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    Jens Best · angelegt
     

    zu 2:

    Nein, dann ist die offene Gesellschaft nicht geschlossen, sondern dann hat sie sich gegen ihre Feinde verteidigt. Es wird in der zeitgenössischen Diskussion immer das physische Offen mit dem Offen verwechselt, das gemeint ist, wenn es um Offene Gesellschaft geht.

    Eine offene Gesellschaft, die sich nicht mit rechtsstaatlichen und in letzter Konzequenz auch Methoden der Gewalt vor seinen inneren und äußeren Feinden schützt, ist ein zum Untergang geweihtes System, ein idealer Traum, den es aber erstmal nicht geben wird.

    zu 4:

    wenn ich von Religionen spreche, dann spreche ich vom Islam, in diesem Fall von seinen konservativen Auslegungen und nicht vom Islamismus.

    Dass Islamismus und Islam (konservativ) aber nichts miteinander zu tun hätten, ist eine weitere Traumvorstellung, die ebenso, wenn man sie nicht mit einem pragmatischen Blick auf die rechtsstaatliche Einhegung der jeweiligen Religion ergänzt, zu einer Gefährdung der offenen Gesellschaft führt.

    Wichtig ist an dieser Stelle zu betonen, dass es wesentlich mehr Dialog braucht, denn auch dieser ist ein wichtiges Element bei der Einhegung von anti-rechtsstaatlichen, anti-liberalen Ausprägungen innerhalb einer Religion.

    weiter zu 4:

    Sie müssen genauer lesen: Ich habe nicht von der Überwindung der Religion als Ziel (Errungenschaft) der Zivilisation gesprochen, sondern von folgendem:

    Es gilt die Religion als bestimmenden soziokulturellen Faktor in der Gesellschaft überwinden.

    Religion teilt sich auf in drei Funktionen:

    I. Die kollektive Befriedigung nach einem noch vielen Menschen innewohnenden Drang zum Übersinnlichen, dass ihre Welt mit der Unermesslichkeit des Weltalls und der Zeit verbindet (inkl. Verarbeitung des Todesgedanken und alltäglicher Spiritualität)

    II. Bindungskraft für eine Ansammlung von Menschen (Gemeinde, Wir-Gefühl, in der Vergangenheit auch wichtig in der Abgrenzung zu Fremden, Sicherheit)

    III. Narrativer Rahmen für die täglichen Freuden und Pflichten in der Gemeinschaft (Ernte, Winter, Beichte uvvm.)

    Solange diese Elemente nicht anderweitig gebunden werden oder (aber das ist eher für die merkwürdige transhumane Fraktion wichtig) überwunden werden, hat Religion wichtige Aufgaben für eine funktionierende Gesellschaft - auch wenn sie durch ihre Traditionen im Gegensatz zu Rechtsstaat, Individueller Freiheit und liberal organisierter Solidaritätsgemeinschaft stehen können.

    Es gilt also für eine aufgeklärte Gesellschaft den individuellen und gemeinschaftlichen Wunsch, insbesondere zur Spiritualität, gerecht zu werden, aber gleichzeitig darauf zu achten, dass wichtige soziokulturelle Funktionen nicht stark von Religion abhängen. Eine Religion und die offene Gesellschaft stehen, gerade bei monotheistischen Versionen, in letzter Konsequenz im Gegensatz zu einer liberalen, offenen Gesellschaft, weil ihnen ihr religiöser Kodex Vorschriften macht, die in einer offenen Gesellschaft allein beim Individuum in der Wahl und dem Staat in der Rahmen(gesetz)gebung liegen.

    In sofern geht es nicht um das Überwinden von Religion, aber um die soziokulturelle Einhegung oder Überwindung.

