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Braucht Europa eine Einheitssprache?


FBild: woodleywonderworks (CC BY 2.0)


Ein Diskussionsanstoß der Redaktion

Am 26. Februar 2014 diskutierten Jürgen Gerhards und Jürgen Trabant über Ihre Vorstellungen der zukünftigen Verständigung innerhalb der Europäischen Union. Die Frage lautete: Wie kann angesichts einer babylonischen Sprachenvielfalt in der EU eine Verständigung innerhalb der Institutionen und zwischen den Bürgern Europas gelingen?

Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und Publixphere luden dazu ein, die Ausgangsthesen vorab zu diskutieren:

Jürgen Gerhards (Soziologe an der FU Berlin):

„Das Zusammenwachsen Europas würde deutlich erleichtert werden, wenn sich die Europäische Union darauf verständigen könnte, längerfristig statt 24 verschiedener Amtssprachen Englisch als offizielle Sprache einzuführen. Der Handel innerhalb und mit Ländern außerhalb Europas würde deutlich erleichtert, die Mobilität der Bürger verbessert und die Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit und einer transnationalen Zivilgesellschaft als Gegengewicht zu dem europäischen Machtapparat befördert werden. Die Befürchtung der Kritiker, eine Dominanz des Englischen bedrohe die kulturelle Vielfalt Europas, ist hingegen nur begrenzt berechtigt.“

Jürgen Trabant (Sprachwissenschaftler an der FU Berlin):

„Erst kürzlich hat der Bundespräsident die Europäer aufgerufen, mehr Englisch zu lernen. Eine solche Aufforderung ist völlig überflüssig. Denn die Europäer lernen sowieso immer mehr und immer fleißiger das globale Englisch. Und das ist natürlich auch (ganz) gut so. Weniger gut ist, dass diese sprachliche Globalisierung eine Abwertung der anderen Sprachen Europas mit sich bringt, die nun auch noch von den Sozial-Wissenschaften unter den Etiketten der "Mehrsprachigkeit" und der "Sprachengerechtigkeit" legitimiert wird. Dem muss mit einer alternativen Auffassung von Sprache und Mehr-Sprachigkeit begegnet werden.“


Kommentare

  • Europäische Einheitssprache?

    Jürgen Gerhards Thesen, durch eine Europäische Einheitssprache würde ■ das Zusammenwachsen Europas "deutlich" erleichtert, ■ der Handel erleichtert und ■ die Mobilität der Bürger verbessert, sind unbewiesene Behauptungen. Die Schweiz mit ihren drei Amtssprachen beweist, dass das nicht der Fall sein muß.

    Man könnte im Gegenteil behaupten, ■ die Stärke Europas liege in seiner kulturellen Vielfalt, ■ Wirtschaft und Handel werden durch ganz andere Faktoren negativ beeinflußt als durch die Sprachenvielfalt, ■ die Bürger der EU reisen auch bisher schon in andere Länder und studieren und arbeiten dort, auch wenn sie da nicht ihre Muttersprache antreffen und ■ die Einführung einer Europäischen Einheitssprache durch die EU-Bürokratie würde in vielen Ländern auf großen emotionalen Widerstand stoßen und - statt zur Einigung Europas beizutragen - zur Ablehnung des Projekts 'Europa' bei den Völkern führen.

    • Also die Fragen des Handels und der Mobilität sehe ich jetzt auch nicht als so entscheidend, wenn es um Europas Sprache(n) geht. Aber was ist mit der europäischen Öffentlichkeit und dem Traum von den Vereinigten Staaten vor Europa? Ohne gemeinsame Sprache, die wirklich alle sprechen, geht das wohl kaum. Übersetzungen sind mühselig und sperrig, ein Fremdheitsgefühl bleibt. Wenn Herr Gerhards meint, mit einer gemeinsamen Sprache könne eine "transnationale Zivilgesellschaft als Gegengewicht zu dem europäischen Machtapparat befördert werden", dann ahne ich was er meint, und kann nur zustimmen. Was wäre wenn wir alle alles verstehen, was in den Nachbarnländern und in Brüssel abläuft? Das würde der Praxis, trickreich mit den Einzelöffentlichkeiten der EU zu spielen, ein Ende setzen. Vielleicht würden Mehrheiten erstmals sichtbar, weil sie sich grenzüberschreitend verständigen und organisieren - etwa für die soziale Marktwirtschaft und für die Nachhaltigkeit.

