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Hallo Severin,
Du vertrittst nun die entgegengesetzte Meinung von mir (schiefes Deutsch, ich komm grad nicht drauf, wie das richtig heißt), und ich kann Deiner Sicht viel abgewinnen.
Trotzdem möchte ich hier und da widersprechen.
Die "Balance zwischen der Freiheit des Einzelnen und dem Interesse des Gemeinwohls" ist in diesem Fall so eine Sache, denn:
es gibt Güter, die lassen sich ökonomisch kaum fassen, dazu zählt etwa das, was das Tempelhofer Feld in seiner jetzigen Form zum Charakter, zur Identität und zum Gefühl dieser Stadt beiträgt
rein ökonomisch könnte man sogar ganz gewagt die These aufstellen, dass durch eben dieses Feld in dieser jetzigen Form der Stadt ein volkswirtschaftlicher Gewinn entsteht - eben weil es bestimmte Menschen nach Berlin zieht, das "Image" der Stadt prägt. Dieser "Gewinn" müsste dann aufgerechnet werden mit zum Beispiel den Mietkosten, die Geringverdiener in den neuen Wohnungen weniger zu zahlen haben.
Prinzipiell geht es glaube ich um die Frage, ob der Charakter des Feldes (seine Wildheit und Einzigartigkeit) trotz des Senatsplans Bestand hätte. Ich kann da nur hoffen, dass Du Recht hast, habe aber meine Zweifel. Es sollte eben kein durchgestalteter und durchregulierter "Park" sein. Das Feld ist eben nicht mit dem Tiergarten zu vergleichen, und es darf auch kein Tiergarten werden.
Bei der Frage, ob nicht auch woanders gebaut werden könnte, kenne ich mich nicht genug aus. THF100 spricht von 972 Hektar erschlossenen, innerstädtischen Baulandreserven. Hier würde ich mir eine Antwort des Senats wünschen - anstelle dieses SPD-Totschlagarguments "Wohnraum statt Stillstand", das alle Bebauungsgegner als Egoisten diskreditiert, obwohl es ihnen AUCH um das Gemeinwohl geht, nämlich diesen ganz besonderen Raum für alle. Übrigens: Indem der Senat die Nichtbebauung "Stillstand" nennt, verät er auch eine bestimmte Geisteshaltung. Die Momente, die Gedanken, die Tätigkeiten, die Ideen, die Freiheit, die Erholung (auch vom Dauerkommerz), die Besucher des Feldes erleben - das soll alles nichts sein, das ist eben Stillstand.Muss sich "Fortschritt" zwangsläufig in Beton manifistieren oder kann er sich auch in den Köpfen, Seelen und Herzen der Feldbesucher ereignen?, könnte man zurückfragen. Eine Debatte darüber, was wir unter Fortschritt überhaupt verstehen fände ich sehr sinnvoll. Der Gedanke, da ist Raum, da müssen wir unbedingt was hinbauen, scheint mir doch bei vielen zu stark, und bei Stadtentwicklern eine Art Selbstläufer zu sein.
Schließlich: Das BER-Desaster wurde neulich eine "Staatskrise" genannt, und das ist sie auch. Es ist wie ein jahrelanger Autounfall in Zeitlupe, es wird immer schlimmer, aber die Zuschauer (Bürger) können nichts tun. Für mich ist das Postdemokratie pur. Nicht eine einzige Entschuldigung habe ich von Herrn Wowereit gehört, kein einziges Eingeständnis, dass er und sein Apparat mit dem Bau eines Flughafens überfordert waren und sind. BER ist eigentlich das Schlimmste, was einer repräsentativen Demokratie passieren kann: das Vertrauen ist völlig futsch.
Also wenn THF100 scheitert, hoffe ich sehr, dass Du Recht hast. Dass die Bebaung nicht zum Desaster wird, sondern partizipativ erfolgt, nach breiten Diskussionen (ZLB? Baugenossenschaften? Architektur?) und professionell geplant und durchgeführt wird.
Emil
Hallo Severin, Du vertrittst nun die entgegengesetzte Meinung von mir (schiefes Deutsch, ich komm grad nicht drauf, wie das richtig heißt), und ich kann Deiner Sicht viel abgewinnen.
Trotzdem möchte ich hier und da widersprechen.
rein ökonomisch könnte man sogar ganz gewagt die These aufstellen, dass durch eben dieses Feld in dieser jetzigen Form der Stadt ein volkswirtschaftlicher Gewinn entsteht - eben weil es bestimmte Menschen nach Berlin zieht, das "Image" der Stadt prägt. Dieser "Gewinn" müsste dann aufgerechnet werden mit zum Beispiel den Mietkosten, die Geringverdiener in den neuen Wohnungen weniger zu zahlen haben.
Prinzipiell geht es glaube ich um die Frage, ob der Charakter des Feldes (seine Wildheit und Einzigartigkeit) trotz des Senatsplans Bestand hätte. Ich kann da nur hoffen, dass Du Recht hast, habe aber meine Zweifel. Es sollte eben kein durchgestalteter und durchregulierter "Park" sein. Das Feld ist eben nicht mit dem Tiergarten zu vergleichen, und es darf auch kein Tiergarten werden.
Bei der Frage, ob nicht auch woanders gebaut werden könnte, kenne ich mich nicht genug aus. THF100 spricht von 972 Hektar erschlossenen, innerstädtischen Baulandreserven. Hier würde ich mir eine Antwort des Senats wünschen - anstelle dieses SPD-Totschlagarguments "Wohnraum statt Stillstand", das alle Bebauungsgegner als Egoisten diskreditiert, obwohl es ihnen AUCH um das Gemeinwohl geht, nämlich diesen ganz besonderen Raum für alle. Übrigens: Indem der Senat die Nichtbebauung "Stillstand" nennt, verät er auch eine bestimmte Geisteshaltung. Die Momente, die Gedanken, die Tätigkeiten, die Ideen, die Freiheit, die Erholung (auch vom Dauerkommerz), die Besucher des Feldes erleben - das soll alles nichts sein, das ist eben Stillstand.Muss sich "Fortschritt" zwangsläufig in Beton manifistieren oder kann er sich auch in den Köpfen, Seelen und Herzen der Feldbesucher ereignen?, könnte man zurückfragen. Eine Debatte darüber, was wir unter Fortschritt überhaupt verstehen fände ich sehr sinnvoll. Der Gedanke, da ist Raum, da müssen wir unbedingt was hinbauen, scheint mir doch bei vielen zu stark, und bei Stadtentwicklern eine Art Selbstläufer zu sein.
Schließlich: Das BER-Desaster wurde neulich eine "Staatskrise" genannt, und das ist sie auch. Es ist wie ein jahrelanger Autounfall in Zeitlupe, es wird immer schlimmer, aber die Zuschauer (Bürger) können nichts tun. Für mich ist das Postdemokratie pur. Nicht eine einzige Entschuldigung habe ich von Herrn Wowereit gehört, kein einziges Eingeständnis, dass er und sein Apparat mit dem Bau eines Flughafens überfordert waren und sind. BER ist eigentlich das Schlimmste, was einer repräsentativen Demokratie passieren kann: das Vertrauen ist völlig futsch.
Also wenn THF100 scheitert, hoffe ich sehr, dass Du Recht hast. Dass die Bebaung nicht zum Desaster wird, sondern partizipativ erfolgt, nach breiten Diskussionen (ZLB? Baugenossenschaften? Architektur?) und professionell geplant und durchgeführt wird.