    Bei konservativen, orthodoxen Religionsgruppierungen ist der moderne Staat aktuell immer gezwungen in gewissen Teilen eine Ausnahme von den Regeln zu machen, dies ist auf die Dauer aber kein Zustand. Genannt seien die besonderen Regeln für Charedim in Israel oder viele Sonderregeln in hinduistisch geprägten Staaten. Aber auch Schächtung und Beschneidung stellen einen Kompromiss dar, der gesetzlich in Deutschland festgehalten ist. Ein weiteres aktuelles Beispiel ist die Diskussion um die Sonderrechte christlicher Betriebe im Arbeitsrecht (Kündigung wegen Scheidung etc.) - hier wird in der konkreten politischen Arbeit sicher ein nahes Streitthema liegen.

    Die Burka-Thematik wird auch nicht mit gesetzlichen Regelungen gelöst werden können, da gebe ich Ihnen recht. Es ist sollte die freie Entscheidung einer Frau sein, ob sie Schleier, Kopftuch etc. trägt. Dies kann aber weder durch staatl. Kontrolle oder Zwang geschehen, sondern muss sich, wenn ich das mal so salopp formulieren darf, im freien Wettbwerb der kulturellen Angebote entscheiden. Nur eine gute Integration kann einen möglichen Druck zum Tragen in einem bestimmten Alter verhindern oder stark erschweren. Ebenso ist es für viele gerade junge Frauen sicherlich auch eine Art ihre Vorstellung von Tradition als Sicherheitsleine beim Erwachsenwerden zu leben.

    OT:

    Der Wettbewerb der Kulturen wird im 21. Jahrhundert nicht mehr durch Verbote gewonnen, sondern durch Angebote, die eine gute Balance für Freiheit und Sicherheit bieten, wie sie dem globalen Anspruch an diese großen Säulenwerte in der heutigen Zeit gerecht werden.

    In diesem Wettbewerb steht der aufgeklärte Westen gerade ein wenig farblos, ausgelebt und wenig kämpferisch dar. Europa scheint müde und vergessen zu haben, was sie für eine wunderbare große Idee in den schmerzvollen Wehen des 20. Jahrhunderts in die Realität gesetzt hat.

    Ein offenes System funktioniert nicht mit einfachen Regeln, deswegen werden wir nicht umherkommen, für ein System zu werben, dessen Komplexität Bestandteil seines materiellen und immateriellen Reichtums ist.

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    Jens Best · angelegt
     

    zu 2:

    Nein, dann ist die offene Gesellschaft nicht geschlossen, sondern dann hat sie sich gegen ihre Feinde verteidigt. Es wird in der zeitgenössischen Diskussion immer das physische Offen mit dem Offen verwechselt, das gemeint ist, wenn es um Offene Gesellschaft geht.

    Eine offene Gesellschaft, die sich nicht mit rechtsstaatlichen und in letzter Konzequenz auch Methoden der Gewalt vor seinen inneren und äußeren Feinden schützt, ist ein zum Untergang geweihtes System, ein idealer Traum, den es aber erstmal nicht geben wird.

    zu 4:

    wenn ich von Religionen spreche, dann spreche ich vom Islam, in diesem Fall von seinen konservativen Auslegungen und nicht vom Islamismus.

    Dass Islamismus und Islam (konservativ) aber nichts miteinander zu tun hätten, ist eine weitere Traumvorstellung, die ebenso, wenn man sie nicht mit einem pragmatischen Blick auf die rechtsstaatliche Einhegung der jeweiligen Religion ergänzt, zu einer Gefährdung der offenen Gesellschaft führt.

    Wichtig ist an dieser Stelle zu betonen, dass es wesentlich mehr Dialog braucht, denn auch dieser ist ein wichtiges Element bei der Einhegung von anti-rechtsstaatlichen, anti-liberalen Ausprägungen innerhalb einer Religion.

    weiter zu 4:

    Sie müssen genauer lesen: Ich habe nicht von der Überwindung der Religion als Ziel (Errungenschaft) der Zivilisation gesprochen, sondern von folgendem:

    Es gilt die Religion als bestimmenden soziokulturellen Faktor in der Gesellschaft überwinden.

