Den Protest der Zeitschriften kann ich gut verstehen; ich finde die Evaluationskriterien, die sich u.a. oft auf Referenzierung in englischsprachigen Zeitschriften beziehen, ziemlich unfair.

In Sachen Fremdsprache bleibt zu bedenken, dass man zwar sehr gut in einer Fremdsprache werden kann, dass man aber einen enormen Nachteil gegenüber den Muttersprachlern behält. Wenn man 20 Jahre alt ist und sich viel mit Englisch beschäftigt hat, dann waren das in der Summe vielleicht zwei, allerhöchstens drei Jahre, 17 Jahre Deutsch. Verständlich, dass man im Deutschen erheblich kompetenter ist. Wenn man jetzt in den folgenden Jahrzehnten das Englische viel benutzt, vielleicht 20 oder 30 % der Gesamtzeit, dann steigt zwar die Kompetenz im Englischen, man bleibt aber weiterhin kompetenter in seiner Muttersprache, insbesondere liest man schneller und man behält mehr in seiner Muttersprache (dazu gibt es Studien). Da ist es dann schon sehr ärgerlich, wenn man nun zur Nutzung des Englischen auch an Stellen gezwungen wird, wo ein sachlicher Grund kaum zu finden ist; oft wird das Englische zur Prinzipienfrage gemacht - es muss Englisch sein, auch wenn Deutsch der Situation angepasster wäre.

Die von Jürgen Gerhards befürwortete Idee, dass man nun auch in der EU Englisch noch stärker bevorzugen soll als ohnehin schon bisher, wirkt da nicht wirklich überzeugend. Ich weiß nicht, ob Gerhards das Problem durch das Überstülpen des Englischen als Soziologe an der FU so hautnah mitkriegt wie die Studenten, die im folgenden Beitrag zu Wort kommen: No English, No Career? The new lingua franca of science