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Doro: Tabus in der Berichterstattung aus Angst vor Rechtsruck?


Foto: CC ZeroErreichen alle wichtigen Informationen via Massenmedien die Wohnzimmer? Foto: CC0 1.0 Universal

Gibt es in Politik und Medien eine Kultur des "Verschweigens und Beschönigens", wenn es um Straftaten von Menschen mit Migrationshintergrund geht? Das fragt Doro.


Ein Beitrag von Doro

Leider wurde diese Frage im „Internationalen Frühschoppen“ auf Phönix (10. 1. 16) nur ganz kurz aufgrund einer Hörer-Frage angeschnitten. Sie scheint mir z.Zt. ziemlich zentral zu sein. Die Tatsachen der Silvesternacht in Köln kommen erst tröpfchenweise ans Licht. Im Sinne: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Dass Menschen mit Migrationshintergrund, auch Asylbewerber, Täter der räuberischen und sexuell übergriffigen Angriffe auf Frauen waren. Sogar die Polizei fühlte sich genötigt, lieber wegzuschauen, als den Tatsachen ins Auge zu schauen und durchzugreifen.

Es entspricht zur Zeit nicht der „political correctness“, Klartext zu sprechen, eine wahrheitsgemäße Analyse zu machen und aufgrund der Analyse Realpolitik zu betreiben. Es wird beschönigt, relativiert, herunter gespielt. So was kommt vor. Zu vergleichen sind sie mit den Ausschreitungen der Hooligans oder mit den Vergewaltigungen, die auf dem Oktoberfest passieren. Letztere sind auch nicht gut, aber Erstere eben auch nicht, und Beides darf nicht tabuisiert werden und zur gegenseitigen Relativierung dienen.

Die Befürchtung ist, einem Rechtsruck in Deutschland Vorschub zu leisten, wenn die Dinge beim Namen genannt werden. Aber ist es nicht eher umgekehrt? Die Bevölkerung führt sich an der Nase herumgeführt, wenn die Probleme, die die vielen jungen Asylbewerber aus kulturell andersgearteten Ländern mit sich bringen, nicht genannt werden dürfen. Bis hin zu ihrem – ja, nenne ich es mal so krass - „sexuellen Notstand“. Eine Politik, die eine ehrliche Analyse betreibt und aufgrund dieser Analyse keine halbherzigen, sondern unserer Kultur entsprechende Maßnahmen ergreift, kommt bei der Bevölkerung sicher besser an als eine Politik des Verschweigens und Beschönigendem. Eine Politik, die Angst hat vor der Wahrheit, weil diese die Menschen in die Arme der Rechten (AfD usw.) treiben könnte, treibt sie erst recht in die Arme der Rechten.

Schon jetzt habe ich manchmal das Gefühl, das Phantombild der Rechtsradikalen treibt unsere Politik vor sich her und macht sie unehrlich. Wie es in Frankreich offenbar schon längst der Fall ist

Ist Deutschland nicht mehr eine wehrhafte Demokratie? Ist unsere Demokratie nur noch ein Halm im Wind?


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Kommentare

  • Liebe Doro, niemand hat bislang in der PXP-Diskussion um Köln behauptet, was dort passiert ist, sei weniger schlimm, weil Frauen auch von deutschen Männern belästigt, begrapscht und vergewaltigt werden. Meines Erachtens ging es eher darum, dass mit zweierlei Maß vorgegangen wird, wenn der Fall, in dem Geflüchtete involviert sind, so viel Aufmerksamkeit bekommt, während die Fälle in denen keine Flüchtlinge involviert sind, meist unter den Tisch fallen. (Verstehen Sie mich bitte nicht erneut falsch. Ich möchte nicht, dass weniger über solche Fälle berichtet wird, sondern mehr und unabhängig von der Herkunft der Täter.)

    Es geht dabei keinesfalls darum, aus Gründen der Political Correctness irgendetwas zu verschweigen, sondern darum zu hinterfragen, welche Gründe bestehen, dass dieser Fall nun auf so starkes Interesse stößt. Ich glaube, sie sind klar: Vorurteile und Ängste gegenüber Geflüchteten werden bestätigt.