    Religion teilt sich auf in drei Funktionen:

    I. Die kollektive Befriedigung nach einem noch vielen Menschen innewohnenden Drang zum Übersinnlichen, dass ihre Welt mit der Unermesslichkeit des Weltalls und der Zeit verbindet (inkl. Verarbeitung des Todesgedanken und alltäglicher Spiritualität)

    II. Bindungskraft für eine Ansammlung von Menschen (Gemeinde, Wir-Gefühl, in der Vergangenheit auch wichtig in der Abgrenzung zu Fremden, Sicherheit)

    III. Narrativer Rahmen für die täglichen Freuden und Pflichten in der Gemeinschaft (Ernte, Winter, Beichte uvvm.)

    Solange diese Elemente nicht anderweitig gebunden werden oder (aber das ist eher für die merkwürdige transhumane Fraktion wichtig) transhuman Fraktion) überwunden werden, hat Religion wichtige Aufgaben für eine funktionierende Gesellschaft - auch wenn sie durch ihre Traditionen im Gegensatz zu Rechtsstaat, Individueller Freiheit und liberal organisierter Solidaritätsgemeinschaft stehen können.

    Es gilt also für eine aufgeklärte Gesellschaft den individuellen und gemeinschaftlichen Wunsch, insbesondere zur Spiritualität, gerecht zu werden, aber gleichzeitig darauf zu achten, dass wichtige soziokulturelle Funktionen nicht stark von Religion abhängen. Eine Religion und die offene Gesellschaft stehen, gerade bei monotheistischen Versionen, in letzter Konsequenz im Gegensatz zu einer liberalen, offenen Gesellschaft, weil ihnen ihr religiöser Kodex Vorschriften macht, die in einer offenen Gesellschaft allein beim Individuum in der Wahl und dem Staat in der Rahmen(gesetz)gebung liegen.

    In sofern geht es nicht um das Überwinden von Religion, aber um die soziokulturelle Einhegung oder Überwindung.

    Bei konservativen, orthodoxen Religionsgruppierungen ist der moderne Staat aktuell immer gezwungen in gewissen Teilen eine Ausnahme von den Regeln zu machen, dies ist auf die Dauer aber kein Zustand. Genannt seien die besonderen Regeln für Charedim in Israel oder viele Sonderregeln in hinduistisch geprägten Staaten. Aber auch Schächtung und Beschneidung stellen einen Kompromiss dar, der gesetzlich in Deutschland festgehalten ist.

    Die Burka-Thematik wird auch nicht mit gesetzlichen Regelungen gelöst werden können, da gebe ich Ihnen recht. Es ist sollte die freie Entscheidung einer Frau sein, ob sie Schleier, Kopftuch etc. trägt. Dies kann aber weder durch staatl. Kontrolle oder Zwang geschehen, sondern muss sich, wenn ich das mal so salopp formulieren darf, im freien Wettbwerb der kulturellen Angebote entscheiden. Nur eine gute Integration kann einen möglichen Druck zum Tragen in einem bestimmten Alter verhindern oder stark erschweren. Ebenso ist es für viele gerade junge Frauen sicherlich auch eine Art ihre Vorstellung von Tradition als Sicherheitsleine beim Erwachsenwerden zu leben.

    OT:

    Der Wettbewerb der Kulturen wird im 21. Jahrhundert nicht mehr durch Verbote gewonnen, sondern durch Angebote, die eine gute Balance für Freiheit und Sicherheit bieten, wie sie dem globalen Anspruch an diese großen Säulenwerte in der heutigen Zeit gerecht werden.

    In diesem Wettbewerb steht der aufgeklärte Westen gerade ein wenig farblos, ausgelebt und wenig kämpferisch dar. Europa scheint müde und vergessen zu haben, was sie für eine wunderbare große Idee in den schmerzvollen Wehen des 20. Jahrhunderts in die Realität gesetzt hat.