      • Ich sehe hier doch tatsächlich eher Achims Skepsis gegenüber einer gemeinsamen Sprache als Bachmanns Hoffnungen. Sprache ist so sehr Kern kultureller Identität, dass es kritisch ist, sie von oben herab zu bestimmen. Ich finde es sehr interessant diese Frage von einem Sprachwissenschaftler und einem Soziologen behandeln zu lassen, da sie immer im Europadiskurs mitschwirrt aber selten wirklich qualifiziert behandelt wird,

        Noch eine Anekdote: Als ich vor kurzem in Paris auf einer Konferenz zum Thema EU war, schlug ein Redner Englisch als Amtssprache vor. Die (akademischen) Zuhörer riefen: "C'est la dictature!" (Das ist Diktatur!)

        • Um an Patricks Beispiel anzuknüpfen: gerade anhand 'der Franzosen' lässt sich gut darstellen, wie Sprache und Kultur zusammen hängen. In einer Zeit, in der nationale bis hin zu rassistischen Ideen wieder verstärkt an Gewicht gewinnen (in Frankreich erkennbar anhand der erschreckenden Erfolge von Marine Le Pen) müssen wir aufpassen, dass Europa nicht noch einen weiteren Teil von kultureller Identität 'klaut'. Andererseits: man kann ja auch der von Emil zitierten Ulrike Guérot folgen und Englisch nur als verpflichtende Zweitsprache einführen.

          • Zum Thema "Wie Sprache unser Denken beeinflusst" habe ich gerade einen Blogeintrag von TED gefunden.

            Ein Beispiel (leider gerade nur in Englisch, weil ich zu faul zum Übersetzen bin und arroganterweise davon ausgehe, dass die meisten es verstehen): "In the same article, Boroditsky notes that in English, we’ll often say that someone broke a vase even if it was an accident, but Spanish and Japanese speakers tend to say that the vase broke itself. Boroditsky describes a study by her student Caitlin Fausey in which English speakers were much more likely to remember who accidentally popped balloons, broke eggs, or spilled drinks in a video than Spanish or Japanese speakers. (Guilt alert!) Not only that, but there’s a correlation between a focus on agents in English and our criminal-justice bent toward punishing transgressors rather than restituting victims, Boroditsky argues."

  • Die Redaktion erreichte per Mail folgender Diskussionsbeitrag von Prof. em. Dr. Horst Pietschmann, Historisches Seminar der Universität Hamburg:

    Neben spezifisch die Muttersprachen betreffenden Argumenten, darf ich auf einen Umstand hinweisen, der möglicherweise bei der Diskussion nicht zur Sprache kommen wird, da er den iberisch geprägten Kulturraum - betrifft. Bereits jetzt haben im Abstand von zwei Jahren bei internationalen Kongressen in Mexiko-Stadt und in Bogota (Kolumbien) jeweils mehr als 20 spanisch-sprachige Fachzeitschriften der Geschichte und Literaturwissenschaft gegen die Dominanz des Englischen und der damit verbundenen Evaluationskriterien protestiert und diese Proteste dann auch jeweils gedruckt verbreitet.

    Man mag argumentieren, dass es bei der Diskussion in Berlin um Europa und nicht um Lateinamerika geht. Aber eine Weichenstellung innerhalb der EU für das Englische würde mit Sicherheit nicht nur den scharfen Protest Spaniens hervorrufen, sondern Spanien würde problemlos die Lateinamerikaner für diese Sache ebenfalls mobilisieren können, zumal die Akademie der spanischen Sprache (Real Academia de la Lengua) mit allen anderen Akademien spanisch- sprachiger Länder eng verbunden ist.

    • Den Protest der Zeitschriften kann ich gut verstehen; ich finde die Evaluationskriterien, die sich u.a. oft auf Referenzierung in englischsprachigen Zeitschriften beziehen, ziemlich unfair.

