Jung und mächtig - in einer Demokratie ohne eigene Partei?
Ende der 1960er Jahre formierte sich in West-Berlin eine außerparlamentarische Opposition (APO). Sollten junge Menschen diesen Schritt heute überspringen und gleich den "Marsch durch die Institutionen" antreten? Foto: Beyerw (CC BY-SA 3.0)
Bei allem "Sturm und Drang" sollten junge Menschen rational denken und vorgehen, wenn sie die Welt verändern möchten – meint Doro. Ist da parteipolitisches Engagement alternativlos?
Ein Beitrag von Doro
Der Publixphere-Thementext Jung und mächtig? gibt sehr gut wieder, wie sich die junge Generation in Deutschland/Europa fühlt, was sie will, und welche Blockaden sie sieht. Sie ist nicht unpolitisch, möchte politische und gesellschaftliche Entwicklungen in ihrem Sinne mit gestalten und mit bestimmen. Schließlich ist es die heutige junge Generation, die später einmal als mittlere und ältere Generation das Ruder in der Hand hat.
Ich sehe praktische, strukturelle, organisatorische Probleme, wenn die junge Generation soz. als APO wahrgenommen werden und Macht ausüben will. Da die junge Generation nicht einheitlich denkt und fühlt. Wie sollen ihre unterschiedlichen Interessen vertreten werden, z.B. in einem Land wie Deutschland mit ca 80 Millionen Einwohnern?
Die Interessen, unterschiedlichen Standpunkte, unterschiedlichen politischen Grund-einstellungen können nur in Parteien gebündelt werden. Und eine Parteien-Demokratie und ein Parlament sind zwar nicht perfekt, aber wohl noch die beste Form, ein Land zu regieren.
Deswegen würde ich dafür plädieren, dass sich junge, politisch mit entscheiden wollende Menschen in der JU, bei den JuSos usw. engagieren und die Richtung, die die etablierten Parteien einschlagen, mit bestimmen. Also Marsch durch die Institutionen, anders geht es m.E. nicht.
Neue Parteien gründen? Wie viele sollten es sein? Am Beispiel der Piraten-Partei - schon der Name ist unglücklich - sieht man die Aussichtslosigkeit, eine ernst zu nehmende Beachtung in der Bevölkerung zu finden.
Auch junge Menschen, bei allem "Sturm und Drang" sollten rational denken und vorgehen, wenn sie die Welt verändern möchten. Sie sollten unsere Demokratie und Parteienlandschaft von innen aufbrechen und in die Zukunft führen.
-
Julian Leitloff: Generation Y: Eine Abrechnung
-
Aidin Halimi Asl: Beleidige nicht meine Generation
-
Redaktion: Elitäres Europa?
Henrik
Eine redliche Persönlichkeit wird den Marsch durch die Institutionen einer Partei nicht überleben. In diesen Haifischbecken ist ganz offensichtlich nur ein sehr unangenehmer Typ Mensch erfolgreich. Um sich dort durchzusetzen, müssen in einem langwierigen Prozess alle Ecken und Kanten abgeschliffen werden, bis nur noch geredet wird, ohne etwas zu sagen. Ein gewisses Talent im Intrigenschmieden wird natürlich vorausgesetzt. Praktisch ist das für Menschen, die aalglatte Politiker brauchen, welche keine weiteren Interessen als der persönliche Vorteil haben, um ihre Interessen durchzusetzen. Sie werden solche Typen entsprechend fördern, was das Leben der redlichen Politiker nicht erleichtern wird. Auf Menschen, die sich eigentlich mit der Gestaltung ihrer Umgebung befassen wollen, wirkt dieser Teufelskreis zutiefst abschreckend. Das mag auch der Grund sein, warum es ehrlich bemühte Menschen in Parteien nur sehr selten über lokale Ebenen hinaus schaffen.
Eine neue Partei zu gründen wird wenig Abhilfe schaffen, da gebe ich dir recht. Neugründungen der Vergangenheit haben immer wieder gezeigt, dass der Verfall in beschriebene Muster erstaunlich schnell erfolgt. Es ist müßig sich zu überlegen, wie verhindert werden kann, dass sich Machtmenschen an der Spitze einer mächtigen Organisation durchsetzen. Letztlich bleibt uns als Bürger nichts anderes übrig als wachsam zu sein, die Machenschaften der Mächtigen zu durchschauen und Möglichkeiten zu finden, um bei allzu krassem Fehlverhalten reagieren zu können. Bisher gelingt uns das nur selten und mit großen Mühen. Dennoch bin optimistisch, dass Plattformen wie diese dazu beitragen können, um in Zukunft die Interessen der Bürger wieder stärker durchsetzen zu können.