+2

"Wir wollen die Spiele - Berlin für Olympia". Wirklich?


Virre Linwendil Annergård CC BY-NC-ND-SA 2.0Das Olympiastadion in Berlin. Foto & Teaser (Ausschnitt): Virre Linwendil Annergård (CC BY-NC-ND-SA 2.0).


Ein Beitrag von Doro

Auf Publixphere wurde das Thema schon einmal, Mitte 2014, andiskutiert:

Der öffentliche Diskurs darüber befindet sich jetzt in der heißen Phase. Am 21. 3. entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund, wer den Zuschlag für die Olympische Bewerbung für 2024 oder 2028 erhält: Berlin oder Hamburg.

Meine Fragen an Euch:

  1. Gibt es weitere bzw. neue Argumente seit letztem Jahr für oder gegen Berlin als Aus tragungsort?

  2. Ist aus Eurer Pro-Berlin-Haltung in der Zwischenzeit eine Contra-Berlin-Haltung geworden oder umgekehrt oder seid Ihr bei Eurer ersten Meinung geblieben?

  3. Warum, meint Ihr, gibt es in Berlin bisher so wenig Olympia-Begeisterung? (Laut Umfrage: 1/3 der Berliner dafür, 1/3 dagegen, 1/3 unentschieden.)

  4. Was spricht für Hamburg als Austragungsort?

  5. Was haltet Ihr von der Idee, dass „Olympia“ nicht mehr dem Austragungs länder – Wahl- und Rotationsprinzip unterliegen sollte, sondern alle vier Jahre in Griechenland, dem Ursprungsland der olympischen Spiele, stattfindet? (Der Gedanke wurde schon einmal kurz anlässlich der Olympiade in Griechenland 2004 ins Spiel gebracht)


Kommentare

  • Hallo Doro , ich bin immer noch skeptisch, nicht so sehr wegen Berlin, sondern wegen der Spiele selbst, wie sie heute ablaufen..

    Zur Athen-Idee: Tragischerweise hat ja niemand die Spiele so in den Sand gesetzt wir Griechenland 2004. Statt 4,6 Milliarden Euro kosteten sie 11,2 bis 20 Milliarden (so genau weiß man das nicht). Geblieben ist gar nichts. Das Geld liegt nun wohl auf Schweizer Konten einiger windiger Baulöwen.

    Die Athen-Idee finde ich trotzdem gut, wenn Du damit meinst, zur olympischen Idee zurückzukehren.

    Im Augenblick wird Olympia ja nur als Kommerzschlacht und Goldrausch betrachtet. In London wurden die Besucher zum Beispiel zum Shoppen genötigt:

    Es wurde so konzipiert, dass 70 Prozent der Besucher der Wettkämpfe vor dem Betreten des Olympiageländes zunächst durch die Mega-Mall mit Kasino, Kinocenter sowie fast 400 Geschäften und Restaurants geschleust wurden.

    Zitat aus "London als abschreckendes Vorbild", Tagesspiegel.de

    Ich frage mich: kann Berlin das alles anders machen? Kann Berlin sich anders als London, Atlanta usw. vom IOC-Sponsoren-Spekulanten-Irrsinn befreien?

    Eine Berliner Bewerbung die auf radikal neue Spiele abzielt würde ich untersützen, auf eine Revolution dieses Systems. Nur, ich glaube nicht, dass die IOC-Funktionäre den Berliner Revoluzzern den Zuschlag geben würden.

  • Liebes Forum, wir sprechen Befürworter und Gegner der Bewerbung auf diese Diskussion an. Hier schon mal zwei Links zum Thema:

    Hinweis: ihr könnt diese Liste gern ergänzen, sie ist 'bearbeitbar'.

  • Berlin ist in den letzten Jahren ja nicht unbedingt berühmt dafür geworden, bauliche Großprojekte erfolgreich zu managen...in diesem Sinne hätte ich ein wenig Angst vor einem zweiten BER-Desaster :) Wobei Hamburg und die Elbphilharmonie dem in nichts nachstehen. Vielleicht sollten beide Städte erstmal ihre derzeitigen Baustellen abschließen, bevor sie sich in ein weiteres Großprojekt stürzen – obwohl Olympia natürlich auch finanziell und infrastrukturell hochinteressant ist. Ich als Bürgerin gehöre zu den 1/3 Olympia-in-Berlin-Gegner. Kann allerdings auch die Idee, alle 4 Jahre Olympia in Griechenland auszutragen, nicht befürworten. Warum? Aus Nostalgie oder Kulturbewusstsein? Oder nur um dem angeschlagenen Griechenland zu helfen (wobei ich noch nicht einmal sicher bin, ob sich das auszahlen würde)? Diese Argumente reichen mir nicht. Doro: Hast du dir schon eine Meinung dazu gebildet?

    • Hallo ClaraMey,

      Du fragst mich nach meiner Meinung. War ich im letzten Jahr noch positiv gestimmt, so überwiegen inzwischen meine Zweifel an Berlin als Austragungsort.

      Die Idee z.B., auf dem Feld des Tegeler Flughafens ein Olympisches Dorf zu errichten, das vor und nach den Spielen für normale Wohnungen genutzt wird, klingt zunächst einmal gut. Aber weiß man, ob Tegel als Flughafen nicht auch in den 2020er Jahren noch gebraucht wird? Wenn der BER, der dann hoffentlich schon in Betrieb ist, sich sofort als zu klein herausstellt? Und wenn nicht, hatte man mit Tegel nicht eigentlich etwas Anderes vor? Einen Technologie- und Wissenschaftspark oder Ähnliches? Oder aber ein Volksentscheid macht die Pläne zur Nachnutzung zunichte... Es wird mit zu vielen Unbekannten gerechnet.

      Ein wichtigeres Gegenargument wäre für mich, dass es mit einer neuen "Bescheidenheit" der Spiele, die Berlin verwirklichen will, m.E. nichts wird. Es ist wie ein Sog: Peking, London, Sotschi (Winterspiele) - die Austragungsorte übertrafen sich in ihrer glanzvollen Ausrichtung der Spiele. Auch Berlin wird sich dem Sog nicht entziehen können.

      Das wäre für mich solch ein Punkt, dass ich für Griechenland wäre als Olympia-Land. Jedenfalls für die Sommerspiele. Dass es Griechenlands Wirtschaft helfen würde, wäre für mich nur ein Nebeneffekt. Wichtiger wäre für mich, dass das Gerangel um Austragungsland und -ort aufhörte, die irrsinnigen Kosten, die schon die Bewerbungsvorläufe verursachen, die Vergabe-Praxis durch das IOC, und die unguten Gefühle, die z.B. entstehen gegenüber einem nicht demokratischen Land als Austragungsland.