    Da wird dann gleich jede Behutsamkeit im Umgang mit Statistik über Bord geworfen. Was ist denn das für ein Weltbild, in dem eher davon ausgegangen wird, jemand sei kriminell, als vom Gegenteil? Der Satz "Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen [...]" geht im Original weiter: "kein Mensch, wenn man sich nicht kennt.". Ich empfehle daher, Geflüchtete eher kennenzulernen, als Ihnen aus Gründen der Komplexitätsreduktion, die Menschenwürde abzuerkennen.

    Sie haben insofern Recht, als dass die Polizei Köln sich anscheinend aus politischen Gründen zurückgehalten hat, die Herkunft der Täter zu veröffentlichen. Aber bitte glauben Sie nicht, Dinge dürfen nicht beim Namen genannt werden, Politik und Medien verschwiegen Tatsachen und dergleichen. Das Thema wurde beim „Internationalen Frühschoppen“ auch unabhängig von Zuhörerfragen behandelt. Mittlerweile wurde sehr deutlich, dass die Medien (von ZDF Heute abgesehen) nicht falsch agiert haben. Die Vorsicht der Medien im Umgang mit dem Thema ist, denke ich, verständlich, weil zu Recht befürchtet wurde, es könne dazu führen, dass Geflüchtete nun unter einen Generalverdacht gestellt werden.

    Was hätte eine frühere Berichterstattung geändert? In Ihrem Fall führte die Berichterstattung dazu, dass Sie Geflüchtete per se einen "sexuellen Notstand" unterstellen. Erlauben Sie also die Rückfrage: Wieso möchten Sie mit Ihren Schlüssen nicht warten, bis größere Klarheit über die Täter und ihre Beweggründe besteht? Wieso können Sie sich nicht vorstellen, dass eine Mehrheit der Geflüchteten nicht dazu tendiert, straffällig zu werden? Können Sie sich eventuell vorstellen, dass die Umstände unter denen Geflüchtete in Deutschland leben müssen, kriminelle Handlungen begünstigen?

  • Hallo Doro! Es hat schon gute Gründe, bei Straftaten nicht immer die Herkunft oder den Glauben des Täters zu vermelden, weil sie in der Regel nichts zur Sache tun. Die Motive für Verbrechen liegen meistens woanders (Eifersucht, Rache, Geldmangel, Suchtdruck und so weiter). Wenn der Migrationshintergrund immer mitgenannt wird, müsste umgekehrt auch immer genannt werden, ob Täter 'deutscher' Herkunft sind (in welcher Generation?) oder deutscher Staatsbürger und so weiter. In jeden Fall wissen wir das Vorurteile die Integration jedes Individuums arg verschlechtern. Wenn jemand keinen Job bekommt - nur wegen seines Nachmnamens oder seines Aussehens. Mangelnde Integrations fördert dann die Kriminalität - ein teuflischer Kreis. Das erstmal allgemein. Es hilft auch nicht, pauschale Urteile über ganze Bevölkerungsgruppen zu fällen ("sexueller Notstand").

    Bei den Straften an Silvester gebe ich Dir Recht, ein Mob hat seine eigene Regeln und Wertvorstellungen, da ist jetzt zu analyisieren, wer konkret das warum getan hat.

    Die Medien waren wirklich spät dran mit der Berichterstattung, das wird auch schon lang und breit aufgearbeitet, die Informationen der Polizei waren schlecht und kamen spät. Allein beim ZDF würde ich von einer bewussten Entscheidung sprechen, auch noch am Montag, nicht zu berichten. Das ZDF hat sich jetzt entschuldigt. Aber das muss auch hinterfragt werden. Die Nachrichtenlage war da. Wer hat gesagt 'ignorieren!' und warum?

