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    Henrik · angelegt
     

    Hallo Unsere Zeit,

    Ihr stellt hier viele interessante Themen zur Diskussion. Ich fürchte aber, dass sich viele Debatten erübrigen werden, wenn es uns nicht gelingt, ein viel grundlegenderes Problem zu beheben: Das stetig wachsende Wohlstandsgefälle. Die Vermögenskonzentration bei einer kleinen Elite innerhalb der Industriestaaten ist dabei genauso gefährlich, wie das Wohlstandsgefälle zwischen erster und dritter Welt. Beim Blick auf die schwindende Mittelschicht in den USA entsteht allerdings der Eindruck, dass sich der Lebensstandard der Industrienationen und Entwicklungsländern langsam angleicht. Aber nicht unbedingt so, wie das aus unserer Sicht der großen Mehrheit wünschenswert wäre.

    Mich überrascht etwas, dass dieses Thema aus euren Ausführungen nur schwer herauszulesen ist. Wer auch in Zukunft noch über die Belange einer Großstadtboheme diskutieren und vor allem selber dazugehören möchte, der sollte sich dringend mit dem Problem der Vermögenskonzentration befassen. Wenn wir es zulassen, dass sich einige wenige auf Kosten des großen Restes immer mehr bereichern, werden wir nicht die benötigten Ressourcen zur Verfügung haben, um die von euch angesprochenen Themen anzugehen.

    Das Problem der Vermögenskonzentration betrifft jüngere und ältere Menschen gleichermaßen. Es werden schon alle Generationen zusammenwirken müssen, wenn wir es lösen wollen. Momentan sehe ich auch keine Grund, dass ganz speziell unsere Altersgenossen unzufrieden sein sollten. Vermutlich wurde die Jugend noch nie so stark gefördert wie heute und hatte auch noch nie solch liberale Eltern. Es kommen natürlich höhere Belastungen auf zu, wenn die Babyboomer in Rente gehen und wir dann gleichzeitig noch die Geburtenrate zurechtrücken sollen. Dies kann dann leicht zu einer stärkeren Konfrontation der Arbeitenden und Erziehenden mit sonnenbadenden Genießern des Lebensabends führen. So lange wir nicht gleichzeitig noch immer mehr Aufwand für die Belange der aller Reichsten aufbringen müssen, werden wir aber immer noch einen höheren Lebensstandard haben als die Rentner in unserem Alter. Wir müssen unbedingt aufpassen, dass junge und alte Menschen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Stattdessen sollten wir die weitaus schwerwiegenderen und leicht zu vermeidenden Belastungen angehen, die durch eine zu reiche Elite verursacht werden.

    Für geeignete Lösungen können wir auch gerne in die Vergangenheit gucken. Als das Schreckensgespenst des Kommunismus den Eliten noch ordentlich Angst eingejagt hat, wurden sehr erfolgreiche und einfache Reformen durchgeführt, um einen steigenden Wohlstand für die allermeisten zu erreichen. Ab den 80er Jahren wurden diese Reformen nur leider wieder rückgängig gemacht. Um dieses marktradikale Experiment zu beenden, braucht es keine neue Jugendbewegung, sondern eine schlagfertige Zivilgesellschaft von allen Bürgern. Ich hege auch wenig Hoffnung, dass junge Politiker das genannte Problem erfolgreicher angehen als alte.

    Wir müssen lernen uns als Bürger besser zu organisieren. Das Internet kann hierfür ein wichtiges Werkzeug sein. Ich finde, dass gerade auf dieser Seite gute Voraussetzungen gegeben sind, um Menschen aus unterschiedlichen Lagern zusammenzubringen und eine zielgerichtete Diskussion zu ermöglichen. Damit hieraus irgendwann eine schlagfertige Zivilgesellschaft erwachsen kann, die sich zumindest auf einen kleinen, aber wichtigen, gemeinsamen Nenner einigen kann, müssen die Strukturen nun langsam weiterentwickelt werden. Zum Thema Vermögenskonzentration wurde hier schon vor kurzem eine rudimentäre Diskussion geführt. Mal schauen, wann es gelingt, sie besser zu strukturieren.