      In Sachen Fremdsprache bleibt zu bedenken, dass man zwar sehr gut in einer Fremdsprache werden kann, dass man aber einen enormen Nachteil gegenüber den Muttersprachlern behält. Wenn man 20 Jahre alt ist und sich viel mit Englisch beschäftigt hat, dann waren das in der Summe vielleicht zwei, allerhöchstens drei Jahre, 17 Jahre Deutsch. Verständlich, dass man im Deutschen erheblich kompetenter ist. Wenn man jetzt in den folgenden Jahrzehnten das Englische viel benutzt, vielleicht 20 oder 30 % der Gesamtzeit, dann steigt zwar die Kompetenz im Englischen, man bleibt aber weiterhin kompetenter in seiner Muttersprache, insbesondere liest man schneller und man behält mehr in seiner Muttersprache (dazu gibt es Studien). Da ist es dann schon sehr ärgerlich, wenn man nun zur Nutzung des Englischen auch an Stellen gezwungen wird, wo ein sachlicher Grund kaum zu finden ist; oft wird das Englische zur Prinzipienfrage gemacht - es muss Englisch sein, auch wenn Deutsch der Situation angepasster wäre.

      Die von Jürgen Gerhards befürwortete Idee, dass man nun auch in der EU Englisch noch stärker bevorzugen soll als ohnehin schon bisher, wirkt da nicht wirklich überzeugend. Ich weiß nicht, ob Gerhards das Problem durch das Überstülpen des Englischen als Soziologe an der FU so hautnah mitkriegt wie die Studenten, die im folgenden Beitrag zu Wort kommen: No English, No Career? The new lingua franca of science

  • Also ich sehe das Problem nicht. Gerade bei politischen Diskussion ist es sehr wichtig, dass sich Jeder in der Sprache ausdrücken darf und kann, in der er sich am wohlsten fühlt. Ich glaube nicht, dass eine Einheitssprache der Zukunft Europas entspricht, ich glaube vielmehr, dass es in wenigen Jahren technologische Lösungen geben wird, die ohne Probleme eine fließende Übersetzungsleistung schaffen, die es Jedem EU-Politiker erlaubt, komplexe Inhalte in der eigenen Sprache auszudrücken und das auch zurück übersetzt zu bekommen - und ohne den ständigen Simultanübersetzerwahnsinn.

    Ich bin also klar pro-Mehrsprachigkeit, einerseits aufgrund der kulturellen Vielfalt und andererseits, weil die Forderung einer Einheitssprache nach einer Lösung des letzten Jahrhunderts klingt....mit moderner Technik sind bald Dinge möglich, mit denen das alles kein Problem mehr sein wird.

    • Liebe(r) pedroB5, bei der Podiumsdiskussion in der BBAW hat Moderator Michael Zürn Deinen Kommentar aufgegriffen. Jürgen Gerhards sagte, er sehe ebenfalls immer bessere Möglichkeiten bei der automatischen Übersetzung, aber vor allen in der Text-Kommunikation. Zugleich meldet er Zweifel an, ob die Technik die Probleme der europäischen Verständigung ganz löst, schließlich gehe es auch um die direkte Kommunikation ("Face-to-Face"). Herr Trabant griff die Idee nicht auf.

  • Die Redaktion erreichte per Mail ein Diskussionsbeitrag von Prof. em. Dr. Axel Flessner, Juristische Fakultät der Humboldt-Universität Berlin, der hier - leicht gekürzt - wiedergegeben sei:

    Das Thema des Streitgesprächs ist eigenartig abgehoben von den Umständen, die aktuell Europa als "in der Krise" erscheinen lassen - die Vielzahl seiner Sprachen dürfte kaum dazugehören. (...) Die eigentliche Streitfrage ist die nach der dauerhaft richtigen Sprachenpolitik der Union. Wenn man über Vorteile und Nachteile einer Einheitssprache für die Union diskutiert, sollte man (...) mitbedenken, was rechtlich überhaupt möglich oder sogar vorgezeichnet ist.