    • Ich bin jetzt mal faul und verlinke hier mehr oder weniger unkommentiert einen interessanten Artikel und zitiere zwei Absätze:

      strafrecht-wi.de: Ausländerkriminalität

      "So fallen in die PKS beispielsweise auch sog. ausländerspezifische Delikte. Dies sind Delikte, die nahezu ausschließlich von Ausländern begangen werden können, wie z.B. „unerlaubte Einreise gem. § 95 Abs. 1 Nr. 3 und Abs. 2 Nr. 1a Aufenthaltsgesetz“ oder „unerlaubter Aufenthalt gemäß § 95 Abs. 1 Nr. 1, 2 und Abs. 2 Nr. 1b Aufenthaltsgesetz“ usw. Diese Delikte sind wenn man die beiden Bevölkerungsgruppen vergleichen möchte herauszufiltern, da deutsche Staatsangehörige diese Straftaten nicht begehen können. Filtert man diese Delikte heraus, sinkt der Anteil der Tatverdächtigen Ausländer von 28% auf etwa 24,3%."

      "Die Gründe aus denen Ausländer straffällig werden, sind zum einen, wie bereits dargelegt die gleichen wie die von deutschen Straftätern (Armut, prekäre soziale Verhältnisse). Betrachtet man hierzu noch die eine Strafbarkeit begünstigende Problematik von mangelnder Integration, Sprachbarriere und geringeren Chancen auf dem Arbeitsmarkt, so wird deutlich dass „der kriminelle Ausländer“ primär eine stereotype und instrumentalisierte Mär darstellt, der nur durch Integration begegnet werden kann und muss."

      So. Discuss.

      • Habe am Wochenende auch mal die Wikipedia-Seite zur Ausländerkriminalität gelesen. Darin: "Wissenschaftler weisen darauf hin, dass als ausländisch identifizierte Menschen von Opfern einer Straftat häufiger angezeigt werden.[20] Ein weiterer Erklärungsansatz ist die soziale Lage. Wenn man den Faktor soziale Lage statistisch herausrechnet, also die Kriminalitätsrate von in Deutschland wohnhaften Ausländern und Inländern nur jeweils innerhalb derselben Schicht vergleicht, dann sind in Deutschland wohnhafte Ausländer sogar insgesamt weniger kriminell.[21]Wissenschaftler weisen darauf hin, dass als ausländisch identifizierte Menschen von Opfern einer Straftat häufiger angezeigt werden.[20] Ein weiterer Erklärungsansatz ist die soziale Lage. Wenn man den Faktor soziale Lage statistisch herausrechnet, also die Kriminalitätsrate von in Deutschland wohnhaften Ausländern und Inländern nur jeweils innerhalb derselben Schicht vergleicht, dann sind in Deutschland wohnhafte Ausländer sogar insgesamt weniger kriminell.[21]"

      • Na das kommt ja wie bestellt!

        Allerdings steht ja nun noch immer die Tahir-Platz-artige-Rape-Culture von Männern aus bestimmten Kulturkreisen im Raum. Der Punkt ist schon wichtig und sollte im Sinne Doros nicht komplett relativiert oder verschwiegen werden.

        • Ja der ist wichtig. Aber: da kann man nur eine Null-Toleranz-Politk fahren. Der Import "dieser" Kulturstandards darf nicht stattfinden bzw. ignoriert werden. Und dann wird leider doch eine Art von racial profiling draus. Denn diese Art der Behandlung von Frauen gibt es hier nicht. Dem gilt es dann entgegenzuwirken in dem man das ewige und elendige Mantra "es ist nur eine Minderheit der Eingewanderten so drauf" (dass das überhaupt noch gesagt werden muss macht mich sauer!) weiter aufsagt.....und noch mehr promoted.

          Und der Wikipediaartikel zu Rape Culture macht mich auch stark sauer: Was ist denn los "mit denen da unten"?! "2008 ergab eine Studie des Ägyptischen Zentrums für Frauenrechte (ECWR), dass 83 Prozent der ägyptischen Frauen sexuell belästigt werden. Das Tragen eines Schleiers bot keinen Schutz gegen die Übergriffe."

          • Hallo FredS,

            Deinen Beitrag finde ich interessant. Nur, was willst Du letztendlich sagen?

            "...diese Art der Behandlung von Frauen gibt es hier nicht..." Aber hat sie es nicht gerade in Köln gegeben?

