Eine spezielle „Lobbyarbeit“ für junge Menschen halte ich nicht für sinnvoll. Die drängendsten Probleme unserer Zeit betreffen die älteren Menschen genauso. Es werden schon alle Generationen zusammenwirken müssen, wenn wir sie lösen wollen. Momentan sehe ich auch keine Grund, dass ganz speziell unsere Altersgenossen unzufrieden sein sollten. Vermutlich wurde die Jugend noch nie so stark gefördert wie heute und hatte auch noch nie solch liberale Eltern. Sobald die Babyboomer in Rente gehen und wir dann gleichzeitig noch die Geburtenrate zurechtrücken sollen, kommen natürlich höhere Belastungen auf uns zu. Dies kann dann leicht zu einer stärkeren Konfrontation mit sonnenbadenden Genießern des Lebensabends führen. Dennoch werden wir einen höheren Lebensstandard haben als sie in unserem Alter. Die eigentlichen Probleme werden ganz woanders liegen. Wir müssen unbedingt aufpassen, uns nicht davon ablenken zu lassen, indem junge und alte Menschen gegeneinander ausgespielt werden.

Was wir viel mehr brauchen als eine neue Jugendbewegung ist eine schlagfertige „Lobby“ für alle Bürger. Es mag zwar traurig sein, dass so etwas in einer Demokratie nötig ist, aber ohne das Schreckensgespenst des Kommunismus verhalten sich die Eliten momentan doch allzu ungeniert. Demonstrationen alleine werden nicht reichen, um deren Umtriebe zu unterbinden. Wir müssen lernen uns als Bürger besser zu organisieren bzw. zu vernetzen wie du gesagt hast. Dazu müssen wir Strukturen entwickeln, wie wir Probleme mit vielen Menschen produktiv analysieren können. Diese Strukturen müssen es außerdem ermöglichen Lösungen zu erarbeiten, die von einer breiten Mehrheit unterstützt werden. Damit sich möglichst viele Menschen zusammenfinden können, die bei den größten Missständen einer Meinung sind, in anderen Punkten aber nicht übereinstimmen, darf die gesuchte Organisation keinen speziellen ideologischen Überbau haben. Im Grunde sind genau bei dieser Plattform alle Voraussetzungen gegeben. Wir müssen sie nun weiterentwickeln.

Um die größten Missstände zu beseitigen, ist es häufig gar nicht nötig, irgendwelche fantastischen Ideen zu entwickeln und Systemwechsel zu fordern. Der kleinste gemeinsame Nenner dürfte vielfach schon ausreichen. Ich habe gestern noch das, meiner Meinung nach, größte Problem unserer Zeit zur Diskussion gestellt. Zur Behebung von zu krassen Vermögensungleichheiten gibt es bereits Reformen, die sich als sehr effektiv erwiesen haben. Sie wurden in den 80er Jahren aber leider wieder rückgängig gemacht, damit sich die Kraft der Märkte voll entfalten könne. Nun, das tat sie auch, aber leider nur zum Vorteil einer winzigen Oberbschicht. Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung wird der Meinung sein, dass wir diese Experimente nun schon lange genug betreiben haben und sie beenden sollten. In unserem jetzigen politischen System ist das nur leider nicht durchzusetzen. Also müssen wir Bürger lernen dieses schöne Werkzeug namens Internet richtig zu nutzen. Wie bereits gesagt: Diese Plattform ist dafür ein sehr vielversprechender Anfang.