    Ein offenes System funktioniert nicht mit einfachen Regeln, deswegen werden wir nicht umherkommen, für ein System zu werben, dessen Komplexität Bestandteil seines materiellen und immateriellen Reichtums ist.

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    Jens Best · angelegt
     

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    Nein, dann ist die offene Gesellschaft nicht geschlossen, sondern dann hat sie sich gegen ihre Feinde verteidigt. Es wird in der zeitgenössischen Diskussion immer das physische Offen mit dem Offen verwechselt, das gemeint ist, wenn es um Offene Gesellschaft geht.

    Eine offene Gesellschaft, die sich nicht mit rechtsstaatlichen und in letzter Konzequenz Konzequnez auch Methoden der Gewalt vor seinen inneren und äußeren Feinden schützt, ist ein zum Untergang geweihtes System, ein idealer Traum, den es aber erstmal nicht geben wird.

    zu 4:

    wenn ich von Religionen spreche, dann spreche ich vom Islam, in diesem Fall von seinen konservativen Auslegungen und nicht vom Islamismus.

    Dass Islamismus und Islam (konservativ) aber nichts miteinander zu tun hätten, ist eine weitere Traumvorstellung, die ebenso, wenn man sie nicht mit einem pragmatischen Blick auf die rechtsstaatliche Einhegung der jeweiligen Religion ergänzt, zu einer Gefährdung der offenen Gesellschaft führt.

    Wichtig ist an dieser Stelle zu betonen, dass es wesentlich mehr Dialog braucht, denn auch dieser ist ein wichtiges Element bei der Einhegung von anti-rechtsstaatlichen, anti-liberalen Ausprägungen innerhalb einer Religion.

    weiter zu 4:

    Sie müssen genauer lesen: Ich habe nicht von der Überwindung der Religion als Ziel (Errungenschaft) der Zivilisation gesprochen, sondern von folgendem:

    Es gilt die Religion als bestimmenden soziokulturellen Faktor in der Gesellschaft überwinden.

    Religion teilt sich auf in drei Funktionen:

    I. Die kollektive Befriedigung nach einem noch vielen Menschen innewohnenden Drang zum Übersinnlichen, dass ihre Welt mit der Unermesslichkeit des Weltalls und der Zeit verbindet (inkl. Verarbeitung des Todesgedanken und alltäglicher Spiritualität)

    II. Bindungskraft für eine Ansammlung von Menschen (Gemeinde, Wir-Gefühl, in der Vergangenheit auch wichtig in der Abgrenzung zu Fremden, Sicherheit)

    III. Narrativer Rahmen für die täglichen Freuden und Pflichten in der Gemeinschaft (Ernte, Winter, Beichte uvvm.)

    Solange diese Elemente nicht anderweitig gebunden werden oder (aber das ist eher für die merkwürdige transhuman Fraktion) überwunden werden, hat Religion wichtige Aufgaben für eine funktionierende Gesellschaft - auch wenn sie durch ihre Traditionen im Gegensatz zu Rechtsstaat, Individueller Freiheit und liberal organisierter Solidaritätsgemeinschaft stehen können.

    Es gilt also für eine aufgeklärte Gesellschaft den individuellen und gemeinschaftlichen Wunsch, insbesondere zur Spiritualität, gerecht zu werden, aber gleichzeitig darauf zu achten, dass wichtige soziokulturelle Funktionen nicht stark von Religion abhängen. Eine Religion und die offene Gesellschaft stehen, gerade bei monotheistischen Versionen, in letzter Konsequenz im Gegensatz zu einer liberalen, offenen Gesellschaft, weil ihnen ihr religiöser Kodex Vorschriften macht, die in einer offenen Gesellschaft allein beim Individuum in der Wahl und dem Staat in der Rahmen(gesetz)gebung liegen.

    In sofern geht es nicht um das Überwinden von Religion, aber um die soziokulturelle Einhegung oder Überwindung.

