Hallo Doro,
ich stimme deiner Analyse in fast allen genannten Punkten zu. Auch der Titel des „Spiegels“ nach den Kölner Verbrechen macht das bisherige Versagen der Medien in der Debatte um Zuwanderung ganz deutlich. Statt die Ursachen für dir Übergriffe in den Mittelpunkt zu stellen, wurde hauptsächlich die Angst vor Rassismus geschürt. Schon seit vielen Jahren hätten die Medien auf den Rückzug des Staates in vielen Problembezirken aufmerksam und sich für eine effektive Verurteilung von Straftätern stark machen müssen. Statt dessen wurde wochenlang über Herrenwitze oder vermeintliche Geschenke eines Präsidenten diskutiert. Durch das Kochen von Nebensächlichkeiten und dem Ignorieren von schwerwiegenden Missständen tragen sie genauso viel Verantwortung für die Übergriffe wie die untätige Politik. Beide Gewalten sind nun mit dem Phänomen konfrontiert, dass ihre Angst vor Rassismus gerade den rechten Demagogen hilft. Dabei hätten sie längst wissen können, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist. (Kirsten Heisigs sechs Jahre alte Analyse klingt aktueller denn je: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-71892545.html)
Nur den Pessimismus gegenüber der Demokratie möchte ich nicht teilen. Es mögen in gewissen kulturschaffenden oder publizistischen Kreisen sozialromantische Vorstellungen überwiegen, die vor zu viel Kritik an Einwanderern zurückschrecken lassen. Mein Eindruck ist aber, dass die große Mehrheit der Bevölkerung weder linke Träumer noch rechte Spinner sind und die Situation unabhängig von der Meinung anderer einschätzen können. Genau deshalb habe ich mich heute so gefreut diese Seite zu finden. Es gibt sie also doch, die unideologische, überparteiliche Plattform auf der sich differenzierenden Bürger austauschen können. Wenn es hier gelingt Strukturen zu schaffen, die es der Bevölkerung ermöglicht Lösungen zu erarbeiten und sich für deren Umsetzung stark zu machen, können alle Herausforderung bewältigt werden.
Natürlich ist es noch ein weiter Weg bis dahin. Schon bei so wenigen Beteiligten wie hier wird eine forumsartige Diskussion schnell unübersichtlich. Allerdings werden hier schon die wichtigsten Argumenten zu verschiedenen Themen zusammengefasst und aufbereitet. Wenn es mit diesem Ansatz nach und nach gelingt immer problemorientierter und zielgerichteter zu arbeiten, kann aus dieser Plattform ein wichtiges und bisher fehlendes Werkzeug für die Demokratie entstehen. Wir alle müssen Demokratie erst noch lernen, aber hier scheint mir der richtige Weg eingeschlagen zu sein.