            Heute früh auf Dradio eine Reportage: In Norwegen wurde diese Diskussion vor 4 Jahren geführt. Ziemlich offen und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Konsequenz: Menschen aus arabisch-muslimischen Ländern müssen in Norwegen nicht nur einen Sprachkurs absolvieren, sondern werden auch obligatorisch eingeführt in die gesellschaftliche Realität Norwegens, wozu gehört das Verhältnis der Geschlechter zueinander in der westlichen Kultur.

            Es ist blauäugig zu bestreiten, dass es in muslimisch geprägten Ländern ein anderes ist als bei uns. Es gibt vielleicht intellektuelle Frauen in muslimisch geprägten Ländern, die versuchen, sich zu emanzipieren und den Männern Paroli zu bieten. Das Gros der weiblichen Bevölkerung ordnet sich den Männern und ihrem Macho-Denken unter, kennt es nicht anders. Auch der Koran gebietet die Unterordnung.

            Grundsätzlich sehe ich, dass die gesamte islamische Welt in Aufruhr ist. In einer Identitätskrise. Die verschiedenen Glaubensrichtungen bekämpfen sich bis aufs Blut, und die westliche Zivilisation regt alle auf. Fest stand bisher nur die traditionelle Ansicht über die Rolle der Frau als Besitz des Mannes. Auch diese Säule gerät ins Wanken.

            Aber wir können als Menschen in unserer westlichen Kultur nur sagen: Sie müssen da durch. Je eher, desto besser.

            Die Würde des Menschen ist unteilbar. Auch die Würde der Frau. Das müssen auch die Muslime lernen, wenn sie in unserer heutigen, globalisierten Welt ankommen wollen.

            • Auch auf dem Tahrir-Platz gab es Männer, die keine Frauen vergewaltigt haben und versucht haben bei Vergewaltigungen einzuschreiten. Es klingt immer gleich so, als hätten dort alle mit den Schultern gezuckt und wären weitergegangen. So war es nicht. Kurz: Bitte verallgemeinern Sie nicht. Der Einsatz vieler Ägypter gerade in diesem Fall zeigt, dass Vergewaltigungen eben kein Teil des Mainstreams sind. Vergewaltigung steht natürlich auch in Ägypten unter Strafe.

              Soviel dagegen. Ich möchte Ihnen aber auch ein bisschen recht geben. Der Einsatz der ägyptischen Politik, diesem Vorgehen Einhalt zu gebieten war verhältnismäßig klein. Die meisten Staaten aus der arabischen Region kommen im globalen Gender Gap Index nicht unter die ersten 100 Plätze und liegen insbesondere im Bereich der beruflichen und politischen Teilnahmsmöglichkeiten weit hinter europäischen Staaten. Das spricht dafür, dass das Frauenbild noch problematischer als unseres ist.

              Was für mich daraus folgt: 1. Nicht verallgemeinern. Ich kann immer noch keine Aussagen über das Frauenbild der Geflüchteten treffen, weil im Administrationschaos kaum Informationen über die Migranten vorliegen. 2. Integrationskurse fordern. Preaching to the choir. Ich kenne keinen sogenannten Gutmenschen, der der Meinung ist, die Migranten sich selbst zu überlassen, sei zielführend. Niemanden, der Integrationskurse ablehnt. Niemanden der nicht mindestens die Anerkennung des Grundgesetzes fordert.

            • Hallo Doro!

              Deinen Ansatz von Integrationskursen finde ich erfrischend konstruktiv. Ich werde mal schauen, ob ich hier eine/n ExpertIn finde:

