Da widerspreche ich beiden Positionen. Ich denke, man muss nicht gerade Verschwörungstheoretiker sein, wenn man den Standpunkt von Alex Wragge, „wir wählen unsere Eliten selbst“, widerlegen will. Wie viele der 62 im Oxfam-Berichten erwähnten Personen sind denn zum Beispiel gewählt? Und die Argumentation, da ginge es nicht um die politische Macht, läuft ja auch recht schnell ins Leere: Ich schaffe in Ihrer Gemeinde 100 neue Arbeitsplätze, wie also entscheiden Sie sich Alex? Kommen Sie mir entgegen? Bekomme ich z.B. jenes schnelle Internet, auf das der Rest im Ort schon lange wartet? Erlassen Sie mir die Erschließungskosten? Oder bekomme ich vielleicht einen Sondertarif bei den örtlichen Stadtwerken? Und machen Sie sich keine Illusion, wenn Sie mir als Bürgermeister nicht entgegenkommen, dann geh ich wo anders hin.
Gleichwohl kann ich aber auch Henrik nur bedingt zustimmen. Es gibt in einer Marktwirtschaft unstreitig den Effekt der Vermögenskonzentration Link: http://www.mister-ede.de/politik/die-konzentration-von-vermogen/1544 . Allerdings braucht es dafür keine Verschwörung, weil es sich einfach um das Resultat des marktwirtschaftlichen Strebens nach Gewinn (Wachstum) handelt. Außerdem wären die reichsten Menschen in unseren Augen auch dann Superreich, wenn sie alle nur halb so viel hätten, weil die staatliche Umverteilung besser funktioniert. Umgekehrt könnte man genauso auch fragen, ob die Superreichen heute nicht noch viel reicher wären, wenn es nicht auch schon in der Vergangenheit ein Mindestmaß an funktionierender Umverteilung gegeben hätte. Kurz gesagt: Der Hinweis, dass die Riechen reich sind, hilft nicht wirklich weiter.
Daneben gilt in einer freien Gesellschaft auch, dass es selbst bei einem idealen Gegensteuern immer Superreiche geben wird. Solange wir in einer solchen freien Gesellschaft leben wollen (ich will das), in der jeder im Rahmen der Gesetze machen darf was er will, kann man eben auch niemandem verbieten sein Vermögen zu vermehren. Insofern ist es auch völlig in Ordnung, dass manche Menschen aufgrund von Können, Leistung oder auch einfach Glück reich werden oder an der Spitze einer Gruppe, Organisation oder sonst was stehen. Wichtig ist doch aber, dass es eine gewisse Gerechtigkeit im Sinne von Chancengerechtigkeit oder Leistungsgerechtigkeit gibt und z.B. die Kinder unter den ankommenden Flüchtlingen genauso irgendwann Sparkassendirektor sein können, wie das Kind aus einer deutschen Akademikerfamilie.