    Bei konservativen, orthodoxen Religionsgruppierungen ist der moderne Staat aktuell immer gezwungen in gewissen Teilen eine Ausnahme von den Regeln zu machen, dies ist auf die Dauer aber kein Zustand. Genannt seien die besonderen Regeln für Charedim in Israel oder viele Sonderregeln in hinduistisch geprägten Staaten. Aber auch Schächtung und Beschneidung stellen einen Kompromiss dar, der gesetzlich in Deutschland festgehalten ist.

    Die Burka-Thematik wird auch nicht mit gesetzlichen Regelungen gelöst werden können, da gebe ich Ihnen recht. Es ist sollte die freie Entscheidung einer Frau sein, ob sie Schleier, Kopftuch etc. trägt. Dies kann aber weder durch staatl. Kontrolle oder Zwang geschehen, sondern muss sich, wenn ich das mal so salopp formulieren darf, im freien Wettbwerb der kulturellen Angebote entscheiden. Nur eine gute Integration kann einen möglichen Druck zum Tragen in einem bestimmten Alter verhindern oder stark erschweren. Ebenso ist es für viele gerade junge Frauen sicherlich auch eine Art ihre Vorstellung von Tradition als Sicherheitsleine beim Erwachsenwerden zu leben.

    OT:

    Der Wettbewerb der Kulturen wird im 21. Jahrhundert nicht mehr durch Verbote gewonnen, sondern durch Angebote, die eine gute Balance für Freiheit und Sicherheit bieten, wie sie dem globalen Anspruch an diese großen Säulenwerte in der heutigen Zeit gerecht werden.

    In diesem Wettbewerb steht der aufgeklärte Westen gerade ein wenig farblos, ausgelebt und wenig kämpferisch dar. Europa scheint müde und vergessen zu haben, was sie für eine wunderbare große Idee in den schmerzvollen Wehen des 20. Jahrhunderts in die Realität gesetzt hat.

    Ein offenes System funktioniert nicht mit einfachen Regeln, deswegen werden wir nicht umherkommen, für ein System zu werben, dessen Komplexität Bestandteil seines materiellen und immateriellen Reichtums ist.

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    Jens Best · angelegt
     

    zu 2:

    Nein, dann ist die offene Gesellschaft nicht geschlossen, sondern dann hat sie sich gegen ihre Feinde verteidigt. Es wird in der zeitgenössischen Diskussion immer das physische Offen mit dem Offen verwechselt, das gemeint ist, wenn es um Offene Gesellschaft geht.

    Eine offene Gesellschaft, die sich nicht mit rechtsstaatlichen und in letzter Konzequnez auch Methoden der Gewalt vor seinen inneren und äußeren Feinden schützt, ist ein zum Untergang geweihtes System, ein idealer Traum, den es aber erstmal nicht geben wird.

    zu 4:

    wenn ich von Religionen spreche, dann spreche ich vom Islam, in diesem Fall von seinen konservativen Auslegungen und nicht vom Islamismus.

    Dass Islamismus und Islam (konservativ) aber nichts miteinander zu tun hätten, ist eine weitere Traumvorstellung, die ebenso, wenn man sie nicht mit einem pragmatischen Blick auf die rechtsstaatliche Einhegung der jeweiligen Religion ergänzt, zu einer Gefährdung der offenen Gesellschaft führt.

    Wichtig ist an dieser Stelle zu betonen, dass es wesentlich mehr Dialog braucht, denn auch dieser ist ein wichtiges Element bei der Einhegung von anti-rechtsstaatlichen, anti-liberalen Ausprägungen innerhalb einer Religion.

    weiter zu 4:

    Sie müssen genauer lesen: Ich habe nicht von der Überwindung der Religion als Ziel (Errungenschaft) der Zivilisation gesprochen, sondern von folgendem:

    Es gilt die Religion als bestimmenden soziokulturellen Faktor in der Gesellschaft überwinden.