              • was wird bereits gemacht?
              • gibt es ausreichend Ressourcen?
              • was wird vermittelt und wie?
              • wie machen es andere Länder?
              • was sind die Erfahrungen? Rennen wir mit unserem Werten im Grundgesetz bei den allermeisten Migrantinnen offene Türen ein oder sind sie tatsächlich gewöhnungsbedürftig?
              • auch ausgehend von meinen Gesprächen mit einem jungen Syrer sehe ich gerade fünf Prioritäten:
              • Miteinander Reden statt übereinander (der Publixphere-Klassiker :))
              • Perspektivwechsel und Empathie ermöglichen - in alle Richtungen
              • Differenzierung, Differenzierung, Differenzierung. Beispiel: Ein geduldelter, kriminell gewordener Marokkaner, der alkoholisiert sexuelle Gewalt gegen Frauen ausübt ist einfach nicht der Islam und auch kein Grund, Millionen von bestens integrierten deutschen Muslimen auf die Schulbank zu schicken. Bei ihm frage ich mich eher - was ist in Marokko los? Warum bekommt er kein Asyl? Wenn er kein Asyl bekommt, warum wird er nicht abgeschoben? Was sind alternative Perspektiven? Und so weiter und so fort. Wir müssen in diese Details gehen, denn die pauschale Debatte, die wirklich alles in einen Topf wirft, Menschen, Straftaten, den Koran, Sexismus, Macho-Kultur, finde ich einfach unerträglich. Ziel der Debatte sollte doch immer das gelungene Zusammenleben sein.
              • Exkurs: Ich selbst habe glücklicherweise selten unter pauschalen Vorteilen zu leiden. Eine kleine Kostprobe geben mir die Diskurse über "den weißen Mann", die ich zusehends dünnhäutig zur Kenntnis nehme. Manchmal denke ich, ich bin ein weißer Mann, was kann ich dafür? Ich bin so auf die Welt gekommen! Hört auf mir ständig alle niederen Motive dieser Welt zu unterstellen! Würdet ihr so pauschal über "schwarze Frauen", "rote Jungs" und "gelbe Männer" herziehen ihr RassistInnen? Also so schnell werde ich polemisch, renitent, trotzig, emotional und aggressiv, wenn meine Hautfarbe und mein Geschlecht als Stigma dienen soll. Genauso mies müssen sich Muslime und Frauen fühlen, wenn pauschal über sie zu Gericht gesessen und geurteilt wird. Konstruktiv ist das alles nicht :)
              • Informationen und Aufklärung: Es herrschen Mythen auf allen Seiten. Mythen über Deutschland, Mythen über 'die' Muslime, Mythen über das Asylverfahren. Sie produzieren Enttäuschungen und Aggressionen am laufenden Band. Ich vermisse so sehr vernünftige, pragmatische Stimmen, die sich dem einzelnen Menschen zuwenden und nicht der Fiktion, die danach fragen, wie Probleme zu überwinden sind, statt sich nur an ihnen zu ergötzen. Und vor allem vermisse ich die Demut. Meine Güte, was hat die deutsche Gesellschaft selbst schon alles erlebt und verantwortet? Das größte Menschheitsverbrechen der Geschichte. Religiös verbrämte Verbrechen gegen Frauen, Homosexuelle, Sinti und Roma und und, Glaubenskriege, zutiefst frauenfeindliche Strukturen, und und und. Ist die Emanzipation der Frau in der katholischen Kirche schon verwirklicht? Wird sie in der Bibel vorgelebt? Also es besteht überhaupt kein Anlass bei der Beurteilung anderer Kulturen und Gesellschaften aufs hohe Ross zu klettern und latent kulturelle Überlegenheiten zu konstruieren. Uns WeltbürgerInnen, uns Menschen, sind die Übel dieser Welt nur allzu gut bekannt. Tun wir doch nicht so, als könnten wir sie ganz praktischerweise dem Fremden unterjubeln. Beugen wir uns doch lieber als postmigrantische Gesellschaft gemeinsam drüber und betrachten sie, tauschen Lösungen, Perspektiven und Vorschläge aus.
              • Gut, das war jetzt etwas durcheinander und so runtergerasselt. Habe leider keine Zeit, es richtig aufzuschreiben.
              • Hallo Alexander Wragge,

                danke für Deine ausführlichen Gedanken.

                Du plädierst vor aller Meinungsbildung für das Gespräch mit dem Einzelnen. Aber besteht nicht genau darin die Crux? Du hast einen einzelnen Moslem, meinetwegen aus dem Iran vor Augen. Er ist gebildet, Frauen sind für ihn auf gleicher Augenhöhe. Und Du schließt daraus, dass er den Mainstream des Islam vertritt.

