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Ach, Europa!


Raffaels „Die Schule von Athen“ in der Stanza della SegnaturaRaffaels „Die Schule von Athen“ in der Stanza della Segnatura.

Über mehr als 500 Jahre lagen die Geschicke der Welt in den Händen unseres kleines Kontinents. Diese Zeit ist nun vorüber – meint Oliver Weber


Ein Beitrag von Oliver Weber

Träfe ein gebildeter Europäer unserer Tage auf einen angesehenen Hellenen des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts, so würden sich beide wohl glänzend verstehen. Sie wären Geistesverwandte der besonderen Art, Brüder über Jahrtausende hinweg. Beide verbindet, auf abstrakte Art und Weise, eine merkwürdige Zeitgenossenschaft. Sie erleben beide den allmählichen Rückzug zivilisatorischer Gewissheiten, die schleichende politische Ohnmacht, den Raubbau an ihrer kulturellen Basis, den Verfall ihrer Hochkultur.

Der Grieche – wohl am besten ein Athener – würde über den Niedergang des attischen Seeimperiums klagen, das Chaos der makedonischen Herrschaft, die Einfältigkeit der Römer, die nun den Ton angaben, den Bedeutungsverlust der Akadḗmeia, also derjenigen Schule, die einst Platon gründete und Aristoteles hervorbrachte, die aber nun – wenn überhaupt – nur noch Skeptiker und Kyniker produzierte; kurzum, den Rückzug der Hellenen aus der Weltgeschichte. Ihm wäre mit dem heutigen Europäer die angsteinflößende Ahnung gemein, es sei langsam vorbei mit der Hegemonie ihrer Kultur.

Die neueste Technik wird ... aus dem Silicon Valley eingeschifft

Doch was könnte der Europäer vorbringen, um seine Melancholie zu rechtfertigen? Übertreibt er nicht? Neigt sich das europäische Zeitalter wirklich dem Ende zu, wie er behauptet? Nun, wäre er einmal quer durch den Kontinent gefahren, er hätte gute Argumente. Zuvörderst, Europa ist ein schrecklich alter Kontinent. Die Geburtenrate ist niedriger als je zuvor, in nur 15 Jahren wird die größte demographische Gruppe aus über 60-Jährigen bestehen. Wenn man mit ansieht, wie ein ganzer Kontinent vergreist, schießen einem schlagartig die Worte des Papstes in den Kopf: „Es gewinnt der Gesamteindruck der Müdigkeit und der Alterung. Wie eine Großmutter, die nicht mehr fruchtbar und lebendig ist." Während anderswo die Geburten explodieren und den Planeten in regelmäßigen Abständen weitere Millionen und Milliarden an Menschen bescheren, kann sich das altgewordene Abendland nicht einmal mehr selbst reproduzieren. Sieht man es aber auch sonst nicht überall? Wie andere Mächte beginnen die Europäer zu übertrumpfen, ökonomisch die USA, China, Indien...? Die neueste Technik wird nicht mehr in London, Paris oder Berlin produziert, sondern aus dem Silicon Valley eingeschifft. Auch militärisch bedarf Europa dem Schutz seiner Filialkultur aus Übersee, weil es aus eigener Kraft weder Selbstschutz noch Peripherie-Stabilisierung aufbringen kann.

Auch politisch zerreibt sich der Kontinent...

Eine Kultur wird aber auch dann dekadent, wenn ihre Träger vergessen, warum man sie braucht. Der umgreifende Kulturrelativismus (Multikulturalismus ist hier nur ein Synonym), die One-Earth-Ideologie, die Menschelei mit all ihren Surrogaten, zeugen von achselzuckender Registrierung des eigenen Verschwindens. Das Bildungssystem, einst mit humanistischem Gymnasium und europäischer Universität an seiner Spitze, verkommt zu einer Massenproduktionsstätte semi-akademischen Humankapitals. Es ist also nur Symptom, dass man mittlerweile von Bachelor und Master spricht, statt von Magister und Diplom. Die Gesellschaft, die daraus hervorgeht, ist individualistisch-hedonistisch, besteht nur noch aus Begeisterten des Selbst. Der dazu erfundene Begriff der „Spaß-Kultur" ist ein derartiger Widerspruch in sich, dass man ihn kaum ruhig ertragen kann, denn was sich hinter diesem Wörtchen verbirgt hat vielleicht viel mit Spaß zu tun, aber nur sehr wenig mit Kultur. Auch politisch zerreibt sich der Kontinent, mal aus Zerstrittenheit, mal aus EU-Übereifer, nicht selten aus Lust am Untergang. Die Frage muss erlaubt sein: Welche weltgeschichtlich bedeutsame Entwicklung hat Europa zuletzt aus eigener Kraft angestoßen? Welche Technik wurde weltweit adaptiert? Welche naturwissenschaftliche Entdeckung stellte die conditio humana ernstlich in Frage? Welcher europäische Philosoph wird neuerdings global gelesen? Man gewinnt den Eindruck, das europäische Zeitalter hat – irgendwann Ende des 19. Jahrhunderts - seinen Zenit überschritten.

