Hallo Ede,

ich bin kein ausgewiesener Fluchtexperte, meine Forschungsschwerpunkte liegen tatsächlich eher wo anders, daher habe ich mich da zurückgehalten.

Der sog. Brain-Drain ist allgemein ein Problem, aber nicht nur in Westafrika, sondern auch bspw. in der Ukraine oder in Irland (das derzeit mal wieder negatives Bevölkerungswachstum hat). Die Ursachen sind natürlich abhängig vom Einzelfall.

Flucht und Migration sind bekanntermaßen zwei paar Schuhe. Die Menschen, die in dem Artikel beschrieben werden, sind zum geringsten Teil Flüchtlinge nach der GMK, sondern meiner Auffassung nach Migranten. Zu Nigeria muss man aber auch sagen: weite Teile des Landes sind sicher, Abuja ist kaum gefährlicher als Paris oder Brüssel. Durch den Mangel an legalen Einreisemöglichkeiten sehen sich viele Menschen gezwungen, zu fliehen und Asyl zu beantragen (die Anerkennungsraten sind dementsprechend). Auch hier kann ein klares und konsequentes europäisches Asylrecht helfen, falsche Vorstellungen zu vermeiden, sofern es von einem sinnvollen Einwanderungsgesetz flankiert wird. Ein nationaler Einzelgang ist angesichts des gemeinsamen Binnenmarks eher schwierig und ist mMn nicht zielführend.

Aber klar, optimalerweise richtet man Außen- und Wirtschaftspolitik und Entwicklungszusammenarbeit so aus, dass die wirtschaftlichen Fluchtursachen bekämpft werden. Das ist nicht nur "in unserem Interesse" (zynisch gesprochen), sondern menschlich.

Deine Forderung, Art. 16a GG umzusetzen, verweist wiederum auf die Dublin III Konvention und die Drittstaatenregelung. Diese will die JEF zugunsten eines europäischen Verteilungsschlüssels mit europäischer Asylbehörde ablösen. Die "sicheren Drittstaaten" sind, aus Sicht der Menschenrechtsforschung, ein schlechter Scherz. Die Zustände in Flüchtlingslagern in Griechenland, aber auch Polen oder Ungarn zeigen ebenfalls deutlich, dass es einer rigorosen Kontrolle der Mindeststandards bedarf. Eine Verteilung von Asylsuchenden innerhalb der EU sollte zudem nach EU-weitem Verteilungsschlüssel erfolgen - wobei dies in der aktuellen Situation grundlegende Probleme des gemeinsamen Werteverständnisses aufzeigt. Aber, und hier kommt unser Zugang ins Spiel: wir schauen noch vorne, und wollen Lösungen, auf denen man in mehreren Jahren konstruktiv aufbauen kann. Und das sind für uns eben große, europäische Lösungen.