    Mit dem juristischen Blick wird man feststellen, dass schon die Thematisierung der Sprachenvielfalt als Krisenaspekt an der rechtlichen Realität der Union vorbeigeht und dass der Wunsch nach einer Einheitssprache mit der Rechtsverfassung der Union sogar unvereinbar ist. Er kann und wird nicht erfüllt werden. Die Europäischen Verträge verpflichten die Union vielmehr ausdrücklich zur Achtung der Landessprachen ihrer Mitglieder und zur Wahrung der europäischen Sprachenvielfalt. Die Sprache eines Mitglieds (und damit seiner Bürger) zur Einheitssprache der Union zu erheben, welche die anderen Landessprachen in europäischen Angelegenheiten überlagert, ist der Union verboten und wäre beim Europäischen Gerichtshof angreifbar. (...)

    Eine Einheitssprache könnte die Europäische Union für sich nur dann rechtmässig ausrufen, wenn die Europäischen Verträge in diesem Punkt ausdrücklich verändert würden. Dafür besteht keine politische Aussicht, man denke an das verbreitete Unbehagen der Bürger mit den fernen Entscheidungsprozessen in der Union, an die Sorge vor den europakritischen Parteien in der bevorstehenden Wahl des Europäischen Parlaments; eine eigene Sprache für die EU würde die Entfremdung zwischen ihr und den Bürgern befördern. (...)

    Selbst wenn aber jedenfalls die Regierungen und Parlamente aller Mitgliedstaaten sich in den Traum von einer europäischen Einheitssprache sollten versetzen lassen, würden sie doch durch ihr je eigenes Verfassungsrecht wieder aufgeweckt. Jeder europäische Mitgliedstaat ist nach seinem eigenen Recht verpflichtet, die Landessprache zu pflegen und sie seinen Bürgern zu erhalten, er darf sie ihnen nicht wegnehmen oder schlechtmachen - auch nicht für das Mitreden und Mitbestimmen auf der europäischen Bühne. (...) Kurz: Kein Mitgliedstaat wird und kann rechtlich einwilligen, die eigene Landessprache in Europa zu einer zweitrangigen zu erklären.

    Diese Rechtslage kann nicht, wie die Berufseuropäer, die globalen Akteure und die ganz weit Blickenden in der Wissenschaft es gern tun, als eine Rückständigkeit des Rechts gegenüber den Anforderungen der europäischen und globalen Moderne denunziert werden. Sie ist vielmehr der Ausdruck der allgemeinen gesellschaftlichen Befindlichkeit und Bewusstseinslage in den europäischen Ländern, in denen der Gebrauch der eigenen Sprache selbstverständlich ist. (...)

    Es wird Zeit, dass auch die nachdenkenden und diskutierenden Eliten die Europäische Union als das nehmen, was sie nun einmal ist, nämlich als einen Zusammenschluss von Staaten und Völkern mit verschiedenen Sprachen. Für die Bejahung und Weiterentwicklung des europäischen Zusammenschlusses gibt es noch viel zu tun, aber gewiss nicht das Umgehen und Abwerten der Landessprachen - sie sind fürdie Union politisch und rechtlich so unberührbar wie die Mitgliedstaaten und die Völker selbst. (...).

    • Wäre es denn rechtlich möglich, Englisch zur offiziellen Zweitsprache der Mitgliedsstaaten der EU und der Union selst zu machen? Damit wäre doch die eigene Sprache geschützt und bewahrt, es würde jedoch sichergestellt (oder zumindest wahrscheinlicher), dass wir uns im europäischen Ausland auf Englisch verständigen können?

  • Es wäre sicher ein großer Fortschritt für Europa, wenn alle 500 Millionen EU-Bürger perfekt Englisch als "Lingua franca" sprächen. Doch ich kann die Bedenken auch etwas vestehen. Die Sprache transportiert so viel - auch die Denkweise, die Erfahrungen und die Kultur der Menschen. Das darf nicht untergehen.

    Was für mich auch zum Thema "Europas Sprache" gehört, ist das viele Fachchinesisch, das es den Bürgern so schwer macht, mitzudenken. ESF, EFSF, ESM, OMT, und so weiter und sofort. Da kommt der Verdacht auf, dass die Bürger vielleicht bewusst vom Diskurs der "EU-Profis" ausgeschlossen werden sollen. Das ist ja in jeder "Expertensekte" so, von den Juristen bis zu den Medizinern und Soziologen.