Einen Vorteil mag es aber geben. Denn „die Dekadenz zeigt im Zerfall eine letzte Ahnung, wie gross etwas war." (Hans Ulrich Bänziger) Was haben die Europäer der Welt nicht alles geschenkt? Man denke nur daran, wie die kosmische Wende den Planeten selbst an den rechten Platz rückte - Kopernikus darf man nicht ohne Grund als Begründer der Neuzeit verstehen -, oder an die scholastische Erkundung der Welt mitsamt der schöpferischen Wiederentdeckung der Antike in der Renaissance, die vielen zivilisatorischen Errungenschaften, sei es Freihandel und Marktwirtschaft, Hygiene, Medizin, Kulinarisches, die großartige europäische Architektur oder der technische Fortschritt von der Hochseeschifffahrt über die Dampfmaschine bis zur Elektrizität. Die naturwissenschaftlichen Entdeckungen von Newton bis Einstein, die großen Philosophen von Hobbes, Descartes und Leibniz über Locke, Hume, Rousseau, Kant bis zu Hegel, Schopenhauer, Byron, Mill und Nietzsche, die schöpferischen Poeten, Literaten, Musiker und Künstler, seien es Shakespeare oder Goethe, Mozart oder Bach, Da Vinci oder Picasso - „Nie wieder werde ich solche Freunde haben!" (Botho Strauß)

Vielleicht verspürt man hier am ehesten den eigenen Verfalll

Das Abendland wird wohl, anders als bereits vor hundert Jahren postuliert, nicht untergehen - dafür sind seine technologisch-sozialen Reserven zu groß. Doch das was übrig bleibt, ist nur die Oberfläche der Oberfläche, die wirtschaftliche Potenz einiger großer Nationen. Überall sonst ist die Alte Welt an Selbstmarginalisierung erkrankt, an Bedeutungsverlust der besonderen Art. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass man in der Mitte des Kontinents, dem Herzen, das Ende am ehesten zu spüren bekommt, immerhin war Deutschland immer schon Hauptschauplatz der europäischen Entwicklung, egal ob im dreißigjährigen oder ersten Weltkrieg. Vielleicht verspürt man hier am ehesten den eigenen Verfall, die Sottise der Dekadenz. So oder so kann man nur hoffen, die Nachfolger der europäischen Zeit wissen das Erbe zu würdigen.

Dieser Artikel erschien zuerst in „The European"



Kommentare

  • Träfe ein gebildeter Europäer unserer Tage auf einen angesehenen Hellenen des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts, so würden sich beide wohl glänzend verstehen.

    Ein interessanter Vergleich. In Griechenland war es ja nur die Elite, die entschieden hat, während das einfache Volk nicht mitbestimmen durfte. Siehst du das auch für die EU so?

  • Hallo Oliver Weber, wie schön, dass Du hier diese Zerfalls-Erzählung mal aufgreifst, die ja gerade in Mode ist.

    Bei manchen Deiner Punkte muss ich allerdings widersprechen bzw. die Perspektive wechseln.

    Europa hat die Welt nicht nur beschenkt, sondern eben auch geknechtet und ausgeraubt, über Jahrhunderte. Die große humanistische Tradition galt eben nicht gegenüber den kolonialisierten Gesellschaften. Ein großer Teil des Wohlstandes, heute immer noch zu besichtigen in Madrid, London, Paris....basiert eben auch auf der Unterdrückung und Ausnutzung anderer. Dieses Geschäftsmodell ist Gott sei Dank untergegangen - auch wenn der Kapitalismus als solches natürlich global immer wieder Ausbeutungsverhältnisse schafft und wir als europäische Konsumenten / Unternehmen / Staaten daran beteiligt sind.

