Hallo DavidKrappitz, was ein großartiger Vergleich! Aber (das musste ja kommen) es gibt auch ein anderes Szenario, in das wir uns mal einen Moment hinein versetzen können.
Stellen wir uns vor, eine "Deutsche Unabhängigkeitspartei" (DUP) hätte mit der Forderung nach dem EU-Austritt die Europawahlen gewonnen.
'Spitzenkandidaten' hätte es im deutschen Wahlkampf überhaupt nicht gegeben - zumindest hätten sie die Parteien a)nicht aufgestellt oder b)den Wählern verschwiegen.
nach der Wahl ist da dieser europäische Spitzenkandidat, den die anderen Länder gewählt haben. Er gehört einer europäischen Partei an, aus der die CDU schon längst ausgetreten ist. Die DUP sagt über ihn: "Niemand will fanatischer die Vereinigten Staaten von Europa bauen" (Nebenbei, das sagt UKIP-Chef Nigel Farage über Jean-Claude Juncker)
was würde Angela Merkel in dieser Situation tun? Sie würde alles darum geben, bei den letzten treuen CDU-Wählern den Eindruck zu vermeiden, dass sie diesen verrückten Föderalisten mit ihrem angeblich gewählten Kandidaten nachgibt.
So, in dieser Lage befinden sich nun nicht Deutschland, die CDU und Merkel, sondern das Vereinigte Königreich, die Tories und David Cameron.
Und die reale Merkel ist Pokerspielerin genug, um zu wissen, dass sie den Engländern (aber auch den Franzosen und Ungarn) jetzt nicht das Gefühl geben darf, in den europäischen Bundesstaat gezwungen zu werden. Es wäre sogar gut, die "Wahl" von Herrn Juncker ganz vergessen zu machen. Wenn er nur irgendeiner der "vielen" Kandidaten ist, enstpannt das schon mal die Lage. Dann ist Juncker vielleicht in ein paar Wochen sogar ohne viel Getöse auf der Insel durchsetzbar, wenn die Briten gar nicht mehr so genau hingucken. Sie weiß, dass es nicht geht, die Briten einfach im Eiltempo im Europäischen Rat zu überstimmen (was ja möglich wäre), ohne die Wahrscheinlichkeit eines EU-Austritts der Briten extrem zu erhöhen.