    • Liebe Ingeborg,

      wir haben Deinen Hinweis zum "Fachchinesisch" aufgegriffen und an den Bundestagsabgeordneten Diether Dehm (Linke) weitergeleitet, der sich mit dem Thema Sprache in der (EU)-Politik befasst. Er hat sehr ausführlich geantwortet. Die ganze Stellungnahme findest Du hier.

      Ein Auszug aus Dehms Beitrag:

      In bemerkenswerter Offenheit fasste der damalige Premierminister Luxemburgs, Jean Claude Juncker, das Grundprinzip, in der EU Politik zu machen, wie folgt zusammen: "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt." (Quelle: Der SPIEGEL 52/1999 vom 27. Dezember 1999, S. 136)

      So dreist, so alltäglich, so wahr. Und beileibe kein reines Brüsseler Phänomen. Diese Aussage eines führenden Politikers in der EU, Juncker war immerhin jahrelang Chef der Eurogruppe und ist nun Spitzenkandidat der EVP für die Wahlen zum Europäischen Parlament im Mai, ist an Respektlosigkeit und Arroganz eigentlich nur schwer zu überbieten. Das elitäre Mittel der Ausgrenzung durch den Gebrauch von Fachtermini, die selbst europapolitisch Gebildete kaum mehr verstehen, wird hier implizit als gängiges Mittel der EU-Politik von einem ihrer führenden Akteure freimütig eingeräumt.

  • PDU ist dafür
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    At the moment, the EU has 24 official languages. EU citizens have the right to access all EU documents and to correspond with the Commission in these official languages and MEP’s have the right to use any language when speaking in the European Parliament. The translation service of the EU facilitates these rights. The current EU language policy focuses on linguistic diversity and the promotion of learning languages. Both in Article 22 of the European Charter of Fundamental Rights and in Article 3 of the Treaty on European Union is stated that the EU will respect its language diversity. Furthermore, the EU policy – laid down in the Barcelona conclusions in 2002 – aims for education in 2 languages other than their mother tongue. The EU language policy does not have to change, when using a single common EU language.

    The translation of all EU documents in 24 languages is very inefficient. It has high financial costs as well as that the documents are not available immediately to the public in the different languages. The use of a single common language will enhance the cooperation between the Member States and increase transparency. A single common official language will also improve the legal certainty within the Union. The translation of legal documents in all the official EU languages currently leads to ambiguity and legal uncertainty due to the use of different wordings in different languages which makes the interpretation of legal documents even more difficult.

    The English language is de facto already highly used at EU level. Many documents and speeches are only available in the English language. Not only at EU administrative level, but throughout all of Europe the English language already is well integrated. 96,7% of the pupils in 2012 (according to Eurostat) learned the English language as a foreign language at lower secondary level in the EU.

    Besides that a single common language will increase efficiency and legal certainty, it also has other advantages. A single common language enhances the communication between government institutions and citizens, but also among the citizens themselves. The use of English as lingua franca will stimulate the exchange of information, knowledge and ideas and will further an intercultural dialogue.

    The European goal “unity in diversity” will be strengthened by using English as a single common language, while maintaining the other languages for national and regional purposes. We explicitly acknowledge the cultural importance of the other languages in Europe on national and regional level.

  • Feedback zur Dikussionsveranstaltung: komme gerade von der Veranstaltung in der BBAW und hatte den Eindruck, daß man sich zumindest auf dem Podium um das Thema, unsere eigene Sprache als Einheitssprache vielleicht auch mal vorzuschlagen, erfolgreich herumgedrückt hat. Immerhin sprechen etwa 100 Millionen Europäer deutsch - und war Deutsch nicht auch mal als internationale Wissenschaftssprache anerkannt?

    • Hallo detty,

      tatsächlich spielte die Frage "Einheitssprache Deutsch" gestern keine Rolle.

      Herr Gerhards meinte, er halte die Politik für falsch, sich in Brüssel für die bestehende EU-Amtssprache Deutsch stark zu machen, ohne das weiter zu erläutern.