    Was Du mit umgreifenden "Kulturrelativismus (Multikulturalismus ist hier nur ein Synonym)" meinst, ist mir nicht so ganz klar. Kultur ist immer Fluß, sie ist immer Austausch, immer Vielfalt, sie kennt kein Blut und Boden, keinen Pass (das war schon immer so, auch in der Antike). Kulturell ist Europa für mich ein Raum, im Besten Fall ein Freiraum, der immer durchlässig ist, Menschen aus aller Welt versammelt, unter Bedingungen, unter denen wir uns alle emanzipieren, ausdrücken, inspirieren, beenflussen, unser Glück finden (gerne auch in harter Gedankenarbeit). Und das darf auch Spaß machen, ist vielleicht der eigentliche Spaß in einer Welt, die meistens rein öknomischen Verwertungs-Logiken folgt.

    Und etwas polemisch: mir ist das heutige Europa sehr viel lieber als das Europa des Rassenhasses, der Kriege, der Unterdrückung (von Frauen, Homosexuellen, Andersdenkenden, Minderheiten...), des falschen National- und Kulturstolzes, des Chauvinismus (gegenüber anderen Weltteilen)...

    Das bringt mich auch zum nächsten Punkt. Wo liegt bei niedrigen Geburtenraten das Problem? Entscheidend ist doch, dass dieser europäische Raum attraktiv ist.Oder anders: Du musst nicht in Europa geboren sein, um EuropäerIn zu sein oder zu werden.

    Soweit erstmal, lieben Gruß! Alex

    • mir ist das heutige Europa sehr viel lieber als das Europa des Rassenhasses, der Kriege, der Unterdrückung

      Dito. Aber das kommt massiv wieder. Mir ist deshalb die Passivität - gerade unserer Generation - unbegreiflich. Um was geht es? Schöne Texte zu schreiben? Plattitüden aneinanderreihen? Oder geht’s um die Verteidigung dessen, was uns wichtig ist? Um Menschenrechte und Rechtsstaat? Um Demokratie? Um unsere Umwelt?

    • Hallo Alex,

      dem ersten Absatz habe ich nichts hinzuzufügen.

      Was ich mit Kulturrelativismus meine? Grundsätzlich hast du Recht, eine Hochkultur ist nicht an Ethnien, Hautfarben oder Genen gebunden; was bedeutet, dass über gesunde Einwanderung eine Kultur nicht nur fortbestehen, sondern durch wechselseitige Befruchtung neu erblühen kann - die muslimische deutsche Mittelschicht, die es mittlerweile allerorten gibt, ist dafür das beste Beispiel. Allerdings ist die Geburtenrate in der Alten Welt so gering, dass das Ausmaß der Einwanderung die man bräuchte, um Wohlstand, Einfluss und Besiedelung zu erhalten, zweifellos zu Kulturverlust führt. Auch abgesehen von Einwanderungsfragen: Allein durch den rückläufigen Anteil der Abendländer an der Gesamtmenschheit, steht außer Frage dass das 21. Jahrhundert kein europäisches mehr sein wird. Die Europäisierung der Welt ist zu Ende. Nun kann man das wie meine Vorkommentatoren hinnehmen und daran nichts schlimmes erkennen (ich tendiere auch zu dieser Einsicht), an der Konstation ändert es allerdings nichts. Deswegen auch mein letzter Satz: "Man kann nur hoffen, die Nachfolger der europäischen Zeit wissen das Erbe zu würdigen."

      • Hallo Oliver, danke noch mal für Deinen Text, der einen ins Nachdenken bringt (ist ja nich bei allen Texten so!). Ich hab jetzt hier keinen wirklich wissenschaftlichen Kulturbegriff und wahrscheinlich verstehen wir etwas unterschiedliches darunter. Ich würde mal sagen, Kultur ist halb statisch, und zur Hälfte ein Modus, in dem einfach immer wieder Neues passiert.

