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Wie sind die Landtagswahlergebnisse zu bewerten?


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Nach den Landtagswahlen überschlagen sich die Medien mit Analysen. In diesem Forum kannst Du Deine eigenen Schlüsse ziehen. MisterEde hat es mit einem Gedicht eröffnet...


Ein Beitrag von MisterEde

Die Menschen in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben gewählt (hier eine Übersicht der Ergebnisse). Wurde Merkel abgestraft oder bestätigt? Was bedeutet das Wahlergebnis für die SPD? Wie ist das Abschneiden der AfD zu bewerten?

Zum Einstieg in die Debatte meine Wahlanalyse in Versform:

CDU:

Unschön vor den Landtagswahlen,
waren hohe Flüchtlingszahlen.

Man glaubte einfach nicht daran,
dass Merkel da was ändern kann.

So suchten voller Ignoranz
die Kandidaten die Distanz.

Merkel allerdings war schneller
und der Himmel wurde heller.

Unschön bei den Landtagswahlen,
die nicht so hohen Flüchtlingszahlen.

SPD:

Zur SPD gibt’s nur zu sagen,
man kann sie bald zu Grabe tragen.

Die Grünen:

Es grünt so grün, wenn schwarze Blüten blühen.

Link

MisterEde: (Analyse der Landtagwahlergebnisse vom 13. März 2016 (www.mister-ede.de))


Kommentare

  • Wie ist mit der Islam-Angst umzugehen?

    Es ist nun sehr sehr viel Schlaues zu lesen, zu allen Parteien, zum Rechtsruck, zur Fremdenfeindlichkeit, zu faktischen Ängsten, zu Strategien und Wählerwanderungen. Ich will da gar nichts groß hinzufügen. Stattdessen würde ich gerne wissen, welche Debatte in den kommenden Monaten und bis zur Bundestagswahl zu führen ist.

    Über das AfD-Programm? Das lässt sich ja Punkt für Punkt machen. Aber interessiert das AfD-WählerInnen überhaupt?

    Über Sigmar Gabriels Investitions-Träume?

    Oder - und das finde ich am schwierigsten - soll die Islam-Debatte geführt werden, die die AfD offenbar zu planen scheint? Diese Frage finde ich besonders schwierig.

    Bislang scheuten CDU/SPD/Grüne/Linke und FDP davor zurück, Flucht, Migration und Islam in der Debatte zu verknüfen. Dafür gibt es auch sehr gute Gründe, die Religion sollte keine Rolle spielen, wenn wir jemandem Asyl geben, der aus einem Bürgerkriegsland flüchtet.

    Andererseits zeigen die Statistiken, dass zwischen 90 bis 95 Prozent der aktuellen AfD-WählerInnen (siehe jeweils den 2. Chart auf ARD.de), die Sorge teilen, "dass der Einfluss des Islam zu stark wird". Die Islam-Angst scheint mir auch ein ganz wesentlicher Grund für die Asylkritik in osteuropäischen Staaten zu sein. Und auf Youtube finden anti-islamische Hetzvideos übelster Sorte (Muslime werden als Schlangen entmenschlicht etc., ich verzichte auf die Verlinkung) ein Millionenpublikum (offenbar auch bei Trump-AnhängerInnen, verfolgt man die Kommentare).

    Also muss diese Debatte doch geführt werden? Wie können diese Ängste abgebaut werden? Klare Ansagen? Pro-Glaubensfreiheit? Mehr Miteinander Reden? Begegnungen? Eine klares Eintreten der Politik für unsere MitbürgerInnen muslimischen Glaubens, für muslimische Deutsche und muslimische EU-BürgerInnen? Ich weiß es nicht.

    • Hallo Alex,

      ich glaube, um die Islamdebatte kommen wir nicht herum. Führen wir sie nicht, gehen die Fragen und Ängste deshalb nicht weg. Im Zweifel werden sie nur noch größer.

      Und seien wir mal ehrlich: die AfD muss ja nicht tief graben, um einen Zusammenhang zwischen Flucht, Migration und Islam in der Debatte herzustellen. Sie macht das nur auf eine Art und Weise, die uns als Demokraten zuwider läuft. Es fehlt halt eine Erzählung, die der AfD-Logik gegenüber gestellt werden kann. Die müssen wir irgendwie finden - und uns dafür, so scheint es mir, aber erstmal auf die Suche machen.

      Bearbeiten müssen wir m.E. die folgenden Fragen: welche Ängste führen zu einem Erstarken der AfD? wo kommen diese Ängste her? * wo haben wir in unserer Vorstellung von "Deutschland" und "Deutsch-Sein" gesellschaftliche Vielfalt angelegt, wenn überhaupt?