      Hättest Du hierzu noch weitere Ideen? Die Diskussion ergab auch, dass etwa Franzosen und Spanier sehr stark an ihrer Sprache festhalten. Meinst Du sie würden eine EU-Einheitssprache Deutsch akzeptieren?

  • Tolles Thema! Ich würde gerne noch auf die Argumentation der EU-Expertin Ulrike Guérot hinweisen, die sie schon 2012 in einer sehr lesenswerten Rede zur Europadebatte dargelegt hat. Zitat Guérot:

    "Europa sollte Vielsprachigkeit fördern. Sicher! Trotzdem braucht die nächste Generation, wenn sie die transnationale europäische Demokratie ausgestalten, soll, eine gemeinsame Sprache, eine europäische ligua franca. Wir brauchen gemeinsame Debatten über gesellschaftliche Konsense in Europa und soziokulturelle Annäherung. Und wir werden das nicht mit Velapük machen, nicht mit Esperanto und nicht mit Latein. Es kann aus pra gmatischen Gründen nur Englisch sein, die ohnehin globale Sprache. Wir brauchen mittelfristig eine Erziehung zur Zweisprachigkeit in Europa. Was Indien kann, können wir auch. Auch das versteht der Stammtisch – und will es für seine Kinder. Englisch muss zusätzlich zur jeweiligen Landessprache die offizielle Amtssprache in Euroland werden, bis in jede regionale und lokale Behörde hinein."

    Auch wenn mir Englisch immer noch einen Hauch fremd bleibt, beziehungsweise ich mir selbst fremd werde, wenn ich Englisch spreche (Plötzlich fängt man an anzugeben!) muss ich Ulrike Guérot zustimmen. Manchmal müssen wir pragmatisch sein. Wir gewinnen durch das gemeinsame Englisch so viel mehr als wir verlieren!

    • Liebe(r) Emil,

      bei der Podiumsdiskussion in der BBAW hat Moderator Michael Zürn Deinen Kommentar aufgegriffen, indem er fragte, ob er Indien zum Vorbild für Europa tauge.

      Jürgen Trabant sieht es kritisch, wenn in Indien die Bourgeoisie untereinander Englisch spricht, mit den Bediensteten aber Hindi. In Indien zeige sich, dass Sprachpolitik auch Machtpolitik sei. Auch sei Indien nicht unbedingt mit Deutschland vergleichbar, weil das Verhähltnis zur Sprache dort pragmatischer sei.

      Würde Englisch in Deutschland zur zweiten Amtssprache (so wie in Indien), fürchtet Trabant, die deutsche Sprache würde über kurz oder lang verschwinden. Anders als etwa Franzosen und Spanier würden Deutsche ihre Sprache nicht vehement verteidigen.

    • Interessant, dass Frau Guérot die internationale Sprache Esperanto erwähnt. Sicherlich ist das derzeit keine praktikable Alternative zu Englisch, einfach weil es zu wenig bekannt ist und auch nicht sehr viel gesprochen wird. Allerdings - trotz aller Widerstände gegen Esperanto: China veröffentlicht täglich Nachrichten in Esperanto, die Seite Google Translate hat auch Esperanto im Angebot und in Ungarn ist Esperanto weitgehend gleichberechtigtes Wahlpflichtfach (weshalb sich die Zahl der Esperantosprecher in Ungarn - laut Volkszählung - in den letzten zwanzig Jahren auf derzeit etwa 8000 vervierfacht hat).

      Mit Englisch geht es mir wie "Emil" - es bleibt mir einen Hauch fremd. In Esperanto hingegen schreibe ich oft Zeitschriftenartikel. Esperanto ist halt in ungefähr einem Drittel der Zeit zu erlernen, die man für das Englische braucht - und das bedeutet auch, dass man mit demselben Zeitaufwand ein erheblich besseres Sprachniveau erreicht. Wenn man täglich eine halbe Stunde Esperanto praktiziert, wird man so gut wie mit täglich etwa anderthalb Stunden Englisch. Da nur die wenigsten so viel Zeit für das Englische zur Verfügung haben, beherrschen Esperantosprecher ihre Sprache langfristig spürbar besser als das Englische (auch besser als die meisten anderen Englisch). Und dann ist einem irgendwann Esperanto auch nicht mehr fremd, es wird zur eigenen Sprache. (Ein wenig nachvollziehen kann man das allerdings erst, wenn man zumindest mal eine Stunde lang Esperanto gelernt hat.)

