Hallo Doro, leider verstehe ich nichts von der Ukraine, die Fronten dort scheinen mir sehr komplex zu sein. Immerhin: Teile der heutigen Opposition waren dort auch schon mal am Ruder und wurden - auch wegen Korruption -hinweggefegt, ich meine abgewählt. Es ist also wohl alles nicht so schön einfach, wie sich das Journalisten hier vorstellen, nach dem Motto: "Pro EU = gut" und "Pro Russland = böse".

Was mich aber auch stört, ist die Rolle von Herrn Gauck. Er scheint in seinen persönlichen Traumata völlig gefangen zu sein, wenn er den Maidan-Protest mit dem Aufstand des 17. Juni oder dem Prager Frühling 1968 vergleicht. Das östliche Europa kenne das Gefühl, allein gelassen zu bleiben, sagt Gauck dann. Abgesehen davon, dass Vergleiche, speziell historische, immer schief bleiben müssen: das ist schon sehr gewagt. Es gibt keine Sowjet-Union mehr und Herr Janukowitsch wurde in freien Wahlen Präsident. Deutschland lässt hier keine Sowjet-Republik hinter dem eisernen Vorhang alleine. Und worauf will Gauck denn überhaupt hinaus, soll die EU die Ukraine befreien? Von wem denn und wie denn, wenn dort offenbar ein Großteil der Politik korrupt ist?

Ärgerlich finde ich dann die Schlüsse, die Gauck aus seiner Anti-UDSSR pardon Anti-Russland-Haltung zieht. In der deutschen Ukraine-Diplomatie dürften nicht die "größten Russlandversteher die Politik bestimmen" oder "Da können nicht Spezialisten mit besonderer Russland-Nähe dem restlichen Europa die Richtung vorgeben".

Ich fände ein paar Russland-Versteher gar nicht so schlecht, wenn es um pragmatische Friedenspolitik geht. Wir haben ja auch für die USA grenzenloses Verständnis, die Grundrechte aller Nicht-Amerikaner bei der Internetüberwachung mit voller Absicht und gründlichst missachten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Aber die bleiben ja für Herrn Gauck das größte auf der ganzen Welt.