      • Zunächst müsste mir dann jemand erklären, was eine Islamdebatte eigentlich sein soll. Ist das sowas wie ein Bibelkreis, um in der Glaubensgemeinschaft über die Religion zu sprechen? Ich finde also schon den Begriff „Islamdebatte“ ziemlich negativ, weil er irgendwie suggeriert, der Islam stünde zur Debatte. Genau das ist ja aber nicht der Fall und Du gehst ja dann auch ganz anders an die Sache heran, z.B. mit der Frage „welche Ängste führen zu einem Erstarken der AfD?“

        Zunächst würde ich dann jedoch feststellen, dass ein Teil dessen, was sich in der AfD versammelt, nicht mit Ängsten zu tun hat. Das Gefühl, abgehängt zu sein oder zu werden, ist sicher auch eine Triebfeder, genauso wie der Unmut über die etablierten Parteien. Deshalb halte ich es für falsch, jetzt der AfD auf den Leim zu gehen, und dazu auch noch mit einen solchen Begriff wie „Islamdebatte“ zu hantieren.

        „wo kommen diese Ängste her?“

        Die Flüchtlingszahlen sind doch nicht fiktiv gestiegen sind und wo ich war (gut ich weiß nicht, wie das in allen Regionen Deutschlands ist), konnte ich durchaus wahrnehmen, dass Flüchtlinge ins Land kommen. Die Beschäftigung mit der Frage, wie sich das Land hierdurch verändert, ergibt sich da ja automatisch.

        In Bezug auf den Islam kommt aber hinzu, dass die Wahrnehmung heute stark durch Medien und insbesondere auch soziale Medien geprägt ist und dort steht dann beispielsweise das Wort „Islamisch“ häufig in Verbdingung mit „Staat“ und bezeichnet einen nicht ganz so sympathischen Haufen. Das prägt natürlich die Wahrnehmung, denke ich, aber ich bin da kein Experte.

        P.S. Grundsätzlich würde ich raten, eine AfD-Debatte einen Moment aufzuschieben und die Entwicklung der nächsten Monate abzuwarten. So wie sich die EU und die Mitgliedsstaaten innen wie außen gerade abschotten, wird nämlich selbst die Rückkehr der Zugvögel aus Afrika schwierig. Die Frage, die sich daneben stellt, ist, ob sich bei der Integration Erfolge zeigen.

        • "Zunächst würde ich dann jedoch feststellen, dass ein Teil dessen, was sich in der AfD versammelt, nicht mit Ängsten zu tun hat."

          In einer weiteren Wahlanalyse (zu FDP, Linke und AfD) bin ich auf diesen Punkt eingegangen und die Linken analysieren für sich ähnlich wie ich, dass sie viele "unzufriedene" an die AfD verloren haben.

      • Wichtig erscheint mir festzustellen, dass das Wort bzw. der Sprachgebrauch den Verstand prägt. Nicht umsonst ist es im Sprachgebrauch völlig üblich, dass die meisten hierzulande unter einem „sehr christlichen Verhalten“ etwas höchst Positives verstehen, während „Du Jude!“ in der Regel eine Beleidigung ausdrückt. Bislang ist muslimisch noch nicht negativ besetzt und das sollte auch so bleiben. Ich fände es aber durchaus mal interessant, welche positiven oder negativen Empfindungen bei „streng muslimisch“ und „streng christlich“ bzw. „streng katholisch“ entstehen.

    • Ich schätze, dass zuerst die Frage beantwortet werden muss, wie das Ergebnis einzuordnen ist, bevor man bei den Konsequenzen ansetzt. Ob man diese Einordnung für sich alleine vornimmt oder in einer Debatte, halte ich dabei für nachrangig.

      Ich sehe diese Wahl vor allem im Kontext der Entwicklung etablierter Parteien bei Bundestagswahlen seit 1990, und mit „etabliert“ meine ich CDU, CSU, SPD, FDP, B90/Die Grünen und die Linke bzw. frühere PDS. Zogen diese Parteien bis 2005 immer grob 75% der Wähler an die Urne, ging es seitdem stetig bergab und 2013 konnten die etablierten Parteien gerade mal noch 63% der Wähler an die Urne ziehen.

      Wahlnachlese zur Bundestagswahl 2013 - www.mister-ede.de

      Zu dem Werbegag der AfD ist wohl nichts Weiteres zu sagen, aber scheint ja zu klappen. Streng geheim, die Grünen wollen sich jetzt für Ökologie und Nachhaltigkeit einsetzen. Aber ja nicht weiter sagen.

  • Schön gedichtet :)

    Bei den Ergebnissen, die die AfD erzielen konnte, wird mir allerdings immernoch übel... :(