                Wir haben im Iran vereinzelt solche intellektuellen Ehepaare erlebt. Aber in der Mehrzahl eben nicht, sondern in der traditionellen, durch den Koran geprägten Kultur, wo die Frau in jeder Hinsicht abhängig ist vom Mann und ihm gehorsam sein muß, bis hin zur Kleiderordnung.

                Man kommt nicht ohne strukturelles Denken aus. Deine Beobachtung, dass die Frau in der kath. Kirche nur dann etwas gilt, wenn sie ihre Mutterrolle erfüllt und keine geistlichen Ämter ausüben darf, ist richtig. Aber fällst Du nicht damit - zu Recht - ein pauschales Urteil? Einzelne kath. Frauen, die sich darüber hinwegsetzen, gibt es. Aber sie stehen nicht für die kath. Kirche.

                Also, m.E. kommt es nicht ohne strukturelles Denken aus. Dass Einzelne von der herkömmlichen Norm abweichen, bedeutet nicht, dass die Struktur nicht mehr zutrifft.

                In arabisch-muslimischen Ländern gibt es noch viel Nachholbedarf, was das gleichberechtigte Miteinander von Mann und Frau angeht. Unendlichen Nachholbedarf. Das sagen auch intellektuelle muslimische Frauen. Sie würden sich wünschen, in ihrem Kampf und in ihrer Islam-Kritik von nichtmuslimischen Menschen, die in der westlichen Kultur beheimatet sind, unterstützt zu werden. Das hat mit Arroganz oder Überheblichkeit gar nichts zu tun. Wir enttäuschen sie, wenn wir sie nicht unterstützen, sondern den nicht aufgeklärten Islam bei uns als zu uns gehörig und in Ordnung ansehen und gut finden und sogar als gleichwertig zum christl. und jüd. Glauben.

                • Ok, da hast so ungefähr das Gegenteil von dem verstanden, was ich gemeint habe. Ich wehre mich einfach gegen diese Pauschaulurteile. Und findest Du es nicht auch seltsam, warum die Fremden die man kennenlernt immer Ausnahmen sind? Und die anderen Fremden sollen fremd bleiben. Kann es nicht sein, das jeder Mensch anders ist und sich diese Pauschalurteile verbieten? Ich habe ja mit Absicht von der Institution katholische Kirche und dem Buch Bibel gesprochen. Nicht von allen mehr oder minder christlichen Menschen, das ist ein entscheidener Unterschied. Es macht auch einen Riesenunterschied über die Gesellschaft in Deutschland und Europa zu sprechen oder über die Gesellschaft im Iran.

                  Was die Gleichwertigkeit der Religionen angeht. Dazu hat die gute alte Ringparabel alles gesagt. Bis heute ist Deutschland natürlich ein christlich geprägtes Land. Das Grundgesetz unterscheidet nicht, sondern garantiert Glaubensfreiheit.

                  Und hier noch ein Gedankenspiel: Atheisten (die größte Gruppe in Deutschland, wenn man Protestanten und Katholiken nicht als eine Gruppe zusammerechnet) könnten irre daran werden, sich von Gläubigen aller Religionen mit ihren Wahnvorstellungen umzingelt zu fühlen. Das tun sie aber nicht. Wir haben uns aus gutem Grund darauf verständigt, auf Grundlage des Grundgesetzes zusammenzuleben und dem anderen seinen Glauben zu lassen.

                  Allen steht es frei, jeden anderen in seiner Religionskritik zu unterstützen. Kritik ist immer gut, sie findet jetzt seit Menschen Gedenken statt. Aber die Islamkritik von Nicht-Muslimen scheint mir so langsam zur komplett unproduktiven - weil kontaktlosen und menschenfernen - Obsession geworden zu sein.

                  P.S: Ich finde Sascha Lobo hat die aktuelle Problematik der Debatte gut beschrieben.

            • Die Würde des Menschen ist unteilbar. Auch die Würde der Frau. Das müssen auch die Muslime lernen

              Das geht aber auch umgekehrt: Die Würde des Menschen ist unteilbar. Auch die Würde der Muslime. Das müssen auch manche (ich ersetze mal das „die“, weil ich dieser Pauschalisierungen echt überdrüssig bin) Frauen lernen.

