Pfadabhängigkeit ist ein interessantes Konzept. Das Problem für die Verbreitung von Esperanto ist vielleicht, dass die Esperantosprecher persönlich nicht sehr viel davon haben, wenn es ein paar mehr Sprecher gibt; die Sprachgemeinschaft ist heute schon groß genug, um die Sprache genießen zu können; also tun sie sich den Stress, sich für die Verbreitung zu engagieren, oft nicht an.

Demgegenüber haben die Gegner des Esperanto viel zu verlieren. Würde Esperanto tatsächlich zur am meisten gelernten und gesprochenen internationalen Sprache werden, so würde das die Jobs von Dolmetschern und Übersetzern, von Sprachlehrern und Professoren für die (traditionellen) Fremdsprachen erheblich bedrohen. Das erklärt, wieso immer wieder die merkwürdigsten Dinge über Esperanto verbreitet werden. Prof. Trabant hat z.B. mal gesagt, Esperanto sei eine "Nichtsprache" - was auch immer das sein soll... :-)

Pfadabhängigkeit betrifft im übrigen die Wahl einer ersten und allgemeinen Fremdsprache (da hat Englisch die Nase vorn und Esperanto ist derzeit ohne Chance), kaum aber die Wahl der zweiten und weiteren Fremdsprachen; da konkurriert Esperanto gegen kleinere Sprachen, die immer nur in einem regional sehr begrenzten Bereich anwendbar sind, im Gegensatz zu Esperanto. Wäre Esperanto bekannter und würde weniger Unsinn über Esperanto erzählt, so würde es deutlich stärker gelernt.