Liebe Ingeborg,
wir haben Deinen Hinweis zum "Fachchinesisch" aufgegriffen und an den Bundestagsabgeordneten Diether Dehm (Linke) weitergeleitet, der sich mit dem Thema Sprache in der (EU)-Politik befasst. Er hat sehr ausführlich geantwortet. Die ganze Stellungnahme findest Du hier.
Ein Auszug aus Dehms Beitrag:
In bemerkenswerter Offenheit fasste der damalige Premierminister Luxemburgs, Jean Claude Juncker, das Grundprinzip, in der EU Politik zu machen, wie folgt zusammen: "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt." (Quelle: Der SPIEGEL 52/1999 vom 27. Dezember 1999, S. 136)
So dreist, so alltäglich, so wahr. Und beileibe kein reines Brüsseler Phänomen. Diese Aussage eines führenden Politikers in der EU, Juncker war immerhin jahrelang Chef der Eurogruppe und ist nun Spitzenkandidat der EVP für die Wahlen zum Europäischen Parlament im Mai, ist an Respektlosigkeit und Arroganz eigentlich nur schwer zu überbieten. Das elitäre Mittel der Ausgrenzung durch den Gebrauch von Fachtermini, die selbst europapolitisch Gebildete kaum mehr verstehen, wird hier implizit als gängiges Mittel der EU-Politik von einem ihrer führenden Akteure freimütig eingeräumt.