    Religion teilt sich auf in drei Funktionen:

    I. Die kollektive Befriedigung nach einem noch vielen Menschen innewohnenden Drang zum Übersinnlichen, dass ihre Welt mit der Unermesslichkeit des Weltalls und der Zeit verbindet (inkl. Verarbeitung des Todesgedanken und alltäglicher Spiritualität)

    II. Bindungskraft für eine Ansammlung von Menschen (Gemeinde, Wir-Gefühl, in der Vergangenheit auch wichtig in der Abgrenzung zu Fremden, Sicherheit)

    III. Narrativer Rahmen für die täglichen Freuden und Pflichten in der Gemeinschaft (Ernte, Winter, Beichte uvvm.)

    Solange diese Elemente nicht anderweitig gebunden werden oder (aber das ist eher für die merkwürdige transhuman Fraktion) überwunden werden, hat Religion wichtige Aufgaben für eine funktionierende Gesellschaft - auch wenn sie durch ihre Traditionen im Gegensatz zu Rechtsstaat, Individueller Freiheit und liberal organisierter Solidaritätsgemeinschaft stehen können.

    Es gilt also für eine aufgeklärte Gesellschaft den individuellen und gemeinschaftlichen Wunsch, insbesondere zur Spiritualität, gerecht zu werden, aber gleichzeitig darauf zu achten, dass wichtige soziokulturelle Funktionen nicht stark von Religion abhängen. Eine Religion und die offene Gesellschaft stehen, gerade bei monotheistischen Versionen, in letzter Konsequenz im Gegensatz zu einer liberalen, offenen Gesellschaft, weil ihnen ihr religiöser Kodex Vorschriften macht, die in einer offenen Gesellschaft allein beim Individuum in der Wahl und dem Staat in der Rahmen(gesetz)gebung liegen.

    In sofern geht es nicht um das Überwinden von Religion, aber um die soziokulturelle Einhegung oder Überwindung.

    Bei konservativen, orthodoxen Religionsgruppierungen ist der moderne Staat aktuell immer gezwungen in gewissen Teilen eine Ausnahme von den Regeln zu machen, dies ist auf die Dauer aber kein Zustand. Genannt seien die besonderen Regeln für Charedim in Israel oder viele Sonderregeln in hinduistisch geprägten Staaten. Aber auch Schächtung und Beschneidung stellen einen Kompromiss dar, der gesetzlich in Deutschland festgehalten ist.

    Die Burka-Thematik wird auch nicht mit gesetzlichen Regelungen gelöst werden können, da gebe ich Ihnen recht. Es ist sollte die freie Entscheidung einer Frau sein, ob sie Schleier, Kopftuch etc. trägt. Dies kann aber weder durch staatl. Kontrolle oder Zwang geschehen, sondern muss sich, wenn ich das mal so salopp formulieren darf, im freien Wettbwerb der kulturellen Angebote entscheiden. Nur eine gute Integration kann einen möglichen Druck zum Tragen in einem bestimmten Alter verhindern oder stark erschweren. Ebenso ist es für viele gerade junge Frauen sicherlich auch eine Art ihre Vorstellung von Tradition als Sicherheitsleine beim Erwachsenwerden zu leben.

    OT:

    Der Wettbewerb der Kulturen wird im 21. Jahrhundert nicht mehr durch Verbote gewonnen, sondern durch Angebote, die eine gute Balance für Freiheit und Sicherheit bieten, wie sie dem globalen Anspruch an diese großen Säulenwerte in der heutigen Zeit gerecht werden.

    In diesem Wettbewerb steht der aufgeklärte Westen gerade ein wenig farblos, ausgelebt und wenig kämpferisch dar. Europa scheint müde und vergessen zu haben, was sie für eine wunderbare große Idee in den schmerzvollen Wehen des 20. Jahrhunderts in die Realität gesetzt hat.

    Ein offenes System funktioniert nicht mit einfachen Regeln, deswegen werden wir nicht umherkommen, für ein System zu werben, dessen Komplexität Bestandteil seines materiellen und immateriellen Reichtums ist.