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die Redaktion hat Akteure und Experten auf die Thesen des Publikumsrates angesprochen. ARD und ZDF haben bisher nicht geantwortet, allerdings hat uns Thomas Frickel von der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG Dok) folgende Einschätzung der hier diskutierten Thesen geschickt:
"So viel vorweg: auch die AG DOK, mit knapp 800 Mitgliedern der größte deutsche Berufsverband im Bereich des unabhängigen Filmschaffens, hält die Aufsicht des öffentlich finanzierten Rundfunksystems unbedingt, grundsätzlich und dringend für reformbedürftig. Wir teilen die Kritik der Initiative an der Verseichtung des Programms und die bestehenden Räte haben in den zurückliegenden Jahren nicht bewiesen, dass sie dieser Tendenz wirksam entgegenwirken können.
Allerdings ist die Grundidee des 'Publikumsrats' nicht so weit vom gegenwärtigen System entfernt, dass sie ihren Anspruch auf eine grundlegende Neuordnung der Rundfunkaufsicht einlösen könnte. Denn auch die bestehenden Rundfunkräte sind ja - zumindest in der Theorie - als Vertreter der Gesamtheit der Zuschauer und damit der Gebührenzahler in diese Gremien entsandt worden. Auch sie repräsentieren irgendwelche Organisationen, von denen irgendwelche Landtage irgendwann einmal annahmen, dass sie 'gesellschaftlich relevant' seien. Nun könnten wir trefflich darüber streiten, ob die jüdische Gemeinde relevanter als der Zentralrat der Muslime, ob der Landfrauenverband relevanter als die Gehörlosen, ob der Deutsche Sportbund relevanter als Attac ist - und sicher gibt es gute Gründe, sich die Besetzung der Räte einmal genauer anzuschauen (Vertreter der Programm-Zulieferer - also wir, die Filmschaffenden - fehlen zum Beispiel fast überall), und sicher gibt es eine Reihe von Organisationen, die mit gutem Recht einen Platz in den Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beanspruchen können. Aber andere Köpfe allein garantieren noch keine bessere Aufsicht.
Das Problem ist komplizierter:
1. Fast alle Rundfunkräte verstehen sich in erster Linie als Vertreter ihrer jeweiligen Verbände und Organisationen und betreiben Klientelpoltik. Dass sie eigentlich als Vertreter aller Zuschauer, sprich: als Vertreter der Allgemeinheit agieren sollen, haben die meisten vergessen.
Fast alle Rundfunkräte sind als Multifunktionäre mit der Aufgabe einer effizienten Aufsicht über ein Milliardenunternehmen allein schon zeitlich überfordert.
Fast alle Rundfunkräte haben keine medienspezifischen Fachkenntnisse und können deshalb die Abläufe der Unternehmen, die sie kontrollieren sollen, nicht effizient durchleuchten.
Viele Rundfunkräte sehen ihre Aufgabe nicht in einer kritischen Kontrolle der Sendeanstalten, sondern sie über-identifizieren sich mit den jeweiligen Sendern und lassen die für eine wirksame Aufsicht unerlässliche Distanz vermissen.
Die Verbesserung der Rundfunkaufsicht ist unseres Erachtens durch den Austausch der handelnden Personen allein nicht zu erreichen - vielmehr braucht es eine ständige Qualifizierung, ja Professionalisierung der Gremien. Verbände, Organisationen und Parteien sollen nicht länger ihre Honratioren und Vorsitzenden entsenden, sondern Leute, die sich wirklich für Medienpolitik interessieren und die bereit sind, sich auf diesem Gebiet weiter zu qualifizieren.
Unterstützenswert fänden wir es allerdings, wenn die Arbeit der Aufsichtsgremeien aus der Bevölkerung (heute sagt man wohl: aus der Zivilgesellschaft) heraus begeleitet werden könnte - durch "think-tanks", oder, etwas altmodischer gesagt: durch Zukunftswerkstätten, die unabhängig und parallel zum bestehenden System Visionen entwickeln und deren Verwirklichung einfordern könnten. Sollte sich die Idee der Publikumsräte in diese Richtung entwickeln, sind wir gerne dabei."
Redaktion
Liebes Forum,
die Redaktion hat Akteure und Experten auf die Thesen des Publikumsrates angesprochen. ARD und ZDF haben bisher nicht geantwortet, allerdings hat uns Thomas Frickel von der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG Dok) folgende Einschätzung der hier diskutierten Thesen geschickt:
Webseite: www.agdok.de/