        Kultur ist, was Du daraus machst

        Wenn wir auf die Welt kommen, bekommen wir erstmal einen Rucksack auf die Schultern. Die Geschichte des Geburtslandes, die Werte und Grundsätze (zum Beispiel eine humanistische Bildung). All das was unsere VorgängerInnen so gelernt haben, und normativ für richtig setzen, auch das was sie mögen (Schnitzel mit Kartoffelsalat, eine bestimmte Ästhetik, Architektur, Kunst, Literatur usw.). Da bist Du natürlich sehr geprägt von Deiner Kultur, in die Du geboren wirst. Aber dann bist Du auch sehr frei. Du kannst die Traditionen und Werte attraktiv finden und sie weiterführen, Du kannst sie aber auch fortentwickeln oder ablehnen. Ganz gut sieht man es am Christentum. Du kannst Dich damit beschäftigen, Du kannst gläubig sein, Du kannst es aber auch lassen. Es ist eben auch Deine/unsere eigene Entscheidung, ob Kirchen leer bleiben, das Christenum in Deutschland/Europa 'untergeht' oder nicht. Insofern sehe ich da keinen Grund, sich einfach zu beschweren. Uns wird ja nichts aktiv weggenommen. Wir haben es selbst in der Hand. So antwortete auch die Kanzlerin des Öfteren auf das Lamento von der "Islamisierung des Abendlandes". Und sie hat Recht. Sollen die Pegiden in die Kirche gehen, wenn die Kirche im Dorf bleiben soll. Aber die meisten können ja selbst nichts mit dem christlichen Abendland und seinen humanistischen Werten anfangen.

        Wettbewerb

        Die Werte, Religionen, Traditionen sind ja nichts in Stein gemeißeltes, Materielles. Sie sind stets im Wettbewerb um unsere Köpfe und Herzen. Wir entscheiden, was wir für erhaltenswert halten, was wir leben wollen. Was in unserer Zeit keine Anziehungskraft hat, hat sie eben nicht.

        In einem Punkt möchte ich Dir noch Recht geben. Mir gefällt die Bachelor/Master-Entwicklung auch nicht. Nicht wegen den englischen Begriffen, das ist mir egal (wir haben auch verdammt viel Latein und Griechisch in der Uni-Sprache, ohne uns überfremdet zu fühlen ;)). Sondern wegen dem Zeitverlust und der "Diktatur des Nutzens", die mit diesen Studien-Formaten einhergehen. Lassen sie noch genug Zeit, eigenen Gedanken nachzugehen? Lassen sie dem Zufall nach genug Raum? Es ist eine Binse, aber im Studium sollte man eben das Lernen lernen, das Aneignen, sich emanzipieren. Es kann nicht der Zweck sein, im Multiple-Choice-Test die richtigen Kreuze gemacht zu haben, einfach Inhalte zu "pauken", die 2 Wochen später wieder vergessen sind. Egal, jetzt mach ich hier den Oberlehrer.

        Und weil es glaube ich gut zu dieser Diskussion passt, hier noch ein aktuelles Zitat von Matthias Horx:

        "Die Welt, das ganze Leben, ist komplex. Es gibt nur wenige Eindeutigkeiten in einer vernetzten, globalen Welt, in der Ströme von Ideen, wirtschaftlichen Interessen, kulturellen Einflüssen eindeutige Antworten unmöglich machen. Für denjenigen, der im Lebendigen ist, ist diese Komplexität ein Segen. Sie ist Fülle und Vielfalt. Es ist gut, dass die Welt nicht mehr so einfach ist wie „damals“, als wir früh heirateten, enge Normen hatten und die Gesellschaft in Klassen-Marschordnungen aufgeteilt war. Es ist ein Fortschritt, den wir feiern können und den wir jetzt verteidigen müssen."

        Hier der ganze Text

        Lieben Gruß! Alex

        • "Die Werte, Religionen, Traditionen sind ja nichts in Stein gemeißeltes, Materielles. Sie sind stets im Wettbewerb um unsere Köpfe und Herzen."

          Sie sind vor allem das, was wir auch tatsächlich leben. Wasser predigen und Wein trinken macht unsere Welt nicht besser.

          • Mich macht deshalb auch nachdenklich, dass 75% der jungen Briten gegen einen Verbleib in der EU gestimmt haben oder gar nicht erst zur Wahl gegangen sind.

