig zum christl. und jüd. Glauben.