      Was Englisch als europäische Einheitssprache anbetrifft, bin ich skeptisch. Das Englische wird seit Jahrzehnten stark gefördert - wenn es dann heute noch nötig ist, seine noch stärkere Einführung zu fordern, dann scheint das Ganze doch ein recht kompliziertes Projekt zu sein. Englisch ist letztlich doch relativ schwierig, seine Bevorzugung stößt weiterhin auf starke Widerstände - und am Horizont steht auch die Befürchtung, Europa würde dann eines fernen Tages wie die USA einsprachig werden, mit allem zugehörigen Verlust an Vielfalt der Kultur. Klingt nicht attraktiv.

      • Interessant, ich hatte Esperanto auch eher als lustige Geschichte und Beweis für die Pfadabhänggkeit von Sprache verstanden. Werde mir das auch nochmal anschauen. Wie du allerdings sagst, Ludoviko, ist das ja wenn dann eine langfristige Überlegung. Englisch ist einfach so weitreichend in Europa verbreitet, dass es auch kurz- und mittelfristig eine Alternative bieten würde.

        • Pfadabhängigkeit ist ein interessantes Konzept. Das Problem für die Verbreitung von Esperanto ist vielleicht, dass die Esperantosprecher persönlich nicht sehr viel davon haben, wenn es ein paar mehr Sprecher gibt; die Sprachgemeinschaft ist heute schon groß genug, um die Sprache genießen zu können; also tun sie sich den Stress, sich für die Verbreitung zu engagieren, oft nicht an.

          Demgegenüber haben die Gegner des Esperanto viel zu verlieren. Würde Esperanto tatsächlich zur am meisten gelernten und gesprochenen internationalen Sprache werden, so würde das die Jobs von Dolmetschern und Übersetzern, von Sprachlehrern und Professoren für die (traditionellen) Fremdsprachen erheblich bedrohen. Das erklärt, wieso immer wieder die merkwürdigsten Dinge über Esperanto verbreitet werden. Prof. Trabant hat z.B. mal gesagt, Esperanto sei eine "Nichtsprache" - was auch immer das sein soll... :-)

          Pfadabhängigkeit betrifft im übrigen die Wahl einer ersten und allgemeinen Fremdsprache (da hat Englisch die Nase vorn und Esperanto ist derzeit ohne Chance), kaum aber die Wahl der zweiten und weiteren Fremdsprachen; da konkurriert Esperanto gegen kleinere Sprachen, die immer nur in einem regional sehr begrenzten Bereich anwendbar sind, im Gegensatz zu Esperanto. Wäre Esperanto bekannter und würde weniger Unsinn über Esperanto erzählt, so würde es deutlich stärker gelernt.

      • Zu den Zahlen von Esperanto-Sprechern in Ungarn - und damit auch zur Frage, wie schnell eine eventuelle Weiterverbreitung des Esperanto gehen könnte: 1990 wurden in der Volkszählung etwa 2000 Esperanto-Sprecher gezählt, 2001 etwa 4500, 2011 etwa 8000. Zumindest diese letzte Zahl dürfte aber unter der Zahl derjenigen liegen, die tatsächlich in Ungarn Esperanto sprechen. Denn es ist so, dass beim Budapester Sprachprüfungsinstitut NYAK (Accreditation Centre for Foreign Language Examinations) von 2001 bis 2015 insgesamt über 35.000 erfolgreiche Esperanto-Sprachprüfungen abgelegt wurden, jährlich tausend bis dreitausend. Siehe etwa Sprachprüfungen 2007 - 2016 (Übersetzung z. B. mit Google Translate; in Esperanto längere Statistik: Statistiko de Esperantujo ) Bemerkenswert ist, dass Esperanto zusammen mit dem Französischen an dritter Stelle liegt (nach Englisch und Deutsch).