      • Grundsätzlich hast du Recht, eine Hochkultur ist nicht an Ethnien, Hautfarben oder Genen gebunden;

        Auch im Speziellen nicht. Oder gibt es da Zweifel?

        Allerdings ist die Geburtenrate in der Alten Welt so gering, dass das Ausmaß der Einwanderung die man bräuchte, um Wohlstand, Einfluss und Besiedelung zu erhalten, zweifellos zu Kulturverlust führt.

        Einwanderer führen nicht zu Kulturverlust, sondern Faschismus, Kommunismus oder sonstiger weltlicher oder religiöser Fanatismus führen zu Kulturverlust. Sowieso alles irgendwie eine schräge Vorstellung. Man verliert ja nicht seine Meinung oder seine Kultur, wenn man die Meinung oder Kultur eines anderen kennenlernt.

  • Der Artikel ist auf jeden Fall interessant: das Absinken der Alten Welt in die Bedeutungslosigkeit. USA, China, Indien beginnen Europa zu übertrumpfen...

    Ich frage mich, was ist das für ein Denken? Warum dieses Ranking? Warum sollte Europa der beste Kontinent dieser Erde sein in einer globalisierten Welt?

    Mich ärgert die Rede von Europa, einem alt gewordenen Kontinent, fest gemacht an der Geburtenzahl. Vor allem ärgert mich das Bild des Papstes: "Wie eine Großmutter, die nicht mehr fruchtbar und lebendig ist." Erschöpft sich der Sinn einer Frau am Kinderkriegen?" Oh, wie animalisch ist das gedacht. Es beleidigt mich. Wenn man so denkt, sollte man die medizinische Forschung reduzieren, die es macht, dass die Menschen immer älter werden, auch weit über die Grenzen ihrer Reproduktionsfähigkeit hinaus.

    Und ist es schon ein Plus, dass in armen Ländern Afrikas und Asiens viel viel mehr Kinder geboren werden als in Europa, Kinder, die keine ökonomische Zukunft in ihren Geburtsländern haben, die gezeugt werden, ohne dass sich ihre Erzeuger irgendeine Vorstellung davon machen, was aus ihnen einmal werden soll? Kinder, die sich später als Flüchtlinge auf den Weg machen werden in das viel gescholtene "alte" Europa?

    Ich denke, Europa muss nicht an der Spitze der globalen Entwicklung stehen. Es kann in sich ruhen mit all seinen Traditionen als "Alte Welt", von der die entscheidenden Impulse ausgingen für die "Neue Welt". Und Europa ist nicht ein einheitlicher kultureller Körper. Man denke nur an die Musik, englische Songs, französische Chansons, deutsche Schlager etc...Die kulturelle Vielfalt, die in Europa herrscht, ist schön. Sie sollte nicht zugunsten einer einheitlichen Sprache, einer einheitlichen Musik, einer soz. Durchschnittskultur aufgegeben werden, nur um als "global player" neben den USA, China, Indien und wer sonst noch in Konkurrenz tritt, Lateinamerika, die arabische Welt etc standhalten zu können.

    Das vielgestaltige Europa (griechisch, römisch, germanisch) ist alt, aber gerade deswegen achtens- und liebenswert. Junge Europäer können stolz darauf sein, Europäer zu sein, soz. Europa als Großmutter zu haben. Wenn sie in sich selbst ruhen, wird sie das Gerangel um den ersten Platz auf unserer Erde kalt lassen.

    • Junge Europäer können stolz darauf sein, Europäer zu sein, soz. Europa als Großmutter zu haben.

      Eine tolle Leistung, als Europäer geboren worden zu sein. Wer ansonsten nix hat, worauf er stolz sein kann.

      Ich frage mich, was ist das für ein Denken? Warum dieses Ranking? Warum sollte Europa der beste Kontinent dieser Erde sein in einer globalisierten Welt?

      Die Europäische Föderation würde nach innen wie nach außen auf gleichwertige Lebensverhältnisse und Chancengerechtigkeit hinwirken (Art. 7 II FV).

  • Das Abendland wird wohl, anders als bereits vor hundert Jahren postuliert, nicht untergehen

    "Et hätt noch emmer joot jejange" sollte nicht der neue Leitspruch der EU werden. Ich werbe daher für eine Debatte über einen Umbau.

    Plädoyer für unterschiedliche Integrationsstufen in Europa