              Beste Grüße, MisterEde

              • Hallo MisterEde,

                schön, dass Sie sich wieder einmal als "Männerrechtler" melden. Ihrer Ansicht ist das männliche Geschlecht in unserer Gesellschaft von klein auf benachteiligt. Das fängt im Kindergarten an, setzt sich in der Schule fort und später im Berufsleben. Dass Sie diese Benachteiligung jetzt auch in muslimisch geprägten Ländern sehen, empfinde ich als witzig.

                Aber wahrscheinlich meinen Sie vor allem, dass deutsche Frauen es lernen müssen, die Würde der muslimischen Männer, die zu uns kommen, anzuerkennen. Wenn diese bereit sind, uns zu akzeptieren, in unserer Kleidung, in unserem Verhalten, in unserer Lebensweise, in unserer beruflichen Stellung, in unserer Autorität, bin ich dabei!

                Was ich nicht gern sehe bei meinen Geschlechtsgenossinnen, wie sie junge Männer, die als Flüchtlinge zu uns kommen, hoffieren, z.B. in Sprachcafés, wie sie ihnen den Kaffee einschenken und, wenn ihnen der Kuchen nicht gefällt, einen andern holen oder ein halbes Hähnchen, wie sie versuchen, ihnen jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Diese dienerische Willkommensbereitschaft der Frauen bei uns (vornehmlich der älteren mütterlichen Typs) ist auch nicht schön, weil ohne Stolz und Verrat an unserer Kultur.

                Beste Grüße! Doro

                • Ich dachte eigentlich an die Debatten zum Burka-Verbot oder zum speziellen Kopftuchverbot für Lehrkräfte – beides nicht unbedingt männliche Kleidungsstücke. Insofern haben Sie sich mit Ihrem unterstellenden Hineininterpretieren mal wieder ein Eigentor geschossen. Ein einfaches Nachfragen, wie ich das denn meine, hätte es doch eigentlich auch getan, oder?

  • Ehrlich gesagt, habe ich nicht das Gefühl, dass es solche Tabus in den Medien gibt. Im Gegenteil, mein Eindruck ist, dass durch die mittlerweile (etwa ein Jahr) systematische Hetze regelrechte Empörungswellen erzeugt werden, die auch zu einer deutlich überproportional Berichterstattung über Vorfälle mit Ausländern führen. Gerade das finde ich zeigen die Übergriffe in Köln sehr deutlich.

    Fremdenfeindlichkeit: So funktioniert die Hetze im Netz (www.mister-ede.de – 19.01.2016)

  • Henrik ist dafür
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    Hallo Doro,

    ich stimme deiner Analyse in fast allen genannten Punkten zu. Auch der Titel des „Spiegels“ nach den Kölner Verbrechen macht das bisherige Versagen der Medien in der Debatte um Zuwanderung ganz deutlich. Statt die Ursachen für dir Übergriffe in den Mittelpunkt zu stellen, wurde hauptsächlich die Angst vor Rassismus geschürt. Schon seit vielen Jahren hätten die Medien auf den Rückzug des Staates in vielen Problembezirken aufmerksam und sich für eine effektive Verurteilung von Straftätern stark machen müssen. Statt dessen wurde wochenlang über Herrenwitze oder vermeintliche Geschenke eines Präsidenten diskutiert. Durch das Kochen von Nebensächlichkeiten und dem Ignorieren von schwerwiegenden Missständen tragen sie genauso viel Verantwortung für die Übergriffe wie die untätige Politik. Beide Gewalten sind nun mit dem Phänomen konfrontiert, dass ihre Angst vor Rassismus gerade den rechten Demagogen hilft. Dabei hätten sie längst wissen können, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist. (Kirsten Heisigs sechs Jahre alte Analyse klingt aktueller denn je: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-71892545.html)

