Hallo Felix,

zu Ihrem Satz: "Man wird die Liberalisierung innerhalb einer Religionsgemeinschaft nicht per Gesetz vorschreiben können, geschweige denn erzwingen können. Im Zweifelsfall erreicht man hier - wie so oft - eher das Gegenteil."

Ja, das stimmt, und das ist sicher so. Fundamentalistische Religionsgemeinschaften, die eine enge Verbindung eingegangen sind mit ihrer Entstehung in bestimmten Nationen oder Regionen dieser Welt und deren Werten und Traditionen sind ein "harter Brocken", ein "stumbling block" für ihre Gläubigen, wenn sie im Ausland, in einem anderen Wertesystem weiter gepflegt werden, sie wirken jeder Integration entgegen. Ihre Liberalisierung kann man in einem religiös liberalen Land nicht per Gesetz erzwingen. Das sehe ich auch so.

Der Diskurs darüber spielt sich innerhalb der Religionsgmeinschaften ab. Und den können Außenstehende und sogar staatliche Stellen aufmerksam verfolgen. Innerhalb des Islam gibt es Strömungen, die eine Reform des Islam wollen, die eine Liberalisierung wollen, eine Angleichung seiner Werte an die Werte westlicher, durch das Christentum geprägter Kulturen (z.B. in der Stellung der Frau). Diese Islam-Reformer sollten m.E. von unserer Gesellschaft unterstützt werden. Und unser Staat sollte m.E. vor aller undifferenzierten Solidarisierung mit dem Islam (den es so einheitlich nicht gibt), versuchen zu differenzieren und den reformorientierten Islam fördern. Ich denke, viele Muslime in Deutschland würden das als Befreiung empfinden und Staat und Gesellschaft danken. Es gibt, glaube ich, inzwischen etliche Moschee-Gemeinden in Deutschland, die zweisprachige Gottesdienste befürworten. Die in Deutschland ankommen wollen. Denen unsere Toleranz gegenüber allem, was Islam heißt, dieser Toleranz aus Unkenntnis ihrer Religion mit ihren vielen Ausprägungen, gar nicht behagt.