        Es ist also möglich, dass die Zahl der Esperanto-Sprecher in Ungarn von etwa 4500 im Jahr 2001 auf etwa 30.000 um 2011 und nunmehr etwa 40.000 angestiegen ist. Es ist halt so, dass Esperanto schneller zu lernen ist. Es ist denkbar, dass die Befragenden des Statistischen Institutes nicht ganz sorgfältig nach sonstigen Sprachkenntnissen gefragt haben - und dass auch die Befragten nicht alle ihre Sprachen genannt haben.

      • Interessant, ich hatte Esperanto auch eher als lustige Geschichte und Beweis für die Pfadabhänggkeit von Sprache verstanden. Werde mir das auch nochmal anschauen. Wie du allerdings sagst, Ludoviko, ist das ja wenn dann eine langfristige Überlegung. Englisch ist einfach so weitreichend in Europa verbreitet, dass es auch kurz- und mittelfristig eine Alternative bieten würde.

      • Also das Esperanto noch so aktuell ist und sogar praktiziert wird, wusste ich nicht. Werde mich da mal schlau machen. Wäre ein nachhaltiger Beitrag von Esperanto zur europäischen Verständigung realistisch?

        Und zum Englischen - könnte Indien nicht ein Vorbild sein? Dort gibt es meines Wissens auch beides - Englisch und die Sprachen der Volksgruppen.

        • Esperanto leistet dauernd einen, wenn auch kleinen, Beitrag zur europäischen Verständigung - es wird von Europäern gelernt und bei Esperanto-Veranstaltungen gesprochen. Vermutlich gibt es kaum eine Gruppe von Europäern, die in ihrer Freizeit und ihren Ferien so intensiv den europäischen Austausch pflegt wie die Esperantosprecher.

          Natürlich könnte man das ausbauen - dazu müssten einfach mehr Leute Esperanto lernen... Allerdings ist wenig realistisch, dass viele Erwachsene das tun werden - es wäre vielmehr nötig, den Schulkindern ab etwa 12/14 Jahren ein wenig über Esperanto zu erzählen, damit sie sich selbst entscheiden können, ob das was für sie wäre; das tun dann erfahrungsgemäß etwa 1 bis 2 % der (informierten) Schüler.

          Dass Indien ein Vorbild sein könnte, ist eine nette Geschichte - aber ist es wirklich mehr? Schauen wir einfach mal auf die Sprachkenntnisse: In einem internationalen Vergleich der Englisch-Kenntnisse hat Deutschland die Punktzahl 58 bekommen (Platz 14), Indien hat 54 Punkte (Platz 21). Von den EU-Staaten liegen fünfzehn vor Indien; hinter Indien liegen z.B. Spanien (54 P.), Frankreich (51 P.) und Italien (51 P.), allerdings mit recht geringem Abstand. English Proficiency Index

          Edit (24. Nov. 2016; Rest-Kommentar 24. Feb. 2014): Der "English Proficiency Index" von EF gibt kein Bild der tatsächlichen Verteilung der Sprachkenntnisse in einem Land - sondern nur der Verteilung unter denen, die den Online-Test von EF machen. Das ist natürlich etwas völlig anderes. (Ende des Zusatzes)

          (Dass die kleineren Länder bei den Sprachkenntnissen immer vorne liegen - bei sonst vergleichbaren Verhältnissen - ist im übrigen natürlich und entspricht dem stärkeren Bedürfnis nach einer ausreichenden Zahl von Kommunikationspartnern; es heißt keinesfalls, dass die großen Länder etwas falsch machen, wenn sie weniger Fremdsprachen lernen.)

          Nach meinem Eindruck liegen wir in der EU mit unseren Sprachkenntnissen bei einem guten Optimum von Aufwand und Erfolg. (Das könnte man mit Esperanto natürlich verbessern - dafür müssten die Entscheidungsträger und Meinungsmacher sich allerdings erstmal ernsthaft damit auseinandersetzen; wozu sie natürlich keine Lust haben, da sie bereits andere Sprachen gelernt haben und somit ein Umschwung zu Esperanto für sie persönlich ungünstig wäre... In der ersten Runde ginge es im übrigen nicht etwa um allgemeinen Unterricht in Esperanto, sondern über Esperanto. Und um Gleichberechtigung für Esperanto als Wahlpflichtfach.)