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Liebe Josie!
Kann ich alles so unterschreiben! Zur "Bespaßung eines bildungsbürgerlichen Salons". Wir hatten diesen Vorwurf in verschiedenen Gewändern bei PXP-Abenden (und auch online) immer wieder. Er lässt sich ungefähr so wiedergeben:
ihr bleibt ja in eurer Bubble
ihr seid euch ja alle eh schon einig (und vertretet doch nur eine Minderheit)
ihr seid ja alle Eliten (Studierte mit Europa-Horizont)
und vor den Toren der Stadt (in diesem Fall Berlin) sieht die Welt schon ganz anders aus (sehr zugespitzt: da regiert der braune Mob) usw.
Ich nehme an, da ist was dran (allein schon, weil diese Beobachtung so oft kommt).
Nur: was ist die Antwort darauf? Alle unsere Angebote (egal von welcher NGO) sind öffentlich, und wir laden immer alle ein. Und dann kommen doch wieder die üblichen Verdächtigen (+x). Müssen wir also noch aktiver die andere Meinung suchen? Sollen wir mal einen gemeinsamen Europa-Abend in Heidenau oder Tröglitz machen, die Welten zusammenführen? Ich würde das sehr gerne tun, und ich glaube, dass junge Menschen - egal wo - auch gar nicht soooooo unterschiedlich ticken, wenn wir uns bei unserem gemeinsamen Bedürfnis nach einer gelingenden Gesellschaft abholen.
Gestalten wir Demokratie zusammen
Jedenfalls kann ich persönlich das große Lamento über den aktuellen Medien- und Online-Diskurs einfach nicht mehr hören, jüngst ausformuliert von Georg Diez auf Spiegel Online. Wenn es so schlecht steht um alles, um das böse Internet, um die kaputte Talkshow-Republik, auch um den Umgang mit dem Europäischen Projekt - ja gut, dann gebt doch den Bürgerinnen und der organisierten Zivilgesellschaft sowohl die Aufmerksamkeit als auch die Räume und Ressourcen um es besser zu machen, um ins gemeinsame Diskutieren und ins positive Gestalten zu kommen.
Und dann seht diese Gespräche und Projekte nicht mehr als Selbstzweck einer durchsubventionierten Partizipations-Branche, sondern als echte, gelebte Demokratie und seid auch viel stolzer darauf. Ich glaube wir müssen mal etwas aufwachen und uns die Echtheit unseres Handelns bewusst machen. Wir müssen uns viel bewusster werden, dass die BürgerInnen den europäischen Politik-Spielraum selbst (über den Diskurs, aber auch über Aktionen) abstecken. Wenn wir unsere europäischen Interessen nicht artikulieren, können PolitikerInnen sich auch nicht zu unseren Anwälten machen, dann lassen sie sich von anderen Lobbys vor sich hertreiben.
Eine deutsche Europa-Bubble?
Ich weiß, viele NGOs wie die JEF oder die European Alternatives organisieren sich längst und auch erfolgreich europäisch. Trotzdem muss für mich noch viel sichtbarer werden, dass hier junge EuropäerInnen gemeinsame Interessen teilen. Vieles wirkt paradoxerweise doch arg deutsch am deutschen Europa-Diskurs. Wir haben die digitalen Möglichkeiten - von der transnationalen Facebook-Kampagne bis zum transnationalen Webinar und Google-Hang-Out - lass uns sie noch viel konsequenter nutzen. Ein Beispiel: Wenn in Polen die Hölle los ist, muss es möglich sein, dass eine europäische Zivilgesellschaft (inklusive 'polnischen' EuropäerInnen) darauf reagiert und sich in die nationalen Debatten einmischt. Was wir in solchen Fällen bisher sehen, ist die Rückkehr der Oldschool-Diplomatie (inklusive Botschafter einbestellen, so als lebten wir im 19. Jahrhundert, am Besten wir schicken noch Depeschen mit Brieftauben los). Das können wir längst besser. Das Gleiche gilt für den Griechenland-Diskurs. Es muss hinzubekommen sein, dass wir die Euro-Rettung als Eurozonen-BewohnerInnen diskutieren und gestalten, und uns nicht in ressentiment-geladenen Boulevard-Blättern übereinander reden sehen.
Alexander Wragge
Raus aus der Bubble - nur wie?
Liebe Josie! Kann ich alles so unterschreiben! Zur "Bespaßung eines bildungsbürgerlichen Salons". Wir hatten diesen Vorwurf in verschiedenen Gewändern bei PXP-Abenden (und auch online) immer wieder. Er lässt sich ungefähr so wiedergeben:
Ich nehme an, da ist was dran (allein schon, weil diese Beobachtung so oft kommt).
Nur: was ist die Antwort darauf? Alle unsere Angebote (egal von welcher NGO) sind öffentlich, und wir laden immer alle ein. Und dann kommen doch wieder die üblichen Verdächtigen (+x). Müssen wir also noch aktiver die andere Meinung suchen? Sollen wir mal einen gemeinsamen Europa-Abend in Heidenau oder Tröglitz machen, die Welten zusammenführen? Ich würde das sehr gerne tun, und ich glaube, dass junge Menschen - egal wo - auch gar nicht soooooo unterschiedlich ticken, wenn wir uns bei unserem gemeinsamen Bedürfnis nach einer gelingenden Gesellschaft abholen.
Gestalten wir Demokratie zusammen
Jedenfalls kann ich persönlich das große Lamento über den aktuellen Medien- und Online-Diskurs einfach nicht mehr hören, jüngst ausformuliert von Georg Diez auf Spiegel Online. Wenn es so schlecht steht um alles, um das böse Internet, um die kaputte Talkshow-Republik, auch um den Umgang mit dem Europäischen Projekt - ja gut, dann gebt doch den Bürgerinnen und der organisierten Zivilgesellschaft sowohl die Aufmerksamkeit als auch die Räume und Ressourcen um es besser zu machen, um ins gemeinsame Diskutieren und ins positive Gestalten zu kommen.
Und dann seht diese Gespräche und Projekte nicht mehr als Selbstzweck einer durchsubventionierten Partizipations-Branche, sondern als echte, gelebte Demokratie und seid auch viel stolzer darauf. Ich glaube wir müssen mal etwas aufwachen und uns die Echtheit unseres Handelns bewusst machen. Wir müssen uns viel bewusster werden, dass die BürgerInnen den europäischen Politik-Spielraum selbst (über den Diskurs, aber auch über Aktionen) abstecken. Wenn wir unsere europäischen Interessen nicht artikulieren, können PolitikerInnen sich auch nicht zu unseren Anwälten machen, dann lassen sie sich von anderen Lobbys vor sich hertreiben.
Eine deutsche Europa-Bubble?
Ich weiß, viele NGOs wie die JEF oder die European Alternatives organisieren sich längst und auch erfolgreich europäisch. Trotzdem muss für mich noch viel sichtbarer werden, dass hier junge EuropäerInnen gemeinsame Interessen teilen. Vieles wirkt paradoxerweise doch arg deutsch am deutschen Europa-Diskurs. Wir haben die digitalen Möglichkeiten - von der transnationalen Facebook-Kampagne bis zum transnationalen Webinar und Google-Hang-Out - lass uns sie noch viel konsequenter nutzen. Ein Beispiel: Wenn in Polen die Hölle los ist, muss es möglich sein, dass eine europäische Zivilgesellschaft (inklusive 'polnischen' EuropäerInnen) darauf reagiert und sich in die nationalen Debatten einmischt. Was wir in solchen Fällen bisher sehen, ist die Rückkehr der Oldschool-Diplomatie (inklusive Botschafter einbestellen, so als lebten wir im 19. Jahrhundert, am Besten wir schicken noch Depeschen mit Brieftauben los). Das können wir längst besser. Das Gleiche gilt für den Griechenland-Diskurs. Es muss hinzubekommen sein, dass wir die Euro-Rettung als Eurozonen-BewohnerInnen diskutieren und gestalten, und uns nicht in ressentiment-geladenen Boulevard-Blättern übereinander reden sehen.
Okay, soweit erstmal. Liebe Grüße, Alex