    Nur den Pessimismus gegenüber der Demokratie möchte ich nicht teilen. Es mögen in gewissen kulturschaffenden oder publizistischen Kreisen sozialromantische Vorstellungen überwiegen, die vor zu viel Kritik an Einwanderern zurückschrecken lassen. Mein Eindruck ist aber, dass die große Mehrheit der Bevölkerung weder linke Träumer noch rechte Spinner sind und die Situation unabhängig von der Meinung anderer einschätzen können. Genau deshalb habe ich mich heute so gefreut diese Seite zu finden. Es gibt sie also doch, die unideologische, überparteiliche Plattform auf der sich differenzierenden Bürger austauschen können. Wenn es hier gelingt Strukturen zu schaffen, die es der Bevölkerung ermöglicht Lösungen zu erarbeiten und sich für deren Umsetzung stark zu machen, können alle Herausforderung bewältigt werden.

    Natürlich ist es noch ein weiter Weg bis dahin. Schon bei so wenigen Beteiligten wie hier wird eine forumsartige Diskussion schnell unübersichtlich. Allerdings werden hier schon die wichtigsten Argumenten zu verschiedenen Themen zusammengefasst und aufbereitet. Wenn es mit diesem Ansatz nach und nach gelingt immer problemorientierter und zielgerichteter zu arbeiten, kann aus dieser Plattform ein wichtiges und bisher fehlendes Werkzeug für die Demokratie entstehen. Wir alle müssen Demokratie erst noch lernen, aber hier scheint mir der richtige Weg eingeschlagen zu sein.

    • Hallo Henrik

      Schon seit vielen Jahren hätten die Medien auf den Rückzug des Staates in vielen Problembezirken aufmerksam und sich für eine effektive Verurteilung von Straftätern stark machen müssen.

      Medien bzw. Journalisten dürfen und sollen sich auch nicht für irgendetwas stark machen. Das ist nicht deren Aufgabe. Und berichtet wird doch andauernd! Die Polizistin aus NRW ist ständig in Talk-Shows, Buschkowsky (SPD) redet sich in dieser Hinsicht den Mund fusselig und wenn es Probleme gibt, wie z.B. an dieser Berliner Schule, wird das doch regelrecht breit getreten.

      Außerdem, wo ist das Problem? Man kann ja einfach die Zeitungen lesen, die einem gefallen. Ich lese ja auch nicht die BILD und beschwere mich danach, dass die nicht Qualitätsjournalismus hat wie Zeit oder taz.

      Es mögen in gewissen kulturschaffenden oder publizistischen Kreisen sozialromantische Vorstellungen überwiegen, die vor zu viel Kritik an Einwanderern zurückschrecken lassen.

      Kritik an Einwanderern? Warum sollte man Einwanderer überhaupt kritisieren? Zu kritisieren sind doch eher jene, die andere Menschen alleine wegen ihrer Herkunft kritisieren wollen oder gar abweisen oder angreifen wie in Freital oder auch im Köln der vergangenen Woche.

      An diesen beiden Punkten, finde ich den Text daher völlig überzogen bis schlicht falsch. Außerdem vielleicht noch der Hinweis auf diesen Kommentar nachdem die „Aufschrei“-Debatte (Herrenwitze) erwähnt wurde.

  • Das Problem liegt hier vorwiegend auf der Seite der Exekutiven, die sich überaus unpassend nach den Silvesterabend-Ereignissen verhalten haben. Es wird doch auch von den Medien sehr dick aufgetragen und täglich zu den Ereignissen berichtet. Der Grund ist, es trägt wieder einmal ein zentrales Thema in den Vordergrund: Die Flüchtlinge oder auch Asylbewerber als "Meinungsspalter"

    Kurzfassung: Jeder sieht das solche Vorkommnisse, unhaltbar sind, und diese möglichweise durch eine fähigere Polizei verhindert werden könnte (das nächste Mal). Ob das nun Asylbewerber oder Menschen waren, die hier schon ihr ganzes Leben verbringen, macht die Sache nicht besser. Nur die strafrechtlichen Konsequenzen für die Täter ist unterschiedlich.

    Der Punkt ist, das Verschweigen bringt nur negatives mit sich: Mehr scheinbare Argumente für das rechte Spektrum