Meine These ist: Im 21. Jahrhundert wird dies nicht mehr so ohne weiteres möglich sein. Die Nationalstaaten haben keine "Souveränität" mehr, sie entscheiden nicht mehr, sondern die globalisierte, komplexe Wirklichkeit trifft Entscheidungen, die man allenfalls kompensieren kann. Es gibt keinen Souverän mehr, der über den Ausnahmezustand entscheidet, es gibt einen Alltagszustand, der zum Souverän wird, und über die Gesellschaft entscheidet, die behauptet "souverän" zu sein.

Ich habe da doch eine andere Sicht. Es geht der Mehrheit nach meinem Eindruck nicht um gesellschaftliche Ordnung, sondern um einen Ordnungsrahmen für die gesellschaftliche Unordnung. Im Gegensatz zu autoritären Regimen leben wir in einer „freiheitlich-demokratischen“ Gesellschaft und zu der gehört das Chaos, in dem jeder nach seinen Vorstellungen leben und handeln kann. Klar, an den Rändern gibt es solche Forderungen, wie z.B. nach der Verstaatlichung von Banken, um „Ordnung“ auf den Finanzmärkten zu schaffen. Das sind ja aber keine Gestaltungen, die in einer breiten Masse Begeisterung hervorrufen. Bei den Banken geht es in der politischen Debatte daher doch vor allem um die Veränderung des Ordnungsrahmens für frei handelnde Banken. Und genau solche Veränderungen zeigen ja, dass Staaten- und Staatengemeinschaft immer noch einen großen Gestaltungsspielraum haben. Nichtsdestotrotz werbe ich dafür, diesen zu erhöhen, z.B. durch eine tiefere Integration in der EU.

Wie